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Impuls zur Zeit

Advent
Psalm eines zivilen Kriegsopfers.
Datum:
27. Okt. 2023
Von:
Mathias Berger

                       

Was habe ich getan, dass ich so leiden muss?

Was nur verbrochen, dass mann mich so heftig schlägt.

Andere haben entschieden, mich fragten sie nicht,

nur wenige waren es, doch mit tödlicher Macht.

Sie fanden Gründe, den Feind zu bekämpfen,

das Recht ist auf unserer Seite, tönten sie laut.

Doch ihr Feind ist nicht mein Feind, nie tat er mir etwas.

Ich kenne ihn nicht, bin ihm nie richtig begegnet.

Nie habe ich verstanden, was man mich sehr früh lehrte,

wer Freund ist, wer Feind bleibt, es war einfach so.

Den Feind malten sie mir in dunkelsten Farben,

die Sanften und Friedfertigen verschwiegen sie mir.

 

Jetzt ist entflammt der schreckliche Krieg,

bringt Leid und Verderben, Vernichtung und Tod.

Geflohen bin ich, verwüstet mein Haus, 

hinter starken Mauern fand ich jetzt Schutz.

Um mich ein elendes Schluchzen und Klagen,

ich verlor nur mein Haus, andere die Mutter, den Sohn.

Ich sehe erschüttert in entsetzte Gesichter:

sie können nicht fassen, was um sie geschah.

 

Siehst du die Tränen, die zitternden Glieder?

Ewiger, Unbegreiflicher, bewegt dich das nicht?

Missbraucht wirst du schmamlos von beiden Parteien,

dein Name ist Waffe für schändliches Tun.

Fahre dazwischen, lösche die Feuer.

Die Besonnenen stärke, die Grausamen schwäche.

Und lass mich nicht hassen, trotz meinder Wunden,

damit die Hoffnung auf Frieden in mir nicht erlischt.

                                                    (von Stephan Wahl, 7.10.2023)