3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls aus Beerfelden zum 2. Sonntag im Jahreskreis

Kommt und seht! (c) Gabriele Maurer
Kommt und seht!
Datum:
Mo. 8. Jan. 2024
Von:
Gabriele Maurer

Liebe Leserin, lieber Leser,

es lohnt sich beim Lesen des heutigen Evangeliums genauer auf die Kommunikation zu achten. Die Begebenheit, die der Evangelist Johannes beschreibt, sollten wir uns wie ein Schauspiel vorstellen. Es geht um Sehen, in den Blick nehmen, gesehen werden, Ansehen, um Hinhören, um Erleben von Gemeinschaft und Ermöglichung von Glaubenserfahrung.

Evangelium (Joh 1,35-42)

In jener Zeit
   stand Johannes am Jordan, wo er taufte,
und zwei seiner Jünger standen bei ihm.

Als Jesus vorüberging,
   richtete Johannes seinen Blick auf ihn
und sagte: Seht, das Lamm Gottes!

Die beiden Jünger hörten, was er sagte,
   und folgten Jesus.

Jesus aber wandte sich um,
und als er sah, dass sie ihm folgten,
   sagte er zu ihnen: Was sucht ihr?
Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -,
   wo wohnst du?

Er sagte zu ihnen: Kommt und seht!
Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte,
und blieben jenen Tag bei ihm;
es war um die zehnte Stunde.

Andreas, der Bruder des Simon Petrus,
   war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten
   und Jesus gefolgt waren.

Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon
und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden -
das heißt übersetzt: Christus - der Gesalbte.

Er führte ihn zu Jesus.
Jesus blickte ihn an
   und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes,
du sollst Kephas heißen,
das bedeutet: Petrus, Fels.

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Johannes sieht Jesus vorübergehen, weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin und nennt ihn „Lamm Gottes“. Jesu Zeit ist gekommen. Johannes tritt sozusagen von der Bühne ab, er geht in den Hintergrund. Die Jünger des Johannes hören, was Jesus sagt. Johannes lässt zu, dass sie nun Jesus folgen.

Jesus bemerkt die Männer, wendet sich um und spricht sie an. „Was sucht ihr?“, fragt er sie. Er nimmt sie (und jede und jeden von uns) wahr. Sie antworten mit einer Gegenfrage. „Meister, wo wohnst du?“.

Die Antwort ist kurz: „Kommt und seht!“.  Sie beinhaltet aber eigentlich alles was nötig ist, um Glaubenserfahrung zu ermöglichen: Johannes beschreibt für mich, das, was Christen tun sollten: Einander wahrnehmen und ansehen, sich zuhören, miteinander reden, sehen, wie der andere lebt, was ihm wichtig ist, Glauben kennenlernen, Zeit miteinander verbringen, den anderen Anteil an meinem Leben nehmen lassen, Gemeinschaft erleben.

Ich erinnere mich, dass es für mich als Kind immer etwas Besonderes war, wenn ich von Klassenkamerad*innen zum Spielen/ Geburtstagfeiern nach Hause eingeladen wurde. Ich durfte das Zuhause des /der anderen kennenlernen und erlebte, wie miteinander gesprochen wurde, welche Regeln es gab, wie miteinander gegessen wurde, anderes Essen, andere Gerüche, andere Wohnungseinrichtung, andere Rituale… . Immer war es anders als bei uns zu Hause. Diese Erlebnisse haben meinen Blick geweitet und ich lernte, Verständnis fürs Anderssein - Toleranz.

Jesus sagt: „Kommt und seht“. Wir sind eingeladen. Es liegt an uns, wie wir mit der Einladung umgehen, ob wir kommen oder nicht. Jesus will Freiwillige. Kommen wir und sehen wir hin? Dabei könnten wir vieles entdecken, was uns froh und zuversichtlich macht und Kraft gibt für die Aufgaben, die das Leben an uns stellt.

Um Glaubenserfahrung in der Gemeinde zu ermöglichen, braucht es eigentlich nur diese Einladung: „Kommt und seht!“ Wir stellen uns der Herausforderung, um in diesen Tagen für den Pastoralraum ein Katechese-Konzept zu erarbeiten. Die Überschrift könnte sein: „Kommt und seht!“.

Am Ende des Evangeliums blickt Jesus den Simon an. Er kennt ihn beim Namen und spricht ihn an. Mit dem neuen Namen Petrus gibt er ihm einen Auftrag, er traut ihm etwas zu und schenkt ihm Würde.

Jesus schaut jeden von uns an, traut uns etwas zu und schenkt uns Würde. Dass wir uns dies in der kommenden Woche immer mal wieder bewusstmachen, wünsche ich uns.

Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin