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Fastnacht

Fassenacht
Datum:
4. Feb. 2023
Von:
Ralf Sagner

Liebe Mitglieder unserer Gottesdienstgemeinde, liebe Besucherinnen und Besucher unserer Kirche,


zur Fassenacht gehört die Gestalt des Narren. Im Lexikon wird er definiert als Possenreißer und Spaßmacher. Er wird dargestellt in
bunter Kleidung mit Schellen und Narrenkappe. Darin liegt bereits eine wichtige Aussage: Die Welt ist nicht eindimensional, sie ist weder ganz grau noch durchgehend grell, vielmehr bunt. Man kann sie mit unterschiedlichen Augen anschauen. Der Narr untergräbt Ideologien und Dogmen und will vor Verbohrtheit und Verbissenheit bewahren. Er enthüllt, wie grotesk oder fragwürdig manche eingefahrenen Denk- und Verhaltensweisen sind.
Ein weiteres Attribut zeichnet manche Narren in der Fassenacht aus: Sie halten einen Spiegel in der Hand. Damit ist eine Funktion ausgedrückt: Sie halten uns den Spiegel vor, und gerade die sonst eher versteckten Seiten werden offen gelegt. Auf humorvolle Weise und aus ungewohntem Blickwinkel betrachten sie Situationen, Ereignisse und Gestalten. Das fordert uns heraus. Das gefällt nicht allen. Es erfordert die Kunst, Distanz zu sich selbst aufzubauen und über sich selbst lachen zu können.
Sich selbst relativieren, unsere Gewohnheiten in Frage stellen, unser eingefahrenes System durcheinanderbringen: Diese angezielten Wirkungen haben durchaus eine Bedeutung in unserem Glauben. Denn zum Glauben gehört es, dass wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen, dass wir uns für neue und andere Sicht- und Handlungsweisen öffnen, dass wir unsere Raster aufbrechen lassen.
Wenn Gott in unser Leben und in unsere Welt eintritt, dann stellt er häufig das Gängige auf den Kopf. Und er tut dies nicht, um uns zu
ärgern, sondern um uns zu weiten. Er will unser Bestes, weil er an uns einen Narren gefressen hat. In diesem Sinne ein frohes Helau!

P. Johannes Bunnenberg