Bauprojekt: Pfarrer Heinz Kußmann zieht erste Bilanz zum Bau des Gemeindesaals
Seit einem halben Jahr wird für den neuen Gemeindesaal der katholischen Pfarrei Sankt Sophia in Erbach gegraben, gemauert, gehämmert. Anfang September 2002 war die Grundsteinlegung: Die Remise hinter dem Palais und direkt neben der Kirche an der Hauptstraße wird zu einem neuen Gemeindesaal umgebaut und in westliche Richtung erweitert. Der ehemalige Wagenschuppen bleibt in seiner jetzigen Form erhalten, der Saal schließt sich als modernes Bauwerk an.
Artikel von Brigitte Gerbig vom 6.3.2003 im Odenwälder Echo.
Was heute wie das typische Ensemble eines Pfarrhofes aussieht, wurde Mitte des neunzehnten Jahrhunderts für völlig unterschiedliche Zwecke errichtet. So stammen die Entwürfe der katholischen Kirche und auch des benachbarten stattlichen Gebäudes im Stil der Neogotik zwar wohl aus der gleichen Zeichenfeder des Architekten Sylvester Stockh (1774-1855), doch diente letzteres ursprünglich nicht als Pfarrhaus, sondern als Wohnhaus für Beamte des Grafen Erbach-Erbach. Dadurch wird auch die Größe der gegenüberliegenden Remise verständlich, die für ein Pfarrhaus eigentlich zu opulent ausgefallen wäre.
Auf Vorschlag des Landesamtes für Denkmalpflege wurde diese Remise nicht niedergelegt, um einen Gemeindesaal Platz zu machen, sondern in die Planung desselben mit einbezogen. Nach der Fertigstellung im Dezember 2003 bildet dieser historische Bauteil das repräsentative Entree für den modernen Versammlungsraum, der sich auf der Rückseite in den mit alten Bäumen bestandenen Garten des Gemeindezentrums erweitert. Die Grundsanierung umfasste alle Gewerke von der Fundamentsanierung bis zur Dachsanierung. Darüber hinaus wurden für das Erscheinungsbild wichtige Elemente wie die Tore unter den flankierenden Risaliten auf ihre ursprünglichen Öffnung zurückgeführt, indem man die Sandsteingewände ergänzte. Statt der ursprünglichen Holztore wurden, der neuen Nutzung entsprechend, Metallfenster mit einer modernen Aufteilung eingebaut. An den Türen verweisen die senkrechten Sprossen auf die Gliederung der ehemaligen, aufgedoppelten Holztüren, angelehnt an die Konstruktion der originalen spitzbogigen Tür im mittleren Zwerchgiebel. Die Ausgestaltung und Kubatur der ehemaligen Remise ließ für den zu konzipierenden Saal erst gar nicht die Erwägung aufkommen, diesen Bauteil in Anlehnung zum Vorhandenen auszubilden. Das Prinzip der konsequenten Trennung von neuer und vorhandener Architektur wird auch im Inneren des Saales dort durchgehalten, wo die ehemalige Außenwand des historischen Bauteils Traufgesims und ansetzender Dachschräge prägnant in Erscheinung tritt. Das Projekt ist insgesamt ein gelungener Beitrag zum Thema „moderne Erweiterung eines denkmalgeschützten Gebäudes“.
Der Artikel wurde der Zeitschrift „Denkmalpflege Kulturgeschichte“ (Herausgeber: Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Ausgabe: 1-2004 entnommen.
Teilnehmer der Einweihungsfeier, 26.10.2004, 10:00 Uhr:
Einweihung: Pfarrei Sankt Sophia erhält viel Lob für die gelungene Verbindung der alten Remise mit einem Gemeindesaal
Artikel von cr im Odenwälder Echo vom 29.06.2004.