Gedanken zum Weihnachtsfest und eine Meditation zu einer Weihnachtskrippe in Ginsheim, St. Marien
Wir katholischen Christen schöpfen aus einer sehr vielfältigen und reichhaltigen Liturgie im Laufe des Kirchenjahres, die oft den Lebenslauf und die Lebenssituationen von uns Menschen beschreiben. Ja, die Feier der Liturgie soll die zentralen Fragen - Wo komme ich her – wo gehe ich hin – was ist der Sinn meines Lebens - beantworten.
So kennt die christlich katholische Liturgie vier Weihnachtsmessen und zwar die Heilige Messe am Heiligen Abend, die Heilige Messe in der Heiligen Nacht, die Heilige Messe (Weihnachten) am Morgen und die Heilige Messe (Weihnachten) am Tag. Der rote Faden der Weihnachtsbotschaft ist die Menschwerdung Gottes, Gott war sich nicht zu schade, unser menschliches Fleisch anzunehmen und konkret im menschlichen Fleisch in der Geburt von Jesus Christus seine Liebe in die Welt zu bringen. Das unterscheidet uns Christen besonders von den anderen beiden monotheistischen Religionen, vom Judentum und vom Islam.
Die Messe am Heiligen Abend will uns sagen, dass das menschliche Wesen Jesu Christi chronologisch auf den Vater des Glaubens, nämlich auf Abraham, zurückgeht. Dreimal werden 14 Generationen mit für uns ungewöhnlichen orientalischen Namen genannt. Hier wir noch einmal deutlich, dass Jesus Christus menschliche Züge hat und ihm unser menschliches Leben nicht fremd ist. Und dass Jesus aus dem Judentum, aus dem Volk oder der Religion hervorgeht, zu dem Gott zuerst gesprochen hat.
(Diese Heilige Messe feiern wir in unserer Pfarrgruppe am Limes am 24.12.2020 um 15:00 Uhr in St. Martin, Pohlheim, und um 15.30 Uhr in St. Josef, Langgöns)
Dieses Evangelium ist die klassische Weihnachtsgeschichte, die wir alle fast auswendig kennen. Eine Geschichte zwischen menschlicher Tragik und letztendlich auch (notdürftiger) Rettung. Der Erlöser, Retter und Heiland der Welt wird in einem Stall geboren und nicht in einer Klinik oder zu Hause. Ja zwischen Ochs und Esel (ein Abbild für uns Menschen die weder die Botschaft noch das Handeln Jesu durch ihre menschliche Eingeschränktheit richtig verstehen können.)
Das menschliche Leben Jesu beginnt im Holz der Krippe und endet am Holz des Kreuzes. Ein Zeichen und Symbol dafür, dass Weihnachten und Ostern nicht zu trennen sind. Die Liturgie dieses Weihnachtsgottesdienstes ist wie eine Schwelle, die wir überschreiten, vom Advent in die Weihnachtszeit. Wir werden in der dunklen Kirche eingestimmt durch den Gesang des Römischen Martyrologiums, das Gebet der Engel des Herrn, erinnert uns an die Menschwerdung Jesus Christi. Nach und nach werden die Lichter in der Kirche eingeschalten, so wird uns sinnlich vor Augen geführt, dass das Licht der Welt, nämlich Jesus Christus, immer mehr Raum in unserem Leben einnehmen will.
(Diese Heilige Messe feiern wir in der Pfarrgruppe am Limes am 24.12.2020 um 17.00 Uhr in St. Martin, Pohlheim, und Christkönig, Linden und um 22.00 Uhr in St. Josef, Langgöns.)
Hier in diesem Weihnachtsevangelium wird konkret, dass Jesus als Erlöser, Retter und Heiland für alle Menschen, ohne Ausnahme in die Welt gekommen ist. Die Hirten, damals wie auch heute ein Beruf, der mehr oder weniger von der Bevölkerung verächtlich und abwertend be- oder auch verurteilt wird, waren die ersten Empfänger der Weihnachtsbotschaft. Ja, Jesus wurde schon ganz am Beginn seines menschlichen Lebens mit Randgruppen konfrontiert. Und deshalb ist es auch heute die Aufgabe, ja die Pflicht der Kirche den Stallgeruch (Mief) des menschlichen Lebens wahrzunehmen.
In diesem Evangelium wird uns Maria als Hörende, Erwägende, ja Nachdenkende Mutter (Gottesmutter) vorgestellt. (Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.) (Lk 15,19) Diese Weihnachtsmesse muss bzw. soll um 8.00 Uhr gefeiert werden, da die Hirten Frühaufsteher sind. Ferner feiern wir diesen Weihnachtsgottesdienst aus der Dunkelheit der Nacht in die Helligkeit bzw. in das Licht des Tages hinein. Dieses Hirtenamt wird gesanglich nur mit Liedern besungen, in denen das Thema Hirten vorkommt. Eine starke meditative Atmosphäre prägt die Liturgie dieses „Hirtenamtes“.
(Diese Heilige Messe feiern wir in der Pfarrgruppe am Limes am 25.12.2020 um 8.00 Uhr in St. Matthäus, Holzheim.)
Dieses Weihnachtsevangelium hat einen stark philosophischen Charakter – das Wort ist Fleisch geworden -. So können Skepsis, ja die Frage aufkommen, wie kann das Wort Fleisch werden. Göttliches Handeln und Wirkung auf und in diese Welt werden uns vor Augen geführt. Und wir Menschen können es weder verstehen noch begreifen. (Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.) (Joh 1,9-11). Das Evangelium kann uns motivieren, dass wir den menschgewordenen Gott, Jesus Christus, nicht auf einen Handel oder auf die Erfüllung unserer Wünsche und Sehnsüchte reduzieren. Denn Gott ist fast immer anders als wir ihn uns vorstellen, wünschen und ihn vielleicht bildlich festlegen.
Diese Heilige Messe feiern wir in unserer Pfarrgruppe am Limes am 25.12.2020 um 9.30 Uhr in St. Josef, Langgöns, und um 10.30 Uhr in St. Martin, Pohlheim.
Am Heiligen Abend um 15.30 Uhr in St. Josef Langgöns
1. Lesung: Jes 62,1-5 (Lektionar B II Seite 23)
2. Lesung: Apg 13,16-17. 22-25 (Lektionar B II Seite 24/25)
Evangelium: Mt 1,1-25 (Lektionar B II Seite 25/27)
Kurzfassung: Mt 1,18-25 (Lektionar B II Seite 27/28)
Christmette In der Heiligen um 17.00 Uhr in St. Martin Pohlheim
1. Lesung: Jes 9,1-6 (Lektionar B II Seite 29)
2. Lesung: Tit 2,11-14 (Lektionar B II Seite 30)
Evangelium: Lk 2,1-14 (Lektionar B II Seite 31/32)
Hirtenamt Am Morgen um 8.00 Uhr in St. Matthäus Holzheim
1. Lesung: Jes 62,11-12 (Lektionar B II Seite 32)
2. Lesung: Tit 3,4-7 (Lektionar B II Seite 33)
Evangelium: Lk 2,15-20 (Lektionar B II Seite 34)
Hochamt Am Tag um 9.30 Uhr in St. Josef Langgöns
1. Lesung: Jes 52,7-10 (Lektionar B II Seite 34/35)
2. Lesung: Heb 1,1-6 (Lektionar B II Seite 36)
Evangelium: Joh 1,1-18 (Lektionar B II Seite 37-38)
Kurzfassung: Joh 1,1-5. 9-14 (Lektionar BII Seite 38/39)
Das Covid-19-Virus umspannt wie ein einziger grauer Schleier die Welt. Das Weihnachtsfest 2020 ist geprägt von Abstand, von Ungewissheit und Angst. Da hat es die Botschaft aus Bethlehem schwer. Das Virus ist uns verdammt nahe gerückt. Alles hat sich verändert. Auch unsere eigenen inneren Bilder über Weihnachten sind in Bewegung geraten: Das einst Sentimentale hat sich von den realen Bedingungen dieser Tage verdrängen lassen. Vernunft, Masken und Hygiene. Gesichter und damit Emotionen werden verdeckt. Gesellschaftliche und familiäre Landschaften haben sich total verändert.
Auch unsere diesjährige Krippenlandschaft ist verdeckt. So sieht „Corona“ aus. Alles ist verhüllt, angespannt und verkrampft. Ein Häutungsprozess?
Als ginge es jetzt in der Zeit der schrecklichen Pandemie endlich um das Wesentliche im Leben. Schnörkellos scheint sich die Welt von Profit, Machtstreben, Reichtum und „Angeber-Sucht“ zu verabschieden. Alles scheint langsamer vonstatten zu gehen. Denkpausen sind angesagt. Nicht mehr höher, schneller, weiter, lustvoller und egozentrischer, sondern plötzlich tauchen
Achtsamkeit und Nachdenklichkeit auf. Das Virus hat die Menschheit in die Knie gezwungen. – Allein in Deutschland gab es über 15.000 Virus-Tode. Viel Nachdenklichkeit.
Glaube: Unsere Betrachter entdecken drei farbige Inseln. Fast scheinen diese zu schweben. Dennoch gruppieren sich Figuren auf ihnen. Stehen fest. Bei der gelben, linken Insel geht es um die Menschen, die glauben und er-warten können. Gelb assoziiert die Sonne, die Geistigkeit und die Kraft des Erwartens und des Schauens; beten eingeschlossen. Heute fehlt es den Menschen an diesen Eigenschaften. Die Kunst des Staunens ist uns gar verloren gegangen,
somit auch das Beten. Viele Menschen meinen, sie müssten alles selber tragen und scheitern an ihren ehrgeizigen Vorsätzen. Delegieren! Dabei ist das Beten in allen Religionen das, was Denken in der Philosophie ist: Ein Tor zur endlosen Weite und damit zur Tiefe. - Auf der gelben Insel befinden sich also jene Krippen-Figuren, die den Glauben in irgendeiner Weise für sich entdeckt haben. Chapeau! Bethlehem hat für sie eine fast mystische Anziehungskraft.
Warum haben wir uns dieser Kraft entzogen?
Auf der grünen, rechten Insel geht es um Hoffnung. Menschen, die aufbrechen können, haben in der Regel abgeschlossen. Sie können in ein neues Land treten, hoffnungsvoll. Die königlichen Figuren sind weise und klug. Sie dürfen alte Wege abbrechen und neue wagen. Sie waren nicht abhängig davon, wie andere über ihren hoffnungsvollen Aufbruch denken. Die Grundstimmung unserer Zeit ist eher von Resignation und Selbstmitleid oder Depressivität
geprägt. Die drei Könige wussten besseres, nämlich dass eine Zeitenwende, wie die Geburt des Erlösers, eine wirklich neue Perspektive einleiten kann. Sie haben ihre rosaroten Brillen zur Seite gelegt und sind dem Impuls „Hoffnung“ gefolgt. So konnten sie sicher über „Löwen und Nattern“ schreiten. Die Begegnung mit dem Kind der Liebesbotschaft aus Bethlehem war ihr Ziel. Die Hoffnung hat sie getragen. – Hoffnung wurde zum Maßstab des Handels.
Was sind heute unsere Maßstäbe? Fehlt es an Hoffnung?
Die rote Insel in der Mitte ist der Liebe gewidmet. Rot ist die Ur-Farbe und steht für Liebe und Leidenschaft. In den monotheistischen Religionen steht rot sogar für die Erschaffung der Menschen. Mit der Geburt Jesu ist die Liebe in die Welt gekommen.
Denken wir nur an die Berg-Predigt, die Jesus 30 Jahre später verkündet. Ob Maria und Josef dies im Stall von Bethlehem damals schon ahnten, dass jene Liebe des Sohnes zum neuen Gebot wird? Im Corona-Jahr fehlt der Stall bewusst. Alles ist in diesem Jahr anders. Jetzt müssen wir selbst zu Herbergen der Liebe, der Geduld und des Neubeginns werden. Die Welt wird sich neue Maßstäbe erarbeiten müssen. Auf uns kommt es an, ob wir aus der Pandemie
neue Erkenntnisse gewinnen können. Wir können das Jahr 2020 nicht einfach zur Seite wischen. Auf der roten Insel haben sich auch Ochs und Esel an den Rand gebracht. Sie scheinen mit all den Veränderungen nicht mehr zurecht zu kommen.
Welche Erkenntnisse werden wir aus der Corona-Pandemie ziehen?
Bleiben wir auf dem (roten) Feld der gegenseitigen Liebe?
Scheinbar verdrängt, in den Ecken, befinden sich noch zwei blaue Inseln: Die Frau auf der linken Seite schöpft aus dem Brunnen Wasser und gibt damit Leben und Geborgenheit weiter. Sie ist eine Dienerin. Womöglich gibt sie auch den Glauben an ihre Kinder weiter. Hoffnungsvoll schaut sie nach Bethlehem. Frauen sind im gesellschaftlichen Leben unersetzbar. In unserer Kirche dienen sie unentwegt; dürfen aber dort keine Verantwortung tragen. Da bleiben die verantwortlichen Männer lieber unter sich. Unsere Frau am Brunnen möchte mit Maria intensiv in Kontakt treten. Maria bleibt eben ein Vorbild. Recht hat sie! Ob die beiden Frauen über vertiefende Diakonie in der Kirche reden? Wir müssen gut zuhören!
Wie wird sich die Zukunft der Kirche in einigen Jahren anfühlen?
Werden unsere Frauen auch dort noch in 10 Jahren so aktiv sein?
Wer wird sie endlich ernst nehmen?
Die rechte blaue Insel ist der Amtskirche gewidmet. Voller Scham windet sich der bischöfliche Vertreter. Er schaut einfach weg. Er verdreht sich. Er will die verlorenen Schafe offenkundig gar nicht mehr sehen oder gar einfangen. Die Schafe bleiben einfach weg. Männliche und Weibliche. Sie sind auf der Suche nach anderen „relevanten Größen“. Bedeutungsverlust der Kirche? Vor 10 Jahren fing es mit der Aufdeckung der sexuellen Missbräuche in der katholischen Kirche an. Eine traumatisierte Kirche in doppelter Hinsicht?
Werden wir den Opfern je gerecht werden? Wie war das vor 2020 Jahren? „Wahrscheinlich herrschte damals mehr Notstand als Wohlstand, mehr Chaos als heile Welt, damals, im Provisorium der jungen Familie mit all ihrem Gewusel und Gewimmel“ schreibt Paul Weismantel. So kommt Gott auch heute noch zur Welt. Sein Licht hat es schwer. Die Hirten sind müde geworden. Wir auch. - Gott ein karges Quartier zu bieten, das wäre Weihnachten. Das Kind braucht wieder ein Dach über seine karge Futter-Krippe. Bauen wir es doch: Benutzen wir die Materialien „Glaube, Hoffnung und Liebe!“
Nachsatz:
Der diesjährige Verkündigungs-Engel („Fürchtet Euch nicht ....“) steht in diesem Jahr ganz dicht beim Hirtenvolk; der österliche Jesus („Ich bin das Leben ...“) ganz dicht bei der Hl. Familie.
Warum? Denken wir darüber nach!
(Dr. Peter A. Schult; Christ, Arzt und Psychotherapeut
Gebet zur Corona-Pandemie
Herr, wir glauben,
dass du Gutes aus dem Schmerz,
aus Corona und den Widrigkeiten
machen kannst.
Selbst aus den vielen Ungerechtigkeiten,
dem Zerstörten und den Krankheiten
des Lebens
wirst du Gutes wachse lassen können.
Wir brauchen eine Zeit des Reifens.
Hilf uns, dir in diesen schwierigen Zeiten
zu vertrauen.
Lass uns an deiner Seite weitermachen.
Auch lass uns stets das Angemessene tun.
Und vor allem aber:
Behalte uns in deinen gütigen Händen.
Erlöse uns aus der Gefangenschaft unserer
persönlichen Ängste
und stärke unsere inneren und äußeren
Abwehrkräfte.
Rufe uns aus der Depression.
Lass uns kein Opfer der Corona-Pandemie
werden.
Schenke uns erneut noch einmal das Leben. –
Amen.
(Verfasser: Dr. Peter A. Schult)