Fürstlicher Nachmittag für den St. Marien Treff

St.Marien_Treff_in_Braunshardt (5) (c) St.Marien
St.Marien_Treff_in_Braunshardt (5)
Datum:
Fr. 1. Okt. 2021
Von:
Roswitha Gail-Eller

Am 27. September 2021 trafen sich 19 Damen auf Einladung des St. Marien Treffs im Schloss Braunshardt, Weiterstadt, zu einer Kostümführung. So genau wussten wir nicht, was uns erwartet und waren anschließend total begeistert.

Schon als uns der Haushofmeister begrüßte, fühlten wir uns in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurückversetzt. Noch besser wurde es, als sich der Hofmarschall und Prinzessin Luise in historischen Gewändern zu uns gesellten. Kurzweilig wurden uns Geschichten aus dem Schloss in hessischer Mundart vorgetragen.

Als Krönung gab es im roten Speisesalon des Schlosses einen Sektempfang mit anschließendem Kaffee und einem opulenten Kuchenbuffet. 

Rund 250 Jahre war Schloss Braunshardt in wechselndem Privatbesitz und blieb daher der Öffentlichkeit weitgehend verschlossen. Gekrönte Häupter aber sind hier öfter zu Gast gewesen und waren nicht selten so entzückt wie Queen Victoria, die in ihrem Tagebuch schwärmerisch bekannte, dass sie die intimen Räume des Schlosses, das blaue, das gelbe, das lila und das grüne Zimmer, an „kleine bunte Pralinenkästchen“ erinnert hätten.

Wie Recht sie mit ihrer Begeisterung hatte, wissen die Kunsthistoriker seit langem. Sie zählen Braunshardt zu einer der wichtigsten erhaltenen Rokokoanlagen Deutschlands überhaupt. Das Schloss wurde in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts erbaut, angelehnt an französische Vorbilder. Rückschauend, im Licht der folgenden Ereignisse, wirkt das wie ein Vorgriff auf die Rolle, die das Haus nachher noch in der preußischen Geschichte spielen sollte. Hat doch die spätere Königin Luise von Preußen, die Mutter Kaiser Wilhelms I., einen Teil ihrer Jugend in Braunshardt verbracht.

Hier, auf dem Sommersitz ihres Großvaters Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt, verlebte Prinzessin Luise 1793 glückliche Tage mit ihrem Bräutigam Friedrich Wilhelm von Preußen, nachdem seine Truppen das französisch besetzte Mainz erobert hatten.

Danach hatte das Schloss eine wechselhafte Geschichte. Über zwei Jahrhunderte diente das Haus allen möglichen Zwecken. Mal war es ein Institut für schwererziehbare Mädchen, mal ein Altersheim. Der Verfall beschleunigte sich mit den Jahren. Erst 1987 begann die Restaurierung. Unter dem leidenschaftlichen Denkmalpfleger Helmuth von Maltzahn wurde das einstige Lustschloss wieder so hergestellt, wie es die berühmten Gäste früherer Jahrhunderte beschrieben hatten.

Mit der Übernahme durch die Stadt Weiterstadt endete 2006 die wechselvolle Vergangenheit des Rokokoschlosses. Die historischen Räumlichkeiten sind seitdem der Öffentlichkeit zugänglich.

Wir hatten einen unvergesslichen Nachmittag in den Räumen des Schlosses und können diese Kostümführung nur weiterempfehlen.

Eindrücke von der Kostümführung

4 Bilder