Liebe Leserin, lieber Leser,
es lohnt sich beim Lesen des heutigen Evangeliums genauer auf die Kommunikation zu achten. Die Begebenheit, die der Evangelist Johannes beschreibt, sollten wir uns wie ein Schauspiel vorstellen. Es geht um Sehen, in den Blick nehmen, gesehen werden, Ansehen, um Hinhören, um Erleben von Gemeinschaft und Ermöglichung von Glaubenserfahrung.
In jener Zeit |
Als Jesus vorüberging, |
Die beiden Jünger hörten, was er sagte, |
Jesus aber wandte sich um, |
Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! |
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, |
Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon |
Er führte ihn zu Jesus. |
Johannes sieht Jesus vorübergehen, weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin und nennt ihn „Lamm Gottes“. Jesu Zeit ist gekommen. Johannes tritt sozusagen von der Bühne ab, er geht in den Hintergrund. Die Jünger des Johannes hören, was Jesus sagt. Johannes lässt zu, dass sie nun Jesus folgen.
Jesus bemerkt die Männer, wendet sich um und spricht sie an. „Was sucht ihr?“, fragt er sie. Er nimmt sie (und jede und jeden von uns) wahr. Sie antworten mit einer Gegenfrage. „Meister, wo wohnst du?“.
Die Antwort ist kurz: „Kommt und seht!“. Sie beinhaltet aber eigentlich alles was nötig ist, um Glaubenserfahrung zu ermöglichen: Johannes beschreibt für mich, das, was Christen tun sollten: Einander wahrnehmen und ansehen, sich zuhören, miteinander reden, sehen, wie der andere lebt, was ihm wichtig ist, Glauben kennenlernen, Zeit miteinander verbringen, den anderen Anteil an meinem Leben nehmen lassen, Gemeinschaft erleben.
Ich erinnere mich, dass es für mich als Kind immer etwas Besonderes war, wenn ich von Klassenkamerad*innen zum Spielen/ Geburtstagfeiern nach Hause eingeladen wurde. Ich durfte das Zuhause des /der anderen kennenlernen und erlebte, wie miteinander gesprochen wurde, welche Regeln es gab, wie miteinander gegessen wurde, anderes Essen, andere Gerüche, andere Wohnungseinrichtung, andere Rituale… . Immer war es anders als bei uns zu Hause. Diese Erlebnisse haben meinen Blick geweitet und ich lernte, Verständnis fürs Anderssein - Toleranz.
Jesus sagt: „Kommt und seht“. Wir sind eingeladen. Es liegt an uns, wie wir mit der Einladung umgehen, ob wir kommen oder nicht. Jesus will Freiwillige. Kommen wir und sehen wir hin? Dabei könnten wir vieles entdecken, was uns froh und zuversichtlich macht und Kraft gibt für die Aufgaben, die das Leben an uns stellt.
Um Glaubenserfahrung in der Gemeinde zu ermöglichen, braucht es eigentlich nur diese Einladung: „Kommt und seht!“ Wir stellen uns der Herausforderung, um in diesen Tagen für den Pastoralraum ein Katechese-Konzept zu erarbeiten. Die Überschrift könnte sein: „Kommt und seht!“.
Am Ende des Evangeliums blickt Jesus den Simon an. Er kennt ihn beim Namen und spricht ihn an. Mit dem neuen Namen Petrus gibt er ihm einen Auftrag, er traut ihm etwas zu und schenkt ihm Würde.
Jesus schaut jeden von uns an, traut uns etwas zu und schenkt uns Würde. Dass wir uns dies in der kommenden Woche immer mal wieder bewusstmachen, wünsche ich uns.
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin