Liebe Leserin, lieber Leser,
Markus schrieb das älteste Evangelium. Die ersten Worte sind wie eine Überschrift über sein ganzes Buch. Er beginnt es mit seinem Glaubensbekenntnis: Der Mensch Jesus ist der Christus, der Messias, ja mehr noch: Er ist Gottes Sohn. Und dann folgt, wie bei einer Großveranstaltung auf der Bühne, ein Vorprogramm, das uns auf den Höhepunkt, der noch kommen wird, einstimmen soll: Johannes der Täufer tritt auf…
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. |
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesája - |
Stimme eines Rufers in der Wüste: |
so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf |
Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; |
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren |
Er verkündete: |
Ich habe euch mit Wasser getauft, |
Johannes der Täufer soll das Volk Israel vorbereiten und einstimmen auf den, der nach ihm kommt. „Bereitet den Weg des Herrn!“ „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich.“
In der Adventszeit, sozusagen dem „Vorprogramm von Weihnachten“, hören wir im Evangelium an zwei Adventssonntagen hintereinander von Johannes, der das Vorprogramm Jesu in Person ist. Sein wildes Äußeres im Gewand aus Kamelhaaren zeigt, wie wenig wichtig er sich selbst nimmt. „Ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“, sagt er. Johannes weiß, wie vorläufig er ist. Er will nicht selbst im Mittelpunkt stehen, sondern auf Jesus hinweisen. Sein ganzes weiteres Leben ist ein Beweis dafür: Er tritt öffentlich auf, bevor Jesus auftritt. Als dieser da ist, tritt er zurück.
Er weist auf ihn hin. Er lässt sogar seine eigenen Anhänger ziehen, damit sie Jesus nachfolgen. Darin ist Johannes ein Vorbild für die Kirche, denn die Kirche ist kein Selbstzweck. Sie hat die Aufgabe, auf Jesus Christus hinzuweisen und den Menschen einen Zugang zu ihm zu schaffen.
Alle Eltern wissen, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo sie sich zurücknehmen müssen. Sie haben ihr Kind so gut es ging auf das Leben vorbereitet, aber irgendwann müssen sie seine Entscheidungen respektieren, auch wenn sie anders sind, als sie es sich wünschen. So ist es auch in der religiösen Erziehung. Wir lernen den Kindern zu beten, bereiten sie auf die Sakramente vor, versuchen, ihnen Vorbild zu sein, aber dann müssen wir respektieren, wie sich ihr Glauben entwickelt.
Wir Christen haben wie Johannes der Täufer die Aufgabe, Jesus Christus in dieser Welt den Weg vorzubereiten. Wir können Menschen, bei denen wir das Gefühl haben, sie hätten noch nie die Erfahrung gemacht, dass der Glauben etwas Schönes ist und eine Hilfe für das Leben, auf Jesus Christus hinweisen. Durch ein Gespräch, durch gutes Beispiel und unser Gebet können wir so Jesus Christus den Weg bereiten, so dass er einen Zugang findet zu den Menschen.
Und wie ist das mit unserer/ meiner eigenen Vorbereitung? Wie kann ich Jesus im eigenen Leben den Weg bereiten, wie alle Hindernisse aus dem Weg räumen, damit Jesus bei mir ankommen kann?
Nehmen wir uns bewusst Zeit im Advent, um uns zu fragen: Wer ist Jesus für mich? Ist er der, der mein Leben verändern kann, der mir Hoffnung schenkt in einer wenig hoffnungsvollen Zeit? Traue ich ihm und glaube ich, dass er mit seinem guten, stärkenden, ermutigen Heiligen Geist bei mir ist?
„Bereitet den Weg des Herrn!“ Dieser adventliche Auftrag kann konkret bedeuten: Gutes weiterzusagen und Hoffnung zu verbreiten. Wir sollten die (welt-)verändernde Wirkung nicht unterschätzen!
Eine gesegnete, neue Adventswoche wünscht dir/Ihnen
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin