Liebe Leser*innen,
Evangelium heißt übersetzt „Frohe Botschaft“. Heute liest sich der Text eher wie eine Drohbotschaft. Der Evangelist Lukas will den Gemeindemitgliedern eindringlich klarmachen, dass sie Verantwortung dafür tragen, wie sie leben: ob das Gottes Willen gemäß und zum Wohl der Menschen ist oder nicht. Er mahnt, jetzt zu handeln und es nicht vor sich her zu schieben. Denn wann die Chance vertan ist, weiß niemand.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: |
Verkauft euren Besitz |
Denn wo euer Schatz ist, |
Eure Hüften sollen gegürtet sein |
Seid wie Menschen, |
Selig die Knechte, |
Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache |
Bedenkt: |
Haltet auch ihr euch bereit! |
Da sagte Petrus: |
Der Herr antwortete: |
Selig der Knecht, |
Wahrhaftig, ich sage euch: |
Wenn aber der Knecht in seinem Herzen sagt: |
dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, |
Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, |
Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, |
Wieder können wir uns fragen: „Was ist heute das wichtigste, das ich tun oder lassen sollte?“ oder anders ausgedrückt „Woran hängt unser Herz wirklich?“, Macht uns dieses Handeln frei oder unfrei?“, „Sind wir bereit?“
Und dann müssen wir aktiv werden: Teilen, helfen, dienen, die Bedürftigen nicht vergessen…
„Gegürtete Hüften“ bedeuten, anzupacken, entschlossen an die Arbeit zu gehen - denn damit die Kleidung bei der Arbeit nicht behinderte, wurde sie hochgebunden.
Wer achtsam und zugleich wachsam und aktiv gearbeitet hat, erlebt beim Endgericht durch Jesus einen Rollentausch: Wer sich in Dienst nehmen lässt, wird bedient!
Für das „von Gott in Dienst nehmen“ gelten keine Ausreden. Jeder von uns hat Fähigkeiten und Talente, die er einsetzen kann.
Amtsmissbrauch und Nachlässigkeit werden streng geahndet. Wer viel Verantwortung trägt, muss auch für viel Rechenschaft ablegen. Jedem wird so viel zugemutet, wie er Verantwortung tragen kann.
Wir spüren, dass der Evangelist Missstände in der Gemeinde im Auge hat und will, dass sie sich zum Besseren ändern. Den Verantwortlichen zeigt er drastisch die Folgen.
Traurig ist die Aktualität des Textes angesichts der Missstände in der Kirche heute.
Trotz der Ernsthaftigkeit und Konsequenz dieses Evangeliums bleibt es uns eine frohe Botschaft, weil wir uns ja bemühen, bereit zu sein.
Außerdem dürfen wir nicht den Anfang des Textes überlesen. Dort lässt der Evangelist Jesus sagen: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin