Kulturkirche und Werkstattkirche feiern achten gemeinsamen Bluesgottesdienst. Musikalisch begleiten Johanna Fröhlich (Gesang), Lasse Löytynoja (Gitarre) und Peter Hermann (Bass) den Gottesdienst mit knackigen Solis, spielerischen Rafinessen und überzeugenden Bluestimbre.
Es sind die kleinen Sachen, auf die es ankommt, die banalen Dinge des Alltags und an denen es oft fehlt: Praktische Lebenshilfe, nicht Worte, wie man sie oft von den Kanzeln und in Sonntagsreden hört, sondern Taten sind das, was die sogenannten „Mit-Mach-Menschen“ der Werkstattkirche ausmacht. In diesem Netz bringen sich sich Menschen ein, die etwas zu geben haben, und sie profitieren davon: eine neue Art von Gemeinde im Zeiten allgemeinen Gemeindesterbens. Denn längst fängt der Sozialstaat nicht alle Menschen auf. Viele, die alt sind, krank und allein fallen durch das soziale Raster. Aber woran spart man, wenn man sich die teure Behandlung oder wichtige Präparate nicht mehr leisten kann? Die Antwort ist einfach: am Essen.
Hier stehen die „Mit-Mach-Menschen“ der Werkstattkirche zur Stelle mit Lebensmittelspenden, einem gemeinsamen Mittagstisch, Organisation und Unterstützung im Alltag oder einfach nur da sein. Und plötzlich fassen Menschen wieder Mut. Ein ehemaliger Elektriker, schwer lungenkrank, kann keine fünf Meter allein zu Fuss bewältigen, engagiert sich im Reparatur-Treff und erlebt auf einmal wieder das Gefühl, gebraucht zu werden. „Es geht um Anerkennung und Würde“, bringt es Christina Pötter auf den Punkt. Im Gespräch mit Christoph Geist berichtet die ehemalige Krankenschwester dem aufmerksamen Publikum über das, was sie erlebt hat, über Schwierigkeiten und persönliche Herausforderungen und über das, was sie motiviert.
Aufgewachsen ist Christina im Sauerland. Dort existierte ein hoher sozialer Zusammenhalt. „Man hat nach links und rechts geschaut wie es dem Nachbarn geht“ Das sei ihre Motivation gewesen, sich für andere Menschen zu engagieren und deswegen engagiert sie sich seit über zehn Jahren in der Werkstattkirche. Ihre Expertise als Krankenschwester und ehemalige Dozentin für Pflegeberufe helfe ihr dabei.
Im Wechsel zwischen Interview und Musik verschmilzt dieser besondere Gottesdienst zu einer Einheit, die die Besucher fesselt. Musikalisch sticht das bluesige Timbre der Stimme von Johanna Fröhlich u.a. beim abschließenden „Go Down, Moses“ hervor. Mit seinem virtuosen Gitarrenspiel liefert Lasse Löytynoja dazu kurze, knackige Soli akzentuiert und auf dem Punkt gebracht. Altmeister Peter Hermann liefert am Bass das rhythmische Fundament mit gekonnt spielerischen Raffinessen.
Die Werkstattkirche finanziert sich überwiegend durch Spenden. Dazu gehören der Unterhalt des Gebäudes, Organisation und Personal. Eine institutionelle Förderung durch die EKHN, bzw. die Stadt Gießen gibt es nur im begrenzten Rahmen und reicht nicht zur Bewältigung der laufenden Kosten aus. Spenden können auf das Konto der Werkstattkirche bei der Volksbank Mittelhessen IBAN: DE94 5139 0000 0038 6099 12, Kontoinhaber: Jugendwerkstatt Gießen, Stichwort „Werkstattkirche“ überwiesen werden.