Liebe Leserin, lieber Leser,
wir, die wir uns Christen nennen, glauben oft zu wissen, wer zu Gott (oder zur Kirche?) gehören darf, und wer nicht. Jesus gibt uns im heutigen Evangelium überraschend klare Antwort.
In jener Zeit |
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! |
Denn wer nicht gegen uns ist, |
Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, |
Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, |
Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, |
Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, |
Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, |
wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. |
Da ist einer, der im Namen Jesu handelt und Dämonen austreibt, obwohl er nicht zu den Jüngern zählt. Die Jünger wollen ihn hindern und erzählen Jesus von dem Vorfall. Vielleicht erwarten sie sogar, dass Jesus sie dafür lobt. Doch Jesus antwortet unerwartet nachsichtig: „Keiner, der in meinem Namen Machttaten vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“
Uns könnte dies heute auch sagen: Es gibt auch Gutes und es gibt auch Glauben außerhalb von Kirche. Schaut über euren Zaun hinaus, sucht Verbündete, übt Toleranz!
Es geht hier nicht um eine Rangfolge, wer zu Christus gehören darf. Dieses Urteil können wir getrost Jesus selbst überlassen. Es geht um unseren persönlichen Glauben und darum, vor uns selbst als würdige Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu zu bestehen.
Ganz anders, nämlich sehr streng und klar, ist Jesu Meinung zum Umgang mit den „Kleinen, die an mich glauben“, den Menschen, die ihm von Herzen nachfolgen wollen.
Wer ihnen Böses antut, sie im Glauben verunsichert, sie verführt, sie missbraucht, der hat die härteste Strafe verdient und wird gemahnt. Bilder von der Endzeit, der Hölle werden als Konsequenz mit solchem Handeln verknüpft.
Hier geht es um die anderen und nicht mehr um unseren persönlichen Glauben. Es geht um unsere Verantwortung. Es geht um die Gemeinschaft der Gemeinde und den Glauben der Gemeinde und um unseren - hoffentlich den Frieden suchenden - Umgang miteinander. Das bedeutet auch, dass unser Handeln Konsequenzen hat, auch über dieses irdische Leben hinaus.
Wir können uns fragen: Wo sehe ich weg, wenn jemand Hilfe braucht? Wo könnte ich mich für andere einsetzen? Bin ich zu bequem? Wie sieht es aus mit meinen Erwartungen an andere, bin ich zu streng?
Jesus fordert uns auf, uns selbst gegenüber ehrlich und streng zu sein und anderen gegenüber nachsichtig. Ein Rezept für ein gutes Zusammenleben! So wird aus der vermeintlichen Drohbotschaft eine frohe Botschaft.
Eine frohe neue Woche wünscht
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin