Nun ist die Fastenzeit ja fast vorbei. In Zeiten von Corona bleibt allerdings noch etwas zu sagen. Weil ja Fasten kein diätetisches Tun und auch kein bloßes Lassen von irgendwas ist, sondern, wie jedes Kita Kind weiß, eine hochspirituelle Angelegenheit.
Unser diesjähriges Corona Fasten, will man deshalb Gott genauer YWHW dabei ins Spiel bringen, zeichnet eine gewisse menschliche Undeutlichkeit um nicht zu sagen Vergeblichkeit aus. Mit Rücksicht auf die uns in diesem Zusammenhang nicht zu ersparende Sicht auf die Pandemie möchte ich eine kleine Anregung geben.
Allerdings nicht alleine. Ich habe mir einen Referenten dazu gewählt: Wenn man dem Propheten Jesaja das Wort erteilt, ergibt sich möglicherweise eine Klärung. Er macht sich, typisch für einen Propheten Gottes, für ein Fasten stark, das er der inneren, meint göttlichen, Natur dieses Phänomens entnommen, resp. geoffenbart bekommen hat. Und die Pointe ist, dass er dies uns phantasielos, vergeblich, fastenden Menschen ziemlich rabiat als die einzig überhaupt gültige Art von Fasten in Coronazeiten präsentiert. Also nicht seiner Meinung nach, sondern der Meinung des Allerhöchsten nach.
Ob der Allerhöchste die hat, weil er selbst fastet ist nicht überliefert. Aber in dem Buch des Propheten Jesaja steht es in Jes 58, 3-10. Ich erlaube mir zusammenzufassen - euer (gemeint sind wir) Fasten ist (dieses Jahr, Anmerk. des Autors) eine Blödigkeit sondergleichen und außerdem ganz generell. Fasten wie ich, YWHW es verstehe ist: barmherzig sein. Ihr sollt barmherzig sein. Das ist Fasten.
Nun, ich fühle mich in jeder Hinsicht überfordert, gerade jetzt in der Pandemie barmherzig sein? Ist das ein moralischer Appell zu Geduld und Verständnis für alle Verantwortlichen, die sich um das Management der Krise kümmern? Oder sind die Bewohner von Altenheimen gemeint? Oder die Pflegekräfte? Oder am Ende alle gemeinsam?
Aussichtslos. Barmherzigkeit in diesem heiligen Sinn - sprechen wir auch in diesem Kreis gern von Mitleid als psychologischer Konstante in manchen Menschen - fordert eine Bereitschaft von der Lebenslüge aller Lebenslügen Abschied zu nehmen. Der Besserwisserei und, viel schwerer, der Stammtisch Wahrheiten von jenen, die nichts verantworten müssen für ihr blödes Geschwätz. Das ist in der Tat ein nicht zu schaffendes Verlangen unseres Gottes in den fernen Himmeln.
Verehrte, bei aller Ironie, das Thema ist ernst. Alles, was wir Menschen tun ist hilfreich und fragwürdig zugleich. Die Widersprüche des Lebens lassen sich nicht einfach mit Sprüchen und auch nicht mit Beten allein ertragen, geschweige denn auflösen. So bleibt meiner Auffassung nur eines: sich sinnlos, meint zweckfrei, dem Höchsten anzuempfehlen, wenn die Erkenntnis da ist, dass ich allein Corona nicht besiegen kann. Ihm allein die Ehre und Redlichkeit und Rechenschaft zu geben. Erst jetzt können Menschen sich in diesem Geist zusammentun und Gutes bewirken. Der Sinn aller Politik ist, dass wir über Einsicht und Klugheit Gelerntes, für alle - besonders die Schwachen, Armen und Bedürftigen - erreichbar machen.
Wir überblicken nicht, was sein wird. Und wir werdens nie. Aber wir können die Hoffnung aufrufen und von Gott einfordern. Mit Jesaja würde ich ja gerne dem Höchstbarmherzigen zurufen: Barmherzigkeit, ja gut - vergib, wenn es nicht ganz gelingt - aber es soll der Versuch sein, wenn du deine schützende und segnende Hand drauflegst. Es sei ein Tausch angesagt, unsere menschliche Blödigkeit gegen deine Barmherzigkeit. Guter Tausch, finde ich.