Schmuckband Kreuzgang

Eine Kurzandacht zum Aschermittwoch, 2. März 2022

Aschenkreuz (Great Post Pixabay) (c) Pixabay.com
Aschenkreuz (Great Post Pixabay)
Datum:
Di. 1. März 2022
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Kurzandacht zum Aschermittwoch, 2. März 2022 - im Pfarreienverbund am Limes
Langgöns – Linden – Pohlheim

Liturgische Eröffnung:

Liebe Gemeinde!

Fastnacht ist vorbei – das Fasten beginnt. Dabei war ja auch in diesem Jahr nicht wirklich Feiern angesagt. Nachdem vor zwei Jahren noch Fastnachtsfeiern möglich war, ist seither nichts mehr wie zuvor. Immer wieder taucht die Hoffnung auf, dass wir unser altes Leben zurückgewinnen. Doch noch immer sind da viele Einschränkungen. Anders als nach Ausgelassenheit fühlt es sich so fast falsch an, mit dem Fasten zu beginnen.

Dazu kommt in dieser Zeit der Blick auf vieles, was in unserer Kirche schief gelaufen ist, und man mag sich fragen, wer hier Buße tun sollte. Die Lust mag bei vielen weg sein, als „normale Gläubige“ hier Buße zu tun. Sollten es doch erst mal andere beginnen – diejenigen, die in prächtigen Gewändern eine prächtige Kirche repräsentieren. So zumindest fühlt es sich gerade an vielen Stellen, in vielen Gesprächen an. Enttäuschungen sind groß. Nicht zusätzliche Buße ist da gefragt – sondern Hoffnung. Hoffnung auf Auferstehung, auf Leben.

Als Christen wissen wir, dass dieses Leben seinen Weg nimmt durch den Tod. Durch Leiden und Sterben Jesu – hin zu seiner Auferstehung. Schön und einfach wäre es, wenn wir diesen Weg immer in den vierzig Tagen der Fastenzeit alle gleichmäßig gehen könnten. Unsere aktuelle Zeit zeigt uns deutlich, dass dem nicht so ist: Zwei Jahre bereits fühlt sich vieles nach Verzicht und Einschränkung an. Ja, viele stellen in dieser Zeit fest, in ihrem Leben der Botschaft der Kirche zuliebe zeitlebens auf sehr vieles verzichtet zu haben. Durch die Entwicklungen der letzten Wochen ist hier sehr vieles an Wirklichkeit in Frage gestellt, durcheinandergeworfen.

Wie gut mag es da tun, unseren Blick neu nicht auf Kirche oder einzelne Menschen der Kirche, ob nah, ob fern, auszurichten, sondern allein auf Jesus. Auf sein Leiden und Sterben – vor allem aber auf seine Hoffnung auf den Vater, der ihm und uns allen Leben schenkt. Wenden wir den Blick ganz neu hin zu ihm – und damit auch hin zu uns selbst und hin zu seiner Liebe.

Rufen wir ihn im Kyrie in unsere Mitte:

Kyriegebet:

Jesus, Du rufst uns Menschen, den Blick zu Gott zu wenden.

Herr, erbarme Dich.

Jesus Christus, Du lehrst die Jünger wahres Gebet und wahres Fasten.

Christus, erbarme Dich.

Jesus, Du siehst uns in all unserem Verzicht und unserer Sehnsucht.

Herr, erbarme Dich.

 

Tagesgebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Du uns einlädst, uns schon heute auf das Leiden und Sterben Deines Sohnes vorzubereiten – mit dem Du uns das Leben bringen wolltest. Wenn wir nun für Dich auf etwas verzichten, fasten, dann willst Du uns im Fasten immer neu vor Augen führen, was in unserem Leben wichtig und wertvoll ist. Du willst nicht, dass wir uns quälen, sondern uns die wahre Lebensfülle aufzeigen, die über allen weltlichen Konsum hinausgeht. Dafür danken wir Dir durch Jesus, der für uns Menschen alles aufgegeben hat, damit wir alle das Leben haben und es in Fülle haben werden – in alle Ewigkeit. Amen.


 

Lesung 1: Joel 2,12-18

12 Spruch des HERRN: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! 13 Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld und es reut ihn das Unheil. 14 Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er lässt Segen zurück, sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt für den HERRN, euren Gott. 15 Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! 16 Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach. 17 Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des HERRN sollen sprechen: Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk und überlass dein Erbe nicht der Schande, damit die Völker nicht über uns spotten! Warum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott? 18 Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

 

Antwortpsalm: Psalm 51 (Stefan Worlitsch)

 

Lesung 2: 2 Kor 5,20 – 6,2

20 Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! 21 Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. 1 Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. 2 Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

 

Ruf vorm Evangelium (Stefan Worlitsch):

 

Evangelium: Matthäus 6,1-6.16-18

1 Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. 2 Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, 4 damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. 5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. 16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 17 Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

 

Einige Gedanken zum Tag (Kerstin Rehberg-Schroth)

Einige Gedanken zum Tag

Liebe Gemeinde,

alles hat seine Zeit. Ist es gerade wirklich die rechte Zeit zum Fasten? Ist es Zeit, demütig zu sein?

Es ist sicher Zeit, uns ganz neu zu sammeln, ganz neu den Wert von (kirchlicher) Gemeinschaft zu entdecken. „Versammelt das Volk, versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen“, so hieß es in der heutigen Lesung aus dem Buch des Propheten Joel: „Heiligt die Gemeinde!“ – Ja, das mag ein wichtiges Wort sein in dieser Zeit. Stehen einerseits Taten von führenden Personen im Blickfeld, von Menschen, die Schuld auf sich geladen haben; hören wir andererseits allerorten, dass das hauptamtliche Personal sowieso abnimmt, weil sich wenige Männer zu Priestern weihen lassen, das Geld fehlt, um hauptamtliches Personal zu bezahlen. So mag der Blick weggehen von einer Neigung, Priester, Bischöfe oder andere einzelne als „die Heiligen“, die „Wichtigen“ anzusehen, hin dahin, wozu Gott schon längst uns alle berufen hat: zu einer einzigen priesterlichen, königlichen, prophetischen Gemeinschaft. Ja, er will uns nicht demütig. Nicht, wenn wir fasten, nicht, wenn wir als Gemeinde zusammenrufen. Er will uns als Gemeinde sammeln und alle heiligen! Er will uns weder durch unser aller Verhalten noch durch das Verhalten einzelner zerstreuen, sondern uns gerade stärken, selbst miteinander Gemeinde zu sein, miteinander diejenigen zu sein, die er liebt. „Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ – Worte des Heiligen Paulus, einst geschrieben zur Gemeinde in Korinth, mögen uns heute ganz neu aufleuchten: Lassen wir uns auf diese kommenden Wochen (aber auch die Monate bzw. Jahre der Umgestaltung unserer Gemeinden im Laufe des pastoralen Wegs bzw. der Veränderungen unserer Kirche im Rahmen des Synodalen Wegs) ein, um je allein zu Hause oder auch gemeinsam als Gemeinde neu zu erkennen, wie diese Zeit der Gnade aussieht, wie wir heute Gottes Liebe leben können.

Denn wie es uns bereits der Prophet Joel sagt: „Der Herr hat Leidenschaft für sein Land, Erbarmen mit seinem Volk.“ Seine Liebe steht – über allem. Amen.

 

Stille

 

Gedanken zur Aschensegnung – und Segnung im Geiste

Normalerweise werden wir an diesem Tag mit Asche gesegnet. Wenn wir zu Hause feiern, ist dies nicht in gewohnter Weise möglich. Das Zeichen der Asche ist ein sehr eindrückliches Zeichen, das frustrieren kann, wenn wir so damit konfrontiert werden, dass wir selbst Staub sind. Doch es soll ein Segen sein, ein Segen, der uns Kraft geben soll, unseren Blick zu öffnen für das, was wesentlich ist: in dieser kurzen oder langen Lebenszeit, die wir hier auf Erden haben – und für die Ewigkeit, durch die für uns Christen diese irdische Begrenzung letztlich nicht alles ist, sondern durch die wir glauben, dass all das, was wir hier auf Erden tun, auch darüber hinaus reicht, eine Bedeutung hat für das Reich Gottes, das wir aber durch unser Tun schon hier auf Erden Wirklichkeit werden lassen.

So sind wir eingeladen, wenn wir zu Hause feiern, uns im Geiste mit dieser Asche aus den Palmzweigen des letzten Jahres segnen zu lassen – zu hören, wie uns jemand, wie uns Jesus selbst sagt: „Bekehre dich und glaube an das Evangelium.“


 

Meditation:

 

Fasten

Verzichten auf Süßes
Verzichten auf Fleisch
Verzichten auf Alkohol
Verzichten auf Fernsehen
Verzichten auf Plastik
Verzichten auf Auto
Verzichten auf …
Verzichten
Fasten
Umkehren

Doch wozu eigentlich?
In einer Welt voller Überfluss?
In meiner kleinen Welt, in der ich nicht verzichten muss?

Fastenzeit
Zeit, auf Ostern hin zu leben
Zeit, auf die Passion hin zu leben
auf Jesu Leid hin
auf mein eigenes Leid und Sterben hin zu leben

Zeit der Katechumenen
Zeit, mir meiner Taufe bewusst zu werden
Zeit, mich zu fragen: Was bedeutet es für mich, getauft zu sein?
Zeit, mir bewusst zu werden: Er, mein Gott, hat sich an mich gebunden.
Er, Gott, hängt sozusagen an mir.

An wem hänge ich?
An was oder an wen bin ich gebunden?

Getauft bin ich
auf seinen Tod hin,
auf seine Auferstehung hin,
zuallererst zum Leben.

Zum verantworteten Leben.
Zum bewussten Leben.
Zum liebenden Leben.

Getauft, um mich nicht von materiellen Dingen abhängig machen zu müssen,
getauft, um aus der Beziehung zu Gott und zu den Menschen zu leben.

Wozu also verzichten?
Verzichten, um zu leben,
verzichten, damit ich leben kann,
verzichten, damit auch die anderen leben können
an anderen Orten,
zu anderen Zeiten.
Verzichten, um verantwortungsvoll zu leben.
Verzichten, um nicht mehr
an meinen Zwängen
zu hängen,
sondern allein
an Dir,
mein Gott.

 

Segensgebet:

So segne uns an diesem Tag und in den Wochen des Fastens und der Buße nun der dreifaltige Gott,
der Vater, der uns ins Leben gerufen hat,
der Sohn, der die Menschen aufgerufen hat, sich Gott neu zuzuwenden,
und der Heilige Geist, der uns Kraft gibt, uns immer wieder neu zur Liebe Gottes umzukehren und dieser Liebe zu vertrauen.

So segne uns und alle Menschen, die uns wichtig sind, Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Zum Schluss: J. Pachelbel, Ach Gott vom Himmel, sieh darein (Stefan Worlitsch)