Haben Sie zu Hause eine kleine Zone, wo es nur um Schönes geht? Einen Bereich, der keinen direkten Zweck hat, außer das angenehme Gefühl zu geben - ich bin daheim. Vielleicht ist es ja nur eine Ecke in einem Zimmer oder ein Bild an einer Wand. Ein kleiner Blickfang kurz vor dem Verlassen der Wohnung oder der Ort, wenn ich zur Haustür reinkomme, um in die Wohnung zu rufen, ich bin da. Alle diese Orte sind nicht einfach Teil der Wohnung. Sie sind Zonen, an denen mich sofort ein Gefühl der Ruhe und Gewissheit überkommt. Hier fühle ich mich geborgen, es ist schön hier, bei mir.
Deshalb spielen sich hier Rituale des Tages ab. In der Kirchensprache nennen wir einen solchen Ort sanctus locus fortis, heiliger starker Ort. Eigentlich sind damit öffentliche Plätze gemeint, an denen Menschen gespürt haben, dass sie etwas berührt, etwas Gutes und Göttliches sie anspricht. Diese besonderen, eben heiligen starken Plätze, haben die Menschen dann veranlasst dieser inneren Wahrnehmung zu folgen: hier bauen wir eine Kirche, ein Wegekreuz, ein Kloster, errichten einen Wallfahrtsort, damit wir diese heilige Kraft gemeinschaftlich spüren.
Aber ganz wesentlich ist auch die private Dimension dieser intimen Erfahrung. Ich suche mir meinen starken Platz. Hier will ich sein und wohnen, das ist der Ort, hier gehöre ich hin. Daher ist es nicht nur eine Frage der Wohnkultur wie meine Wohnung mich beherbergt, es ist ein Ausdruck meiner ganz persönlichen Weise zu leben. Leben heißt, wie ich mich der inneren Stimme öffne, die mir nicht nur zeigt wo und wie ich wohne, sondern was ich dort von meiner Person entwickeln kann. Und auch, was ich vom Leben empfangen und von Gott annehmen kann, und von diesen beiden Seiten her zu mir selbst komme.
Sicher, bestimmte Zeiten und Umstände unseres Lebens beeinflussen die Wahl der Orte, wo wir unser Zuhause nehmen. Das bricht manchmal mit unsern Erwartungen und Hoffnungen. In unseren Zeiten der Not und Gefahr ist es an der Reihe mein Haus, meine Wohnung, als Schutz und als starker heiliger Ort zu entdecken. Wer weiß, dieses Osterfest, das uns nicht erlaubt unsere Kirchen, die heiligen starken Orte zu besuchen und dort Gottesdienste zu feiern, zeigt uns Gott als Hausbewohner. Halten wir es für möglich, dass er sich die Tage meldet? Warum nicht! Schmücken wir unsere Wohnung, machen wir es uns und ihm zuliebe, schön. Feiern und uns vor dem Leiden und der Auferstehung Christi zu verneigen können wir immer. Arrangieren wir mit Bedacht unsere Mahlzeiten. Lesen wir, beten und singen wir. So viele kreative Kräfte sind in uns parat, wenn wir unserm Glauben zu diesem Osterfest Ausdruck geben wollen. Daheim. Wo mich Gottes unmerklich, doch spürbar besucht.