Der Katholische Pastoralraum Odenwaldkreis steht kurz vor dem Ziel: Aus bisher zwölf Pfarreien wird zum 1. Januar 2026 die neue Pfarrei „Guter Hirte im Odenwaldkreis“ gebildet. Bischof Peter Kohlgraf wird dazu am 31. Dezember 2025 die bisherigen Strukturen auflösen.
Rückblick: Der Auftakt zum Pastoralen Weg im Bistum Mainz war ein Workshoptag am 1. Juni 2019 sowie ein festlicher Gottesdienst an Pfingsten im Mainzer Dom. Ziel war es, in drei Phasen ein zukunftsfähiges Modell kirchlichen Lebens zu entwickeln – im Wissen, dass die Zahl der Gläubigen und Seelsorger weiter sinkt.
Ende April 2021 stimmte die Dekanatsversammlung mit 60 % für ein Ein-Pfarreien-Modell. Die Entscheidung fiel nach einer dynamischen Meinungsbildung. Ausschlaggebend war wohl, dass bei künftig nur noch 4,8 (statt zuvor 11) hauptamtlichen Stellen eine Zweiteilung des pastoralen Dienstes wenig sinnvoll erschien.
Bischof Kohlgraf errichtete am Osterfest 2022 neue Pastoralräume und löste die bisherigen Dekanate zum 31. Juli 2022 auf. In der Folge sollten die bestehenden Pfarreien zusammengeführt werden. Für den Odenwald bedeutete das die Gründung einer neuen, die bisherigen Gemeinden einschließenden Pfarrei bis spätestens 2026. Dafür wurde im zweiten Halbjahr 2022 eine Pastoralraumkonferenz eingerichtet. Die Leitung des Pastoralraums übernahm Pfarrer Harald Poggel, der vom Bischof als Leiter des Pastoralraums Odenwaldkreis berufen wurde.
Bei aller Aufbruchsstimmung war eines immer klar: Kirche bleibt vor Ort – nah bei den Menschen! Sie ermöglicht Vielfalt an unterschiedlichen Orten mit jeweils eigenem Profil. Der große Mehrwert liegt in der Zusammenarbeit der Gemeinden: So können Ressourcen sinnvoll genutzt und gemeinsame Ziele verfolgt werden.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden in Phase II sechs zentrale Entwicklungsaufgaben definiert: Gottesdienst, Katechese, Diakonie, Vermögen, Gebäude und Verwaltung. Daraus entwickelte sich im Pastoralraum eine Projektstruktur mit mehreren Projektgruppen, ergänzt durch Themen wie Ökumene und Ehrenamt, einer Steuerungsgruppe und der Pastoralraumkonferenz. Pfarrer Harald Poggel brachte es auf den Punkt: „Die neue Pfarrei soll das erarbeitete Konzept der Phase II mit Leben füllen.“ Und er stellte die entscheidenden Fragen: „Wie wollen wir Glauben leben? Wie wollen wir eine Kirche sein?“ Seine Antwort: „Dreieinhalb Jahre sind nicht viel Zeit. Doch wer keine Ziele setzt, kommt nicht voran.“
Und der Pastorale Weg im Odenwald ist nicht nur Theorie. Seit Dezember 2023 sind eine kleine Statue des heiligen Martin – Patron des Bistums Mainz – sowie ein auf Eichenholz gemaltes Bild der Schwarzen Madonna des Odenwaldes unterwegs durch die zwölf Pfarreien. Alle zwei Monate ziehen sie weiter. Am 31. August 2025 wechseln sie von Christkönig Höchst nach St. Sophia Erbach, wo die beiden im Gottesdienst anlässlich des Pfarrfestes begrüßt werden. Zum Fest Mariä Empfängnis am 7. Dezember 2025 kehren sie kurz vor der offiziellen Neugründung der Großpfarrei nach Hesselbach zurück.
Einen Meilenstein des Pfarreigründungsprojekts markierte die Fertigstellung des Pastoralkonzepts im April dieses Jahres. Es dient als Leitlinie für das gemeinsame pastorale Handeln in der neuen Pfarrei.
Ausblick: Um einen reibungslosen Übergang von den bisherigen Pfarrbüros zu einem gemeinsamen Pfarrbüro zu gewährleisten, werden bereits ab September dieses Jahres Aufgaben vom Verwaltungspersonal übernommen, so dass ab dem 1. Januar 2026 ein verlustfreies Arbeiten möglich ist. So können Erfahrungen gesammelt und schrittweise Optimierungen eingeführt werden. Der Umbau eines gemeinsamen Verwaltungsbüros in Michelstadt steht noch an. Ab der Neugründung soll dann das Zentrale Verwaltungsbüro mit den Bereichen Front- und Backoffice auch für die Besucher komfortablere Öffnungszeiten anbieten. Geplant ist, dass das Frontoffice – also der Bereich des Zentralen Verwaltungsbüros, der die erste Anlaufstelle für Besucher ist – montags und donnerstags jeweils von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr sowie dienstags und freitags von 8 bis 12 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet ist. Dazu kommen noch Kontaktstellen in Bad König, Breuberg-Neustadt, Höchst, Reichelsheim und Seckmauern, die pro Woche für drei Stunden am Vormittag geöffnet sind. In Erbach wird die Kontaktstelle für insgesamt sechs Stunden, verteilt auf Dienstagnachmittag, Mittwoch- und Freitagvormittag für jeweils zwei Stunden geöffnet sein.
Als Pfarrkirche für die künftige Pfarrei „Guter Hirte im Odenwaldkreis“ wurde St. Sophia in Erbach festgelegt. Sie ist der zentrale Ort der neuen Pfarrei, an dem die Feier der Eucharistie und der anderen Sakramente gewährleistet ist. Die Rahmenvorgaben des Bischofs verweisen auf die besondere Rolle dieses Gottesdienstortes, an dem verlässlich an jedem Sonntag die Heilige Messe zur selben Uhrzeit gefeiert wird. Für St. Sophia wird dies am Vormittag um 11 Uhr sein. Selbstverständlich finden aber auch in den anderen Kirchen der katholischen Gemeinden weiterhin Gottesdienste statt.
Bereits in Planung ist das Gründungsfest. Es soll am 1. Februar 2026 in der Michelstädter Kirche St. Sebastian gemeinsam von allen katholischen Gemeinden und zusammen mit vielen Menschen des Odenwaldkreises gefeiert werden. Bis dahin sind noch einige Aufgaben zu erledigen. So muss etwa die Amtsdauer des ersten Pfarreirats festgelegt werden. Er wird am 14./15.März nächsten Jahres gewählt.
Insgesamt sieht der leitende Pfarrer des Pastoralraums Odenwaldkreis, Harald Poggel, den Fortgang des Pastoralen Weges sehr vielversprechend – und der Pfarreineugründung im Januar 2026 positiv entgegen.