Gottesdienst am 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C, 11. September 2022
– im Pfarreienverbund am Limes
Langgöns – Linden – Pohlheim
Wir laden Sie ein, wenn möglich wieder Brot und Wein/Saft bereitzuhalten, um in diesem Gottesdienst wieder wie die Urgemeinde in ihren Wohnungen Brot zu brechen/Brot zu teilen.
Eingangslied: GL 714 Aus den Dörfern und aus Städten (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)
Liturgische Eröffnung:
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Jesus, unser Bruder und Herr, der sich um jeden Menschen ganz persönlich kümmert, wie der Hirte sich um jedes einzelne Schaf sorgt, ist in unserer Mitte – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Begrüßung:
Liebe Gemeinde,
vielleicht waren manche von Ihnen in diesen Sommerwochen unterwegs. Wie ist es heimzukommen? Im Evangelium hören wir heute unter anderem von vielleicht der berühmtesten Rückkehr überhaupt: Nach anderen Gleichnissen Jesu hören wir von der Rückkehr des jüngeren Sohnes. Sie wissen sicher: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn oder dem barmherzigen Vater – je nach Akzentuierung, die man der Geschichte geben möchte.
Ja, wenn man unterwegs war, wenn man das Leben kennengelernt hat, dann ist es schon etwas Besonderes nach Hause zu kommen. Das Zuhause ist nun ein anderes: Vielleicht freut sich so mancher Urlauber wieder auf die vertrauten vier Wände. Vielleicht lässt sich in so manchem Auslandsaufenthalt oder Urlaub feststellen, dass die weite Welt doch gar nicht besser ist als das eigene Heim. Vielleicht lande ich auf dem Weg hin zu meiner Sehnsucht, hin zu meinem „Panama“ so wie der Tiger in der berühmten Geschichte des Zeichners Janosch in meinem eigenen Haus und gehe vielleicht reumütig wie der Sohn im Evangelium wieder auf Menschen zu, die ich verlassen wollte.
Vielleicht aber auch ist die Sehnsucht nach anderem, nach Neuem im Urlaub, beim Studienaufenthalt im Ausland noch größer geworden – das „Zuhause“ fühlt sich gar nicht mehr so traut und schön an, sondern eng und fremd. Vielleicht bleibe ich zeitlebens auf der Suche nach meiner echten, endgültigen Heimat.
Ein Urlaub – oder auch heute das Evangelium mögen uns fragen lassen: Wo ist mein Zuhause? Bei wem bin ich zu Hause, bin ich geborgen? Wo fühle ich mich richtig wohl? Und wo erweist sich mein Traum vom Leben als unrealistisch? Wo bleibt meine Sehnsucht nach Heimat ungestillt?
Nehmen wir uns Zeit, unserer Sehnsucht nachzugehen.
Stille
Jesus erzählt uns davon, wie uns einmal sein Vater mit offenen Armen empfangen wird, wie auch für und mit uns ein Fest gefeiert wird, wie wir einmal eine wirklich erfüllende Heimat vorfinden werden – bei ihm im Himmel. Jesus erzählt uns davon, weil er unsere Sehnsucht nach Leben und Heimat ansatzweise aber auch schon hier auf Erden stillen will. Denn auch hier dürfen wir uns von Gott, seinem Vater, umarmt wissen.
Rufen wir zu Jesus mit den Worten des Kyrie:
Kyrie: GL 437 Meine engen Grenzen
Diesen Gott, dem wir unendlich wichtig sind und der uns Heimat und Leben verheißen hat, loben und preisen wir:
Loblied: GL 169 Gloria, Ehre sei Gott (Stefan Worlitsch + Sängerinnen)
Gebet:
Lasset uns beten:
Herr, unser Gott, Deine Tür steht uns immer wieder offen. Du suchst nach uns wie ein Hirte das verlorene Schaf sucht. Du liebst uns mehr noch als Vater und Mutter ihre Kinder lieben können. Lass uns wachsen in diesem Vertrauen, dass wir uns Deiner Hand anvertrauen dürfen, was auch immer passiert. So sei bei uns auf unserer Suche nach Heimat und Leben – solange, bis wir einmal für immer bei Dir sein werden, in Deinem Reich in Ewigkeit. Amen.
Auch heute laden wir wieder ein zum Kindergottesdienst:
(Vorbereitet und aufgesprochen von Martina Exler)
Hier gibt es noch ein kleines Suchbild zum heutigen Thema. Wenn Du Ideen für uns oder Wünsche an uns hast, freuen wir uns über eine Nachricht an KiGo_Langgoens-Linden-Pohlheim@gmx.de! Wir freuen uns sehr!
Erste Lesung: Exodus 32,7-11.13-14
7 Da sprach der HERR zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben. 8 Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, sich vor ihm niedergeworfen und ihm Opfer geschlachtet, wobei sie sagten: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben. 9 Weiter sprach der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk. 10 Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen. 11 Mose aber besänftigte den HERRN, seinen Gott, indem er sagte: Wozu, HERR, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Macht und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast. 13 Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du selbst geschworen und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben und sie sollen es für immer besitzen. 14 Da ließ sich der HERR das Unheil reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.
Antwortpsalm: Psalm 51
Zweite Lesung: 1 Timotheus 1,12-17
12 Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, 13 obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. 14 Doch über alle Maßen groß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte. 15 Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste. 16 Aber ich habe gerade darum Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als Erstem seine ganze Langmut erweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. 17 Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.
Halleluja
Evangelium: Lukas 15,1-32
1 Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. 3 Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: 4 Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? 5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, 6 und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! 7 Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. 8 Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das Haus und sucht sorgfältig, bis sie die Drachme findet? 9 Und wenn sie diese gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte! 10 Ebenso, sage ich euch, herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.
11 Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. 13 Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. 14 Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. 15 Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. 16 Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. 17 Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. 18 Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. 19 Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. 22 Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! 23 Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. 24 Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. 25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. 26 Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. 27 Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. 28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. 29 Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. 30 Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. 31 Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. 32 Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Predigt (Kerstin Rehberg-Schroth)
Liebe Gemeinde,
als wir in der vergangenen Woche aus unserem Urlaub zurückgekehrt sind, waren Kühe hinter unserm Haus auf dem Feld. Einige Kälber haben sich immer wieder selbstständig gemacht, sind über den Zaun gesprungen und standen in der vergangenen Woche eigentlich immer dort, wo ich gerade mit meinem Hund laufen wollte. Sie drängelten sich schon ganz schön in den Vordergrund. Als ich nun die Lesungstexte für das kommende Wochenende herausgesucht habe, ist mir nun das goldene Kalb wohl sicher auch wegen dieser Kälber sofort ins Auge gesprungen!
Gerade aus dem Urlaub gekommen, hatte ich das Gefühl, dass ich die Israeliten nur zu gut verstehen kann: Sie waren von Moses aus Ägypten geführt worden – in die Freiheit. Das war ein schwerer Weg, bis sie dort waren. Und doch gab es die wunderbare Erfahrung von Freiheit. Die wollten sie festhalten.
Mit Moses auf dem Weg jedoch hatten sie nichts zum Festhalten. Ihr Weg ging weiter. 40 Jahre, so sagt es zumindest das Alte Testament, sind sie durch die Wüste gewandert. Eine kaum vorstellbar lange Zeit. Menschen unter uns haben Flucht- und Vertreibungserfahrungen. Viele waren einst lange in Viehwaggons unterwegs. Lange, viel zu lange – aber keine 40 Jahre.
Irgendwann ist doch der Wunsch verständlich, stehen zu bleiben, etwas festzuhalten, Altäre, Tempel zu bauen. Wir sind hier dankbar für die wunderbaren Kirchen, die uns Menschen nach ihrer Flucht gebaut haben. Diese Menschen damals in der Wüste haben diesen Kälber-Altar gebaut. Wir Menschen haben das Bedürfnis, etwas Konkretes, etwas zum Anfassen zu haben, etwas, wovor oder worin wir uns niederwerfen können.
Manche Male sind dies eben auch andere Menschen oder lebendige Tiere. Die Kälber, die da in meinem Weg standen. Nein, vor denen wollte ich mich nicht niederwerfen. Aber sie konnten mich doch auf den Boden der Tatsachen zurückholen, dass ich meinen Weg nicht einfach so frei gehen konnte. Ein Urlaub mit all seinen Freiheiten und schönen Seiten geht einmal vorbei. Für Kinder und Jugendliche ist in dieser Woche die Schule mit allen vorgegebenen Regelmäßigkeiten wieder gestartet. Und selbst ein Spazierweg lässt sich, wie ich feststellen musste, nicht einfach so frei gestalten: Mit Hund wollte ich nämlich zumindest nicht einfach so an den freilaufenden Kälbern vorbeigehen. Viel zu ungewiss war mir, was ihre Mütter, also die Kühe, die sich schon an den Zaun warfen, machen würden, wenn ich ihren Kindern zu nahe kommen würde. Ich musste immer wieder einen anderen Weg wählen.
Nein, das Leben lässt sich nicht ins Kleinste planen. Das haben die Israeliten erleben müssen: Sie sind durchs Land geirrt, bis sie nach Jahren endlich im gelobten Land ankommen durften.
Sie bauten sich deshalb Kälber zum Festhalten und zum Anbeten. Sie suchten nach Sicherheit, die sie in der Wüste nicht fanden. Doch diese Sicherheit war eine trügerische Sicherheit. In der Wüste wäre das Leben dauerhaft so nicht möglich gewesen. Gott hatte sie nicht vor den Ägyptpern befreit, um sie dann an diesem unwirtlichen Ort zugrunde gehen zu lassen.
Er hatte Größeres mit ihnen vor – auch wenn sie das gerade noch nicht erkennen konnten, da der Weg noch so weit war.
Einmal wieder bringe ich das Beispiel unserer Gemeindegründerinnen und -gründer hier Am Limes: also all derjenigen, die einst ihre Heimat – ebenso wie die Israeliten – hatten verlassen müssen. Diejenigen, die nach dem Krieg vertrieben worden waren aus den heimeligen, schönen Dörfern im Osten. Niemand hätte diesen Menschen damals wohl sagen können, wie segensreich sie noch für so viele werden würden. Oder: Hätten Sie das damals geglaubt? Ich glaube, viele wären liebend gerne in der damaligen, ja eigentlich wunderschönen Heimat geblieben. Und vermutlich ging es den allermeisten noch Jahre später so, als sie alle hier irgendwo ansässig geworden waren. Ich kann nicht erahnen, wie viele Jahre manche noch die Hoffnung hatten, die eigenen Häuser wieder zu erhalten, im ehemaligen Heimatdorf wieder auf die Menschen zu treffen, mit denen sie groß geworden sind. Hier in Langgöns, Linden, Pohlheim ging es mühsam von vorne los mit dem Aufbau von neuen Häusern, mit dem Aufbau eines neuen Lebens – und eben auch mit dem Aufbau unserer katholischen Gemeinden.
Ein goldenes Kalb? Vielleicht fragen wir uns das heute, wenn wir mit Blick auf die aktuellen Veränderungen in unseren Gemeinden, in unserem Bistum, ja, in der Kirche in Deutschland uns fragen, welche unserer Kirchen wir werden halten können. Wo beten wir weiterhin Gott an? Wo sind wir dafür offen, dass er uns neue Wege zeigt? Und welche unserer Kirchen oder aber auch welche unsere Bräuche und Gewohnheiten erweisen sich letztlich sozusagen als das Goldene Kalb, das wir nicht länger festhalten sollten?
Ja, das mag sich hart anhören: Wir haben doch Kirchen gebaut; wir feiern Gottesdienste – und beten kein Goldenes Kalb an. – Nein, tun wir nicht! Auch die Israeliten hatten keine böse Absicht! Auch sie taten das aus besten Motiven heraus! Sie wussten, dass sie nicht die letzte Macht sind. Sie wussten, dass es über ihnen eine viel größere Macht gibt. Einen Gott. Diesen Gott konnten sie nicht fassen. Diesen Gott können wir nicht fassen. Und doch wollten sie ihn begreifen. Und doch wollen auch wir ihn begreifen. Wollten sie ihm ein Symbol erschaffen, um ihn zu verehren. Wollen auch wir bis heute Wege finden, unserem Gott zur Ehre Kirchen erbauen, Gottesdienste feiern.
Die Goldenen Kälber damals wollte Gott nicht. Vielleicht wollte er sie aber auch gar nicht nicht, sondern wollte sie durchaus für einige Zeit: Denn Funde im Alten Israel deuten durchaus an, dass ein solches Bauen von Tierstatuen nicht eine Momentaufnahme war, die wie es für uns klingen mag, einmal in der Wüste geschah und dann Geschichte war. Nein, Funde wie auch Textdokumente zeigen uns, dass es solche Formen der Verehrung immer wieder gab. Menschen versuchten, das Größte für sie Vorstellbare für ihren Gott zu bauen und ihn darin zu verehren. Gott mag es gefallen haben – solange, bis es nicht mehr zu seinen Plänen mit seinem Volk passte: Das Volk Israel sollte weiterziehen, weil Gott Größeres mit ihm vorhatte.
Das, was wir heute tun, die Riten, wie wir Gottesdienste feiern, die Formen, mit denen wir Gott verehren, und natürlich alle unsere Kirchen sind sicherlich Gott zum Wohlgefallen! Es ist großartig, welche Gemeinden hier einst – nach dem Zweiten Weltkrieg – entstanden sind – dank der Menschen, die aus ihren Heimatgebieten vertrieben wurden. Wenn es unserem Willen nach geht, soll auch alles so bleiben, wie es ist. Und doch wissen wir nicht, was Gott in Zukunft mit uns vorhat. Vielleicht gefällt es ihm weiterhin so, wie es ist. Vielleicht hat er aber auch noch Größeres, Anderes mit uns vor – und wir müssen manches von dem, was wir gewohnt sind, abstreifen. In Teilen erleben wir das ja bereits. Veränderungen hier kündigen sich durch den Pastoralen Weg an bzw. haben wir in den letzten Jahren schon massiv erlebt, als Pfarrer Müller und Pfarrer Lucaci gingen, nur noch ein neuer Pfarrer kam, als wir nun mit unseren Pfarreien der Pfarrei in Lich zugeordnet wurden.
Ja, manche Kälber soll der Prophet Moses umschlagen. Doch nicht, um ein Volk zu vernichten, erst recht nicht, um die Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu zerschlagen – sondern im Gegenteil: um das Volk zu bewahren und zu beschützen und die Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu vertiefen. So dürfen wir auch heute in allen Ungewissheiten darauf vertrauen, dass Gott auch heute uns nicht vernichten will, sondern er uns vielleicht auf ganz neue Wege bringen will, er ein ganz neues Heiliges Land für uns bereit hält. Ja, und vor allem dürfen wir darauf vertrauen, dass er die Beziehung zu uns Menschen nicht zerschlagen, sondern erneuern, vertiefen will. Denn sein Bund mit uns Menschen gilt. So wie Jesus es uns im Evangelium vor Augen hält, sind wir Gott nicht gleichgültig, sondern er sorgt sich um uns. Um jeden einzelnen – so wie der Hirte sich um jedes einzelne Schaf kümmert. So sind auch wir gemeint. Amen.
Credo:
Vor Gott ist jeder einzelne Mensch wichtig. An diesen Gott glaube ich gerne. Zu ihm dürfen wir uns bekennen:
Glaubenslied: GL 833 Gott, den Dreieinen, glauben (Matthias Hampel)
Friedensgruß:Im Gleichnis zeigt Jesus uns, dass der Vater den Kontakt zwischen den beiden Söhnen will. Er versucht den älteren zu überzeugen, dass auch er dem jüngeren die Hand reichen soll, sich darüber freuen soll, dass die Familie wieder vereint ist. Auch uns ruft er als große Familie und beruft uns, uns immer wieder um Verständigung zu bemühen, den Frieden zu suchen. Im Kleinen, Familiären – und auch im Großen, in der Welt. Ohne ihn als Friedensstifter gelingt das nicht; mit ihm dürfen wir weiter den Frieden ersehnen.
In diesem Vertrauen dürfen wir uns den Frieden Jesu gegenseitig zusprechen:
Der Friede sei mit dir! Der Friede sei mit euch!
Lied vor der Mahlfeier: GL 366 Jesus Christus, guter Hirte (Stefan Worlitsch)
Mahlfeier - Lobpreis über Brot und Wein:
„Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn“, so schreibt Paulus an Timotheus. Und auch wir dürfen ihm danken. Ihm, Jesus Christus, und seinem und unserem Vater. Dieser Vater lädt uns ein zum Festmahl – hier auf Erden und einmal im Himmel. Dafür danken wir ihm und loben preisen ihn:
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, der Du uns aus Liebe geschaffen hast und in dieser Liebe auch heute auf uns und jedes einzelne Deiner Geschöpfe blickst. Du hast einen Sinn in Deine Schöpfung gelegt und hilfst uns dabei, diesen Sinn unseres Lebens zu entdecken, unseren Platz im Hier und Heute zu finden und einmal bei Dir für immer anzukommen. Dich preisen wir.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für Deine Liebe und Barmherzigkeit, die Jesus bis zu seinem Tod gelebt und uns verkündet hat. Wir preisen Dich für das Mahl, das er mit seinen Freunden hielt und bei dem sogar sein Verräter teilnehmen durfte – als Zeichen, dass Du Versöhnung willst. Immer. Dich loben und preisen wir – bis in alle Ewigkeit.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für das riesengroße Geschenk, das Jesus uns bei diesem Mahl gemacht hat, als er seinen Jüngern und damit auch uns das Brot gereicht hat und dabei ganz besondere Worte gesprochen hat: Nehmt und esst. Das ist mein Leib. Wir danken Dir, dass er mit diesen Worten uns alle eingeladen hat, immer wieder zu seinem Gedächtnis ein Fest zu feiern und Mahl zu halten. Wir danken Dir, dass wir auch heute das Brot in Verbundenheit mit der ganzen Gemeinde und vor allem mit Dir brechen dürfen.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde. Du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit als Zeichen, dass Du uns in unserem Alltag stärkst. Dieses Brot, das wir hier in unseren Häusern essen, will uns Kraft geben für unseren Alltag, will uns Kraft geben, dass wir Brot und alles, was wir haben, miteinander teilen, so dass es für alle reicht. Wenn wir jetzt Mahl miteinander halten, ist dies ein Vorgeschmack auf das große Fest, das Du mit uns feiern willst, wenn wir einmal alle bei Dir sind. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit und bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und lass uns eins sein mit Dir und miteinander, wenn wir nun von diesem Brot essen.
Das Brot wird gebrochen. Und jeder Anwesende erhält ein Stück des Brotes. Alle essen vom Brot.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, Schöpfer der Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen – zur Freude der Menschen und zu Deinem Lob. Der Wein ist Zeichen von Freude, Jubel und Fest. Heute feiern wir kleine Feste, die Lebensfülle und ewige Freude werden wir einmal erleben, wenn wir mit Dir vereint im Himmelreich sind. Heute noch wechseln in unserem Leben Kreuz und Leid mit Freude und Glück. So kommen wir immer wieder zum Fest der Freude zusammen und teilen miteinander Brot und Wein oder Saft. Wir preisen Dich, weil Du durch Deinen Heiligen Geist uns Menschen froh machst und uns lieben und leben lässt, weil Du uns liebst.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, durch Deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Im Tragen seines eigenen Kreuzes waren wir ihm so wichtig, dass er uns noch kurz vor seinem Tod das Zeichen der Freude und der Lebensfülle anvertraut, ein Stück vom Himmel geschenkt hat. Er hat seinen Jüngern den Kelch gereicht mit den Worten: „Nehmet und trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wir danken Dir für dieses riesengroße Geschenk unseres Glaubens. Wir danken Dir, dass wir auch heute wohlschmeckenden Wein (Saft) trinken dürfen.
Wir bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und schenke uns die Freude des Glaubens und die Fülle des Lebens, wenn wir nun von diesem Wein (Saft) zu Deiner Ehre trinken.
Alle trinken vom Wein bzw. Saft.
Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für Deine Nähe, die Du uns schenkst. Du stehst treu zu dem Bund, den Du mit uns und allen, wirklich allen Menschen geschlossen hast. Du willst unser aller Leben in Fülle; Du willst nur das Beste für uns. Wir danken Dir, dass wir nicht allein sind: Du bist mit uns auf dem Weg und Du rufst uns in die Gemeinde. In Dir sind wir verbunden. Wir danken Dir für die Gemeinde, zu der wir gehören und in der wir immer wieder ein Stück Himmel erleben dürfen, selbst dann, wenn wir uns nicht persönlich begegnen können. Wir danken Dir, dass wir trotz allem immer im Brechen des Brotes und Trinken von Wein oder Saft miteinander verbunden sind, uns gegenseitig zu essen geben dürfen, wie Jesus uns aufgetragen hat, uns also gegenseitig stärken und füreinander eintreten dürfen. Wir preisen Dich, der Du bei uns bist – auch und gerade in schwierigen Zeiten. Dich rühmen wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Lied nach der Mahlfeier: GL 421 Mein Hirt ist Gott der Herr
Fürbitten:
Jesus erzählt uns vom Sohn, der heimkehrt zu seinem Vater, ihn bitten will, als Tagelöhner bei ihm arbeiten zu dürfen, und der dann vom Vater sooo viel mehr bekommt. Auch wir dürfen mit all unseren Bitten zum Vater kommen und darauf vertrauen, dass der Vater uns mehr gibt als das, was wir ersehnen. So beten wir heute:
Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott, Du empfängst uns mit offenen Armen wie der Vater den verloren geglaubten Sohn. Bei Dir sind wir geborgen; bei Dir finden wir Leben in Fülle. Dich loben und preisen wir heute und in alle Ewigkeit. Amen.
Ja, Gott ist für uns wie ein liebender Vater, eine liebende Mutter. Zu ihm dürfen wir beten:
Vater Unser
Danklied: GL 487 Nun singe Lob, du Christenheit (Matthias Hampel)Allmächtiger, guter Gott, was auch immer passiert. Immer dürfen wir zu Dir kommen; Du empfängst uns. Du suchst uns, weil Du uns liebst. Dich dürfen wir anbeten. Kein weltlicher Altar ist groß genug, um Dich zu preisen. Du willst keine Kälber, keine Kirchen. Du schenkst uns Dein Herz, Deine Liebe, willst mit uns verbunden sein, führst uns unseren Weg durchs Leben – solange bis wir einmal endgültig nicht mehr diese irdischen Gebäude brauchen werden, weil wir bei Dir sind und mit Dir ein Fest feiern – in alle Ewigkeit. Amen.
Segensgebet:
So segne nun uns und alle, die uns am Herzen liegen, der uns liebende Gott,
der Vater, der uns liebend entgegen eilt,
der Sohn, der uns vom Vater erzählt,
und der Heilige Geist, der selbst die Liebe in unserem Leben ist.
So segne uns Gott im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Schlusslied: GL 389 Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel (Stefan Worlitsch)