Zum 23. Sonntag im Jahreskreis formuliert Hildegard Pilawa die Predigtgedanken zum Evangeliumstext aus Matthäus, Kapitel 18, Vers 15-20. Hildegard Pilawa absolviert derzeit die Ausbildung zur Beauftragten für Wortgottesfeiern im Bistum Mainz.
Evangeliumtext aus Matthäus 18, 10-15
Liebe Schwestern und Brüder,
"Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Matthäus 18, 20)
Mit diesem Satz endet der Auszug aus dem heutigen Evangelium. Wie oft haben wir diesen Satz alle schon gehört? Dieses Wort ist einer Gruppe, einer Gemeinschaft von Menschen gesagt, also genau genommen auch an Sie, die heute gekommen sind.
Es ist offensichtlich eine Zusage. Wie kann ich mir das vorstellen? Was meint "In meinem Namen versammelt"? Ist das eventuell an eine Voraussetzung oder Bedingung geknüpft? Und wer kann sich alles auf ihn berufen?
Manchmal gibt es in Gemeinden unterschiedliche Gruppen, Menschen, die sich auf Jesus berufen, miteinander aber gar nicht so viel zu tun haben wollen, weil sie unterschiedlicher Meinung sind, oder wo es auch um ein Fehlverhalten eines Einzelnen geht.
Davon hören wir am Anfang des Evangeliums, wo es um eine Anleitung geht, wie mit einem Mitglied der Gemeinde umzugehen ist, das sich etwas zu Schulden hat kommen lassen. Das redliche Gespräch sollte immer wieder gesucht werden und Einzelne sollten nicht zu schnell als verloren betrachtet und verurteilt werden. Bei Fehlverhalten eines Einzelnen muss es erst mal darum gehen, das Gespräch zu suchen, jemandem die Möglichkeit zu geben, über sein Verhalten nachzudenken, anstatt ihn bloßzustellen und kleinzukriegen. Es ist also auch immer ein Bemühen um Gemeinschaft.
Und Meinungsverschiedenheiten gibt es auch bei uns in den Gemeinden, wie z.B. über die Wege, die in unserer Kirche gegangen werden müssen in einer sich immer wandelnden Welt. Aber das ist eigentlich nichts neues. Die Welt hat sich schon immer gewandelt und das wird auch in Zukunft so sein.
Und jetzt in dieser Zeit der Pandemie beschleicht sicher viele von uns mit größerer Wucht als vorher das Gefühl, dass die Welt hinterher nicht mehr ganz so sein wird wie vorher. Diese Nachdenklichkeit, die ich beobachte und Sie sicherlich auch, wird auch Energien freisetzen, darüber nachzudenken, wie wir auch in Zukunft unser Miteinander gestalten, im Kleinen und Privaten als auch im Gemeinwesen und auch global.
Es stellen sich einfach Fragen. Und sind diese Fragen nicht auch längst überfällig? Welche Folgen hat endloses Wachstum in allen Bereichen? Was kann ich als Einzelne tun? Wie sieht es mit der Verfügbarkeit über unser Leben aus? Diese Fragen sind nicht neu. Aber sie stellen sich jetzt mit einer größeren Wucht und auch Dringlichkeit. Und es stellt sich in allen Bereichen der Politik, der Gesellschaft und auch bei uns in der Kirche immer wieder die Frage nach dem richtigen Weg. Was sind dabei Grunderkenntnisse und Werte, die immer gelten und was sind Gesetze und Vorschriften in Kirche und Gesellschaft, die immer wieder angepasst werden müssen, weil bestimmte Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind. Bewahren und Erneuern sind hier die Stichworte. Auch wir als Einzelne und in einer Gruppe können daran mitwirken.
Im Kleinen und Kleinteiligen scheint jedenfalls Potential zu liegen.
"Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen".
Jede große Einheit wird auch von kleinen Einheiten und Gruppen getragen. Auch in Kleingruppen passiert Wesentliches: vertrauensvolle gute Gespräche, Empathie, Solidarität durch Aktionen und Initiativen.
Wir haben uns auch hier zu einer Gemeinschaft versammelt und wenn wir von den Worten und Taten Jesu hören, die in den Lesungstexten und Evangelien erzählt werden, können wir dabei auch dem Geist nachspüren und immer wieder neu entdecken, die Bedeutung für unser eigenes Leben dabei erfahren. Und das kann auch in Toleranz gegenüber denen geschehen, die das auch tun und vielleicht aber zu anderen Erfahrungen kommen.
Gemeinschaft ist etwas, was wir Menschen brauchen. Es ist ein Grundbedürfnis. Im Moment haben wir diese Gemeinschaft in dieser Gottesdienstgemeinschaft mit der Zusage seiner bleibenden Gegenwart. Das können wir mitnehmen in unseren Alltag. Er gibt die Zusage: Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.