Am frühen Morgen des ersten Sommerferiensamstags starteten zwei LKWs in Richtung Aub in Bayern. Eine bunte Truppe aus Teamern und Helfern machten sich auf, die komplette Zeltstadt für das Kinder- und Jugendzeltlager St. Stephan zu errichten.
Viele der Helfer nutzten die Chance und blieben über Nacht in den Zelten, die ihre Kinder jetzt für fast zwei Wochen bewohnen würden. Am Sonntagvormittag war es dann endlich so weit. Nach drei Jahren ohne Zeltlager, stiegen aus dem Doppeldecker-Reisebus überwiegend Neulinge, die noch nie an einem Zeltlager teilgenommen hatten. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte, es war ein Magen-Darm-Virus aus Griesheim mitangereist und wurde zum ungeliebten Begleiter der Zeltgemeinschaft. Dies stellte Lagerleiter Manuel Schultz und sein Team vor gewaltige Herausforderungen. Es wurden Quarantänezelte und ein Quarantäne-WC eingerichtet, Desinfektionsmittel aufgerüstet, jeder Betreuer hatte stets Einmalhandschuhe einstecken, das Wort „Eimerdienst“ wurde zum Unwort des Lagers ernannt. Das Lagerleben nahm dennoch Fahrt auf.
Das Bastelzelt mit seinem Thema „Fußballfelder“ genoss zeitweise eine komplette Auslastung. Es wurde genagelt, bemalt und gestaltet bis das Stadion perfekt war. Da das Wetter sehr durchwachsen war, wurde das Bastelzelt zum äußerst beliebten Anlaufpunkt. Es wurde gemalt, geklebt, Bügelperlen akribisch sortiert und gesetzt, gewebt, Pompontierchen gewickelt oder einfach kreativ gearbeitet. Es wurden Briefe geschrieben und Probleme rund um die Anschrift oder die Rechtschreibung gelöst. Während es draußen regnete wurden im Gemeinschaftszelt Gesellschaftsspiele gespielt. An den Abenden wurde am Lagerfeuer gesungen. Das immer wieder mit großer Beliebtheit
gesungene „Fli Flei“ hatten die Teilnehmer schnell gelernt und auch klassische Musikfibel fand ihren Einsatz. Die Kinder im Quarantänezelt hatten nach der anfänglichen Übelkeit schnell Langeweile und so wurden neben Tee und Zwieback auch Rätselaufgaben, Mandalas, Papier und Stifte sowie Spiele geliefert. Auf dem Platz konnte man immer wieder mal ein Geräusch vernehmen, dass an einen Bienenschwarm erinnerte. Der Jagdklub Darmstadt hatte eine Drohne, mit dem passenden Namen „Diana“, die unter anderem zur Kitzrettung dient, dem Lagerbetreuer Florian entliehen, der sie mit Drohnenführerschein entsprechend fliegen durfte. Bei den Kindern erfreute sich die Drohne großer Beliebtheit.
Am Donnerstag bekamen wir Besuch aus der Heimat. Gemeindereferent Markus Kreuzberger war angereist, um mit der Lagergemeinde einen kleinen Wortgottesdienst zu feiern, in dem die Themen Schutz und beschützt sein sowie Wetter stark im Fokus standen. In der Lagerfeuerrunde gab der Gemeindereferent sein Singspiel zum Besten. Durch den anhaltenden Regen war das Trocknen von Handtüchern nahezu unmöglich. Der neben dem Platz befindliche Schützenverein bot seine Hilfe an. So durften die Betreuer die Handtücher tagsüber in den Räumlichkeiten des Vereins zum Trocknen aufhängen. Auch die geplanten Feldspiele und Nachtspiele konnten wetterbedingt nicht gestartet werden und so wurde zunächst die Zeltstafette gespielt. Jeder Teamer hat hier eine Aufgabe für den Zeltverband, bei der Geschick, Sport und Koordination gefragt sind. Es hat allen Spaß gemacht und auch die Punkte für die Gesamtwertung zeigten, dass die Kids mit viel Engagement an die Erfüllung der Aufgaben gingen.
Derweil hielt der Magen-Darm-Virus alle auf Trab. Trotzdem wollten viele Kinder das Zeltlager nicht vorzeitig verlassen. Zur Entlastung der Teamer, die mit den zusätzlichen Putzarbeiten neben dem normalen Tagesgeschäft an den Rand der Belastbarkeit kamen, wurde eine kleine Waschmaschine gekauft und das Spülmobil der Stadt Griesheim angefordert. Dieses wurde schnell durch einen Mitarbeiter des Bauhofs rund 180 km nach Aub transportiert.
Das geplante Stockbrotevent, für das die Kinder bereits ihre Stöcke gesammelt und geschnitzt hatten, fand wetterbedingt schon am Samstagmittag statt. Ein Nagelstamm, die Tischtennisplatten und der Tischkicker waren sehr gefragt. Ebenso wurde in trockenen
Stunden das Fußballfeld, die Badmintonfelder, das Völkerballfeld oder die Dartscheibe und das Vikingerschach genutzt. Bei dämmrigem Licht der Gaslaterne leitete Felix Schultz das Rollenspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ in der Version, in der bis zu 49 Spieler mitspielen können. Eine Woche nach Anreise war es dann so weit und das erste Nachtspiel
stand an. Nach ausführlicher Erklärung an der Lagerfeuerstelle und nach dem Kennenlernen des Fuchs und seiner Geräusche, die schon mal einen kleinen Schrecken auslösen können, waren die Kinder freudig gespannt auf den Abend.
An einem trockenen Nachmittag wurde die Lagerstafette gespielt. Ähnlich der Zeltstafette erfüllten die Zeltverbände Aufgaben und bewegen sich hierzu auf einem wesentlich größeren Spielfeld von Station zu Station. Am Mittwoch stand die Lagerdisco auf dem Programm. Im Vorfeld konnten alle Kids ihren Wunschtitel für die Playlist nennen. Es wurde so schön gefeiert, dass die Lagerleitung ganz schnell auf Mitternacht verlängerte. Im Vorfeld hatte Felix einen Discofox-Tanzworkshop ins Leben gerufen, der sich großer Beliebtheit erfreute und dessen Inhalte nun auch genutzt wurden.
So schnell war die Zeit dann doch verflogen – es war Abbautag. Es wurden alle großen Zelt bis auf das Küchenzelt abgebaut. Ebenso wurden bis auf sechs Kinderzelte alle Zelte bereits verpackt. Am Donnerstagabend gab es leckere Pizza, die das Küchenteam beim örtliche Bäcker belegen und in dessen Backstube backen durfte. Im Anschluss daran wurden die Punkte des Lagers für die Tombola ausgewertet. Jedes Zelt hatte auf Küchendienst, Zeltordnung und die Spiele Punkte gesammelt und mit Spannung wurde die Verkündung erwartet. Der letzte Abend endete am Lagerfeuer. Am Freitag wurde das restliche Equipment noch gepackt und auf die LKWs verladen, bevor es zur großen Abschiedsrunde kam. Mit dem Lied „Nehmt Abschied Brüder“ endet jedes Lager und nachdem die Basteltüten verteilt waren verließ der Reisebus mit den Teilnehmern planmäßig den Platz in Richtung Griesheim. Nach zwei Stunden konnten sich Eltern und Kinder wieder in die Arme schließen und der ein oder andere Teilnehmer hat bereits beschlossen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.