Schmuckband Kreuzgang

Andacht zum 2. Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember 2022

(c) Josef Smolka
Datum:
So. 25. Dez. 2022
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Andacht zum 2. Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember 2022 – im Pfarreienverbund am Limes
Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Für das heutige Fest war kein Gottesdienst vorgesehen. Doch als mir Musik für den heutigen Tag zugeschickt wurde, entstand eine Kurzandacht ... Wenn Sie auch heute Brot und Wein essen und trinken und sich auf diese Weise mit Jesus und mit den ersten Christen, die in ihren Wohnungen Brot und Wein teilten, verbinden möchten, sind Sie herzlich eingeladen, die Texte des vergangenen Tages noch einmal zu wählen.

Lied: GL 247 Lobt Gott

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, Christus, ist Mensch geworden und ist in unserer Mitte – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Begrüßung

Liebe Gemeinde!

Ja, Weihnachten geht weiter, bleibt nicht am Stall stehen, nicht beim Staunen der Nacht. Das Staunen breitet sich aus, gibt Kraft und Mut: Wir hören heute vom Martyrium des Stephanus. Er war der erste; viele weitere folgten und folgen. Martyrium - eigentlich kein Grund zur Freude. Jesus kam doch, damit wir Menschen das Leben haben und es in Fülle haben. Doch diese Lebensfülle schaut eben oft sehr anders aus, als wir uns dies nach menschlichem Ermessen vorstellen können. Diese Lebens- und Glaubensfülle, die Gott schenkt, gibt Kraft, auch manchmal Unmenschliches, Unmögliches auszuhalten.

Um diese Kraft dürfen wir immer wieder bitten. Tun wir dies auch heute - mit dem Gesang des Kyrie:

Kyrie: GL 159 (Thomas Linn)

Auch heute dürfen wir so einstimmen ins große, fröhliche weihnachtliche Gloria:

Glorialied: GL 250 Engel auf den Feldern singen (Sandra Lang; Torsten Kenntemich)

Tagesgebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, Deine Menschwerdung schenkt Kraft zum Leben, Kraft, unsere eigenen menschlichen Möglichkeiten zu übersteigen. Denn Menschsein wird großartig im Wissen, dass Du, Gott, selbst menschliche Gestalt annahmst. Dich loben und preisen wir und bitten Dich: Gib uns immer wieder aufs Neue Mut, wenn wir Angst haben, Stärke, unsere Wege zu gehen - inmitten dieser Welt, die auch Dir zur Heimat wurde - solange, bis wir uns einmal in voller Lebensfülle wiederfinden bei Dir in Deiner Ewigkeit. Amen.

Lesung: Apostelgeschichte 6,8-10; 7,54-60

8 Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. 9 Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und Alexandriner und Leute aus Kilikien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; 10 aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.54 Als sie seine Rede hörten, waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. 55 Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen 56 und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. 57 Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, 58 trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. 59 So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! 60 Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.

Antwortpsalm: Psalm 31 (Thomas Linn)

Halleluja (Thomas Linn):

Evangelium: Matthäus 10,17-22

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 17 Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch an die Gerichte ausliefern und in ihren Synagogen auspeitschen. 18 Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. 19 Wenn sie euch aber ausliefern, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. 20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. 21 Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern und der Vater das Kind und Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. 22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. 

Einige Gedanken zum Tag (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

eigentlich sollte es an diesem Feiertag keinen digitalen Gottesdienst geben. Dann erhielt ich, wie bereits in den einführenden Worten erwähnt, die Musik... Und ich dachte: Ja, es wäre schade, diese nicht einsetzen zu können. Ja, es ist gut, dass mich diese Musik so deutlich darauf verwiesen hat, dass es weitergeht. Es ist gut, dass Weihnachten nicht bei dem einen Festtag stehenbleibt: Immerhin zeigt dieser heutige Tag die Fülle und Bedeutung von Weihnachten. Weihnachten ist kein süßliches Fest mit Baby im Stall. Wir müssen immer wieder daran denken, dasss wir über die Geburt Jesu eigentlich überhaupt nichts wissen können - außer dass er, wenn er Mensch wurde, natürlich auch geboren wurde. Wann und wo und wie das wirklich geschah, können wir redlich nicht sagen. Denn die Geburt selbst hat niemand protokolliert. Erst Jahre später haben Menschen sich diese Geburt so vorgestellt. So schön es ist, das Kind in der Krippe zu feiern, so sehr würde es zu kurz greifen, nur auf die Krippe zu schauen. Diese Krippe soll uns bereits das Leben des erwachsenen Jesus zeigen. Das war die Intention derer, die einst die uns bekannte Geschichte aufgeschrieben haben. Und dieses Leben des erwachsenen Jesus bekommen wir heute vor Augen geführt - in voller Härte.
Es ist zwar nicht Jesus, der heute getötet wird. Es ist der erste in seiner Nachfolge. Denn so sagt es Jesus: Mit dieser Botschaft, die wir da vom Engel gehört haben, ist halt leider nicht einfach Frieden. Krieg und Leid gehen weiter. Und Botschafter, die den Frieden bringen oder auch nur davon reden, ecken an. Das erleben wir aktuell. Das war direkt zur Zeit Jesu zu erleben. Er selbst eckte an - bis zum Tod. Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern. Unvorstellbar. Doch momentan real, wenn ein orthodoxer Patriarch in Moskau deutlich macht, wie sehr er den Krieg gegen die orthodoxen Glaubensbrüder der Ukraine gutheißt.
Jesus war kein Utopist; er war Realist, wusste, dass die Suche nach Frieden weitergeht, es weiterhin Friedensboten - ihn als Friedensboten - brauchen würde.
Die Krippe ist nicht ohne das Kreuz zu verstehen. Krippendarstellungen mit Golgotha im Hintergrund sind bekannt.
Die Krippe ist nicht ohne das Kreuz zu sehen. Aber kein Kreuz der Welt braucht mehr ohne den Blick auf die Krippe erlebt zu werden. Wann immer auch wir in Leid, Not oder auch Auseinandersetzungen oder jeder beliebigen Art von Krisen stecken, dürfen wir von jetzt an die Worte des Engels hören: Fürchtet euch nicht: Euer Heil ist geboren. Christus ist Mensch, damit auch Ihr Mensch sein könnt. Oder wie Jesus es uns heute sagt: Macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. - Ja, habt keine Angst; nehmt eure Kraft von dem her, der für euch Mensch wurde. Amen.
 

Lied: Habt doch keine Angst (Familie Müller-Kunz)

Friedenszeichen:

Engel verkünden den Frieden auf Erden. Jesus zeigt uns, dass Frieden hier auf Erden bruchstückhaft bleibt. Er hat sein Leben dafür eingesetzt, uns den Frieden zu bringen. Auch uns macht er Mut, uns mit allem, was wir haben, für Frieden und Liebe auf dieser Welt einzusetzen. Er als Friedensfürst wurde geboren, damit auch wir dazu bereit werden. So dürfen wir einander – ausgesprochen oder im Herzen – auch heute den Frieden Jesu zusprechen:

Der Friede sei mit Dir! Der Friede sei mit Euch!

Lied: Hark! the Herald Angels sing (Thomas Linn)

 Ja, Jesus wird unser Bruder, macht uns Mut zum Leben. Gott selbst unser Vater, der uns unser Leben schenkt. Zu ihm beten wir:

Vater Unser

Ein Lied zum Dank: GL 241 Nun freut euch, ihr Christen (Sandra Lang; Torsten Kenntemich; Michael Rehberg)

Dankgebet:

Herr, unser Gott, die Geburt eines kleinen Kindes brachte Licht in unsere Welt. Das ist ein unfassbar großes Geheimnis, über das wir Jahr für Jahr aufs Neue staunen. Dieses Licht geht weiter, auch wenn uns in unserem Leben so manche Dunkelheit umfängt. Du selbst wurdest Mensch, erlittest unsere Dunkelheit, damit wir aus diesem Leben Mut finden, selbst Licht zu werden für die Welt, damit wir Mut finden, wie Du zu Menschen zu werden. So bitten wir Dich: Komm auch heute in unsere Welt und in unser Herz und gib uns die Kraft, die wir brauchen, heute unsere Wege zu gehen und uns für Liebe und Frieden einzusetzen und selbst aus dieser Liebe heraus zu leben. Dich loben und preisen wir heute und alle Tage unseres Lebens, bis wir Dich einmal für immer ganz real schauen werden. Amen.

Segensgebet:
So segne uns der dreifaltige Gott,
der Vater, der uns Menschen so sehr liebt, dass er seinen Sohn zu uns schickt,
der Sohn, der selbst Mensch wurde und uns so unendlich nah kam,
und der Heilige Geist, der in uns Menschen auch heute wohnt.
So segne uns und alle, die uns wichtig sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Lied: GL O du fröhliche (Sandra Lang; Torsten Kenntemich; Michael Rehberg)