Am kommenden Sonntag, den 8.3.2020, lädt der Förderverein St. Thomas Morus um 16 Uhr zur Vernissage ins Gemeindezentrum GS80 der St.-Thomas Morus-Gemeinde, Grünbergerstraße 80, 35394 Gießen.
Dort stellt der Fotograf Michael Ramm aus Kassel seine Werke aus. Fotografien mit dem Blick fürs Detail, nicht aalglatt und perfekt, sondern archaisch und rauh erzahlen sie die Geschichte hinter den Dingen und halten uns den Spiegel vor: Alles ist vergänglich.
Wenn Michael Ramm zur Kamera greift, ist ein Geschichtenerzähler am Werk. Vordergründig, « perfekte » Bilder, deren Sinn fur jeden sofort erkennbar ist, begeistern ihn weniger. Gezielt sucht der gelernte Psychiater vor allem Motive, deren Tiefe sich nicht auf Anhieb erahnen lasst. « In verfallenen Gegenständen und zerstörten Oberflächen zeigt sich eine ganz besondere Ästhetik, die auf den ersten Blick oft verborgen bleibt », verrät er. « Die richtige Kombination aus Farben, Formen und Kontrasten lässt so oft surreale, geheimnisvolle und lebendige Bilder entstehen. Auch Kollagen und Mehrfachbelichtungen verwende ich auf der Suche nach neuen und unerwarteten Assoziationen. »
Seit der Schulzeit fasziniert Ramm die surreale Kunst, anfangs ist er vor allem von der Ölmalerei angetan. Nach dem Abitur entscheidet er sich zunächst fur ein Kunststudium in Kassel. Immer dabei: Die Kamera. « Seit ich 18 Jahre alt bin, schieße ich regelmäßig Fotos. Die Kamera ist für mich eine Art „Tagebuch“. » Schon damals reizen ihn Bilder, die es schaffen, verborgen geglaubte Gefühle und Gedanken ins Bewusstsein zu rufen. Wie nimmt der Mensch seine Umgebung und sich selbst wahr? Das will Ramm genauer wissen. « Ich habe mich schon immer für das Unbewusste und scheinbar Unverständliche interessiert. Das war für mich Motivation genug, vom Kunststudium in die Medizin nach Gießen zu wechseln, um Psychiater zu werden und mich mit der Psychoanalyse zu beschäftigen», erklärt er rückblickend.
Dennoch hat ihn die Kunst nie wirklich losgelassen. Auf seinen Fotos verbindet er bis heute Elemente abstrakter Malerei mit der oft kalt wirkenden Wirklichkeit. Wenn auf einem seiner Bilder etwa verrostete Fabrikschlosser vor einem strahlend blauem Mondhimmel glänzen, dann entsteht ein Widerspruch, der ganz unterschiedliche Assoziationen hervorruft. Die einzelnen Motive mögen fur sich genommen alltaglich wirken, doch zusammen entsteht ein neuer, unerwarteter Gegensatz. Der Sinn dahinter ist für Ramm klar: « Ich möchte hinter die bekannte, sichtbare Fassade schauen. »
Die Ausstellung im Gemeindezentrum GS80, Grünberger Straße 80, ist bis zu den Sommerferien zu besichtigen, unter der Woche während der Öffnungszeiten des Pfarrbüros von Montag bis Donnerstag, zwischen 9 Uhr und 12 Uhr, und sonntags um 17 Uhr vor dem Gottesdienst.