Am Samstag, den 15.6. feierte der Frauenkreis St. Stephan sein 50-jähriges Jubiläum. Ab 14.30 Uhr waren alle Gemeindemitglieder und Freunde eingeladen, mit den Frauen des Kreises auf ein halbes Jahrhundert zurückzublicken und ein paar schöne gemeinsame Stunden zu verbringen. Den Abschluss bildete ein Dankgottesdienst um 18 Uhr in der St. Stephanskirche.
Als 1969 verschiedene Verschönerungen der Pfarrkirche St. Stephan anstanden, hatten Kathi Birli, Resel Penninger und die Eheleute Liesel und Bruno Stadelmeier die Idee, eine Gruppe zu gründen, die die Gemeinde mit dem Verkauf von hochwertigen Handarbeiten bei der geplanten Innenrenovierung unterstützen sollte. Schnell hatten sich einige Gemeindemitglieder gefunden, die sich an dem Vorhaben beteiligen wollten, und so entstanden in drei Gruppen wunderschöne Werke. Die ältere Generation arbeitete zu Hause und fertigte hochwertige Häkel- und Strickarbeiten an. Eine weitere Gruppe mittleren Alters traf sich nachmittags in einem Kellerraum des Pfarrhauses, und der dritten Gruppe aus jungen, berufstätigen Frauen, stand zunächst die Kaplanei zur Verfügung, die jedoch bald zu klein wurde, so dass sie dann zusätzlich auch den Kellerraum nutzte. Etwa 60 Gemeindemitglieder trafen sich unter der Leitung von Penninger, die die sich bis 1996 für die Organisation verantwortlich zeigte, von nun an regelmäßig.
1970, nur ein Jahr nach der Gründung der Gruppe, die sich damals noch Basargruppe nannte, schloss sich auch Anni Keller, die heutige Vorsitzende des Frauenkreises, der aktiven Runde an. „Wir hatten sehr viel Spaß. Die Gemeinschaft war uns allen sehr wichtig. Es haben sich Freundschaften gebildet, die heute noch bestehen. Wir haben voneinander gelernt, uns Tipps gegeben und uns jedes Mal gefreut, wenn wir uns sonntags in der Kirche wiedergesehen haben“, erinnert sich Keller. Doch sie erinnert sich auch an kalte Winterabende, an denen sie sich zum Basteln in der Baracke trafen: Es war frostig kalt. Oftmals brachte Resel Penninger Ölkannen aus der Abstellkammer des Pfarrhauses mit um die Ölöfen anzuzünden.“
1971 fand dann der erste vorweihnachtliche Basar statt, an dem die Gruppe ihre Handwerkskunst verkaufte. Viele Interessierte waren gekommen, so dass nach nur etwa einer halben Stunde schon große Lücken auf den Verkaufstischen zu sehen waren. „Das war ein voller Erfolg. Wir waren so glücklich, dass der Basar bei der Bevölkerung so gut ankam“, freut sich Keller bei der Erinnerung an den ersten Basar. Nach und nach konnten immer mehr Projekte in der Pfarrgemeinde realisiert werden. Das von Josef de Ponte gestaltete „Heilig-Geist“-Fenster war die erste große Anschaffung, es folgten Gitter für die Sakristei, Sitzbankpolster für den Kirchenraum, der Altarraum mit Kreuz, der Altar mit allen Steinmetzarbeiten, Gewänder für die Messdiener und vieles mehr. „Wir hatten immer wieder ein neues Ziel vor Augen“, sagt Keller.
Nach dem Abschluss der Innenrenovierung setzte sich die Gruppe, die sich seit 1984 Frauenkreis St. Stephan nannte, ein neues Ziel: Eine Küche für das Gemeindezentrum. Die Basare erfreuten sich zunächst noch großer Beliebtheit, und auch bei den großen Pfarrfesten waren die Frauen im Großeinsatz. Die Küche konnte realisiert werden, viele soziale Projekte wurden unterstützt, und als die Basare in den Neunzigern rückläufige wurden und das Interesse an Kunsthandwerk nachlies, widmeten sie sich anderen Aktionen. Doch es fehlte an einem großen Ziel. Ohne das gemeinsame Basteln triftete die Gruppe auseinander.
Doch 1996, als der erste Griesheimer Weihnachtsmarkt angekündigt wurde und sich der Frauenkreis, auf Bitte von Pfarrer Heckmann, dazu entschied, sich mit einem Stand zu beteiligen, war wieder ein Ziel da, dass die Gruppe festigte. Gemeinsam backten sie aus sieben Kilogramm Teig Vanillekipfel und aus drei Kilogramm Vanillekränzchen. „Die Plätzchen waren der Renner, so dass wir die Menge von Jahr zu Jahr steigerten“, weiß Keller. Sie nahmen zusätzlich Gulaschsuppe mit in ihr Angebot auf. Doch irgendwann stießen die Frauen an ihre Grenzen. Sie und auch ihre Männer, von denen sie all die Jahre immer tatkräftige Unterstützung erfuhren, konnten die schweren Aufbauarbeiten nicht mehr leisten, und für den Transport der 50 Kilogramm Gulaschsuppe von zuhause zum Weihnachtsmarkt fehlte schlichtweg die Kraft.
Aus diesen Gründen entschieden sie sich, ihre Hütte auf dem Weihnachtsmarkt 2011 an den Kindergarten der Gemeinde zu übergeben und ihre Plätzchen fortan im Gemeindezentrum zu verkaufen. Der sogenannte Naschmarkt wurde schnell weit über die Grenzen Griesheims bekannt und die Menschen kamen in Scharen ins Gemeindezentrum. Alle Besucher waren voll des Lobes für die köstlichen, süßen Leckereien des Frauenkreises. Auch in der Griesheimer Veranstaltungslandschaft hatte sich der Naschmarkt schnell etabliert.
Heute, 50 Jahren nach der Gründung, gibt es keinen Naschmarkt mehr, doch der Frauenkreis ist weiterhin aktiv. Die etwa 20 Frauen treffen sich regelmäßig alle zwei Wochen, veranstalten Themennachmittage, unterstützen die Projekte der Gemeinde, Patenschaften für Kinder in Uganda, deren Schulgelder übernommen werden, sie backen Kuchen für sämtliche Veranstaltungen, wie zuletzt für die 72-Stunden-Aktion der Jugendlichen der Gemeinde, und unternehmen gemeinsame Ausflüge. Der Frauenkreis St. Stephan ist heute aus der Kirchengemeinde nicht mehr wegzudenken. Im Juni feiern sie jedes Jahr ein Abschlussfest. „In diesem Jahr wird unser Fest jedoch etwas größer ausfallen“, sagt Keller und lächelt. Die Frauen freuen sich auf viele Gäste, die gemeinsam mit ihnen am Samstag ein schönes Fest mit vielen Erinnerungen feiern möchten und laden alle Gäste im Anschluss daran auch zum Gottesdienst in der St. Stephanskirche ein. km