Advent
Liebe Mitglieder unserer Gottesdienstgemeinde, liebe Besucherinnen und Besucher unserer Kirche,
in meinem Büro steht ein Stuhl, der dafür gedacht ist, dass eine Besucherin oder ein Besucher dort Platz nehmen kann. Ein leerer Stuhl – für einen Gast, für jemanden, der mich sprechen möchte, ein Zeichen des Willkommens.
Doch ich stelle öfter fest: Der Stuhl ist belegt. Ich stelle die Aktentasche darauf oder lege eine Jacke ab oder nutze ihn für Papiere, Kartons und Beutel, für die ich schnell eine Ablage suche. Die Belegung kann manchmal recht lange dauern. Wenn dann wirklich jemand kommt, ist der Stuhl bedauerlicherweise nicht verfügbar. Er lädt nicht mehr ein, sich in Ruhe bei mir hinzusetzen.
Statt Offenheit für einen Gast kommt das Signal: „Besetzt“. Die ungeordneten Ablagen auf dem Stuhl erwecken den Eindruck: Da ist kein Platz mehr für einen Gast. Beim Besucher könnte das zur Folgerung führen: Ich werde gar nicht erwartet, hier ist kein Raum für mich.
Deshalb ist es hilfreich, wenn jemand mir bei Gelegenheit sagt: „Räum das doch weg! Mach den Stuhl mal wieder frei!“ Genau so lässt sich der Anruf verstehen, der sich im Advent an uns richtet. Vom Kommen eines ungewöhnlichen Besuchs ist dort die Rede, von Wachsamkeit, von Erwartung, vom Sich-bereit-halten. Der leere Stuhl fordert mich auf: „Mach Platz in deinem Leben!“ Es kommt nämlich jemand. Jemand ganz Wichtiges. Überraschungen sind unterwegs. Und es wäre schön, wenn sich bei dir ein freier Platz fände.
P. Johannes Bunnenberg