Erscheinung des Herrn:Heilige Drei Könige

Vor langer Zeit in einem fernen Land, der aufgehenden Sonne entgegen, lebten gelehrte Männer und vermutlich auch gelehrte Frauen, die von den geheimnisvollen Bewegungen der Sterne fasziniert waren. Immer wieder, so stellten sie fest, schien die Stellung der Sterne mit Ereignissen zusammenzuhängen. Gute Ernten, trockene Zeiten, Kriege, Zeiten des Friedens, Krankheiten, die plötzlich viele Menschen erlitten, hatten ihre speziellen Sternkonstellationen.

Die Gelehrten waren gefragte Leute, denn mit ihrer Hilfe konnte man im Land Vorkehrungen treffen und wurde nicht unvorbereitet in Bedrängnis gebracht. Die Fürsten im Morgenland, so nannte man diese Erdgegend, konnten so das Wohlergehen der Untertanen halbwegs sichern und damit ihre Machtfülle. Sie wurden als weise Herrscher verehrt, weil sie dem Rat der Gelehrten vertrauten.

Die Gelehrten gaben ihr Wissen an nachfolgende Generationen weiter, die es wiederum prüften und weiter forschten und ergänzten. Eines Tages wurden sie von etwas ganz Neuem am Sternenhimmel überrascht, das in keinem der alten Bücher, in keiner mündlichen Überlieferung, in keinem Archiv zu finden war.

Statt Angst zu bekommen, staunten die Gelehrten über das, was sie da sahen und beschlossen, das gründlich zu erforschen. Sie brachen auf, denn sie mussten, so berechneten sie, dem Tageslauf der Sonne nach in den Westen ziehen. Im Westen, da lag das Land der Israeliten. Ihnen galt wohl diese Sternenbotschaft. Sie suchten den König Israels auf und dachten, dass er im Sterben lag, weil sie mittlerweile sicher waren, dass die Sternenerscheinung einen neuen König andeutete. Zu ihrer Überraschung fanden sie einen vitalen und in Kraft und Saft strotzenden Herrscher und erzählten ihm ihre Erkenntnisse. Gleich in diesem Moment wussten sie, dass das ein Fehler war, denn Herodes, so hieß der Fürst, wurde sehr wütend über die Botschaft. Er beherrschte sich kurz darauf und heuchelte Ergriffenheit und Dankbarkeit und schickte sie weiter. Halbwegs beruhigt zogen die Gelehrten weiter in die Stadt, die mit dem neuen König in Verbindung stand, Betlehem.