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Still werden – lauschen – empfangen – antworten – sich einlassen. Diese Stichworte umreißen für mich Haltungen und Handlungen, die ein Zugehen auf das Weihnachtsfest fördern. Sie werden anschaulich in einer adventlichen Gestalt: bei Maria. In einem alten Gebet, dem „Angelus“, klingen sie an. Drei biblische Verse umreißen zentrale Inhalte von Advent und Weihnachten.
Es beginnt damit, dass Gottes Wort den Weg zu Maria findet: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist“ (vgl. Lk 1,28.35). Gott spricht Maria an, und Maria öffnet sich für sein Wirken. Es ist eine Wende in der Heilsgeschichte. Nach vielen vergeblichen Versuchen kommt ein neuer Anfang – nicht aus menschlicher Kraft, sondern angestoßen aus unergründlicher Tiefe. Sich dafür bereit zu halten, sich davon inspirieren zu lassen, dies ist die Kunst, zu der uns Maria anregt.
Der zweite Vers benennt die Reaktion Marias:„Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“ (vgl. Lk 1,38). Bei Maria wird aus dem Hören ein Gehören und Gehorchen. Was sie vernimmt, empfindet sie als eine Zusage und Ansage, die ihr Leben prägen und bestimmen werden. Gottes Wort wird zur Überschrift und Vorgabe ihres Lebens. Sie kann so handeln, weil sie erkennt, dass dieses Wort Gottes wert und fähig ist, ihr Leben auszufüllen und zu erfüllen.
Der dritte Vers – er stammt aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums – fasst prägnant zusammen, was aus der Aufnahme des Wortes Gottes durch Maria entsteht: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ ( Joh 1,14). Gottes Wort, das in Maria Raum gewinnt, bleibt nicht Geräusch und Gedanke, nicht Plan und Idee, vielmehr nimmt es greifbare Gestalt an. Es verdichtet sich im Menschen Jesus von Nazaret.
Dies ist das Ereignis, das wir an Weihnachten feiern – und das sich in all unserem Denken, Fühlen und Tun auswirken will: Gott und
Mensch untrennbar verbunden, Gott im Menschen und der Mensch in Gott. Wo und wie und wann immer wir Menschen begegnen: es kann zu einer Spur werden, die zu Gott führt. Daher die im Advent oft wiederholte Aufforderung: wachen, aufmerksam sein, Ohren und Augen offen halten – gerade für das Leise, Unscheinbare, Verborgene. Gott kommt uns nahe in vielfältigen Worten und Gesten, in Ereignissen und Situationen, in nahestehenden und fremden Menschen.
P. Johannes Bunnenberg