Das Kirchenjahr
Liebe Leserin, lieber Leser!
Wir nähern uns im November dem Ende des liturgischen Kirchenjahres. Dessen letzter Sonntag ist dem königlichen Christus gewidmet. Das Kirchenjahr wird durch die großen christlichen Feste rhythmisiert: Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind die entscheidenden Stationen im Leben Jesu. Geburt, Tod und Auferstehung, Himmelfahrt und die Sendung des Heiligen Geistes erinnern an die Menschwerdung Gottes, die Überwindung des Todes und die Gabe des göttlichen Geistes für alle Menschen, die damit eine göttliche Würde erhalten.
Die Reihe der liturgischen Feste entspricht dem Rhythmus des eigenen Lebens als Christ*in und erinnern, dass alles einem Rhythmus folgt und nicht gleichförmig, wie ein Fluss dahinfließt. Das Leben unserer Umwelt folgt dem Zyklus der Jahreszeiten, die für uns Menschen seit je auch symbolischen Charakter haben. Wenn wir über Jahreszeiten nachdenken, beginnen wir in den meisten Fällen mit dem Frühjahr, in dem alles Leben aufblüht und in frischen zarten Farben. Es folgen Sommer und Herbst mit den Höhepunkten des Lebens, der Kraft und der Vitalität und schließlich deren Nachlassen und beginnenden Verfall. Der Winter schließlich symbolisiert den Stillstand, die Stagnation, die Ruhe, die Einkehr und auch den Tod, bevor im folgenden Frühjahr von neuem Leben aufblüht.
Der Rhythmus der Lebensjahre wird überlagert mit dem eigenen großen Lebenskreis, der in den Händen Gottes beginnt und dort auch schließlich endet. Der große Kreis der mitgelebten und mitgefeierten Kirchenjahre erinnert uns an unsere Hoffnung, in dieser bergenden Gegenwart Gottes auf ewig leben zu dürfen. Deshalb ist der November auch vom Gedenken an die Verstorbenen geprägt, bevor wir uns auf den Weg in ein neues Kirchenjahr der Feste machen.
P. Ralf Sagner OP.