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Weihnachten

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Datum:
22. Dez. 2022
Von:
Pfarrer Mathias Berger

Der Kleine Lord

Für mich gehört "Der Kleine Lord" zu jedem Weihnachtsfest. Für andere sind es die "Drei Haselnüsse" oder "Die Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens. All diese Filme haben sich in das kollektive Weihnachts-Ritual bei ganz vielen von uns eingebrannt.

Beim Kleinen Lord geht es um den kleinen Amerikanerjungen Cederic, der wider Erwarten als Lord Fauntleroy zukünftig das Erbe des griesgrämigen Earls of Dorincourt, seines Großvaters, antreten soll. Er reist also nach England mit seiner Mutter, die allerdings vom alten Griesgram gehasst wird. Sie muss in einem etwas abgelegenen Dienstboten-Haus wohnen, während der Kleine Lord sich beim alten Lord in seine zukünftigen Aufgaben hineinfinden soll.

Der Alte ist so kaltherzig, dass er erbarmungslos über seine Pächter richtet, ihnen keinerlei Aufschub gewährt; das Los der Armen in der Umgebung des Schlosses rührt ihn überhaupt nicht. Und dann geschieht das Wunderbare. Dr Kleine Lord vermag ihn zu bewegen, denn der ist so arglos, dass er seinen Großvater für den Besten aller Großväter hält und in alle Härte noch die Weisheit und Liebe des Alten zu entdecken vermag. Eine der rührendesten Szenen: Beim Ritt durch die dreckigste der Straßen der Grafschaft, wo die Armen eher vegetieren als wohnen, sagt der Alte plötzlich, gerührt vom Mitleidsblick seines Enkels: "Du wirst ein mal ein besserer Lord of Dorincourt sein als ich es gewesen bin." Das Eis schmilzt also, das Herz des Alten Lords wird weich und von da an zieht die Menschlichkeit ein im Schoss. Sogar die Versöhnung mit der Mutter wird möglich und alle atmen auf und feiern ein Weihnachtsfest, bei dem Dienstboten und Adlige gemeinsam am Tisch sitzen...

Ich bin jedes Mal gerührt an dieser Stelle in dieser Elendsstraße. Denn hier geht eine Wandlung mit dem Alten vor. Bewirkt durch pure Liebe. Hervorgeholt durch die Arglosigkeit und Liebe des Kleinen Lords.

Ich habe immer gedacht, dass dies die perfekte Weihnachtsgeschichte ist, weil sie das Wesen Gottes so eindringlich ausdeutet. Er kommt als Kleiner Lord - arglos wie es nur ein Kind sein kann - er sieht nur das Beste in uns und übersieht dabei liebevoll alle Härte und alle Sturheit - sein Lächeln vermag uns zu wandeln und unsre Menschlichkeit freizulegen,

Das ist das Geheimnis des Kleinen Lords.

Das ist das Geheimnis von Weihnachten.

Frohe Weihnachten Euch und Ihnen allen

Ihr und Euer  Pfarrer Mathias Berger