Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst am 26. Februar 2023 (1. Fastensonntag Lesejahr A)

(c) Silvia Sommer
Datum:
Sa. 25. Feb. 2023
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Gottesdienst am 26. Februar 2023 (1. Fastensonntag, Lesejahr A)
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Auch heute laden wir Sie wieder ein, wenn möglich Brot und Wein/Saft bereitzuhalten, um in diesem Gottesdienst wieder wie die Urgemeinde in ihren Wohnungen Brot zu brechen/Brot zu teilen.
 

Eingangslied: GL 468 Gott gab uns Atem (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der sich für 40 Tage in die Wüste zurückgezogen hat, um Kraft zu sammeln für sein Wirken, er ist bei uns – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Begrüßung

Liebe Gemeinde!

Die Fastenzeit hat begonnen. Wir blicken heute im Evangelium auf Jesus, der sich für 40 Tage in die Wüste zurückgezogen hat. Freiwillig. Manche unserer „Wüstenerfahrungen“ sind dagegen alles andere als freiwillig: Wir blicken seit einigen Wochen in die Türkei und nach Syrien, wo Menschen durch die verheerenden Erdbeben alles genommen wurde. Wir blicken in die Ukraine und in manche anderen Kriegsgebiete unserer Erde. Manch eine/r mag aber auch eigene Wüstenerfahrungen vor Augen haben: vielleicht schöne, nostalgisch-romantische, selbstgewählte Wanderungen durch die Wüste, vor allem aber eigene Kargheit, Leid, Krankheit und viele andere existentielle Probleme. All das dürfen wir Jesus heute hinhalten – wenn wir nun begonnen haben, uns auf dem Weg zu machen hin zu seinem eigenen großen Leiden, hin aber auch zur Auferstehung: zu Jesu Auferstehung und auch zu unserer eigenen Auferstehung, auf die wir hoffen dürfen.

Rufen wir Jesus so nun in unsere Mitte mit den Worten des Kyrie:

Kyrie (Liedrufe: Thomas Linn):

Jesus, Du hast Dir Zeit genommen, bist in die Wüste gegangen, um zu erkennen, wohin Dein Vater Dich führen will.

Jesus Christus, Du rufst uns, umzukehren, uns umzuschauen, unsere eigene Sehnsucht neu zu ergründen.

Jesus, Du bist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben. Du bist gekommen, um den Liebesbund Deines Vaters mit uns für immer zu bestätigen.

Ja, Jesus Christus, Du, unser Kyrios, so erbarme Dich unser und führe uns in unserer Sehnsucht und leite uns hin zum Heil – zum echten Ziel unserer Sehnsucht. Führe uns so zum Leben, Du, Jesus Christus, unser Bruder und Herr. Amen.

Tagesgebet:

Herr, unser Gott, Du schenkst uns diese vierzig Tage der Fastenzeit als Vorbereitung auf den Tod und die Auferstehung Deines Sohnes. Steh uns bei in allem Fasten, in allem Verzicht, und lass in uns die Sehnsucht wachsen nach dem wahren Leben, der wahren Liebe, nach all dem, was Du uns in Deinem Sohn schenkst. Mach uns dabei offen für die täglichen kleinen Freuden, die uns auch in Notzeiten immer wieder Deine Liebe zeigen – im Großen wie im Kleinen. Darum bitten wir Dich durch Jesus, Deinen Sohn, der auch im Kreuz an Deiner Liebe festgehalten hat und uns so gezeigt hat, dass es sich lohnt, an Dir festzuhalten, was auch immer passiert – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

 
Kindergottesdienst:

Auch heute laden wir Euch ein zum Kindergottesdienst:

(Vorbereitet und aufgesprochen von Martina Exler)

Hier gibt es noch einige Gedanken und eine Idee zur Fastenzeit Du kannst uns weiterhin gerne schreiben an: KiGo_Langgoens-Linden-Pohlheim@gmx.de! Wir freuen uns sehr über Deine Post! Und vielleicht dürfen wir ja auch ein Bild Deines "Hexles" sehen?

Text und Idee zum heutigen Kindergottesdienst entstammen einer Kinderzeitung für den Sonntag der Erzdiözese Freiburg.
 

Erste Lesung: Genesis 2,7-9; 3,1-7

7 Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. 8 Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. 9 Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. 1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? 2 Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; 3 nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. 4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. 5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. 6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. 7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. 

Antwortpsalm: Psalm 51 (Thomas Linn)

Zweite Lesung: Römer 5,12-19

Schwestern und Brüder! 12 Deshalb: Wie durch einen einzigen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise der Tod zu allen Menschen gelangte, weil alle sündigten - 13 Sünde war nämlich schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt; 14 dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten wie Adam, der ein Urbild des Kommenden ist. 15 Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteilgeworden. 16 Und anders als mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde, verhält es sich mit dieser Gabe: Denn das Gericht führt wegen eines Einzigen zur Verurteilung, die Gnade führt aus vielen Übertretungen zur Gerechtsprechung. 17 Denn ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht diejenigen, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteilwurde, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. 18 Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung, die Leben schenkt. 19 Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.

Halleluja (Thomas Linn)

Evangelium: Matthäus 4,1-11

1 Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. 2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. 4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. 5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel 6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, / und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. 10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. 11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.

Predigt (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

die Frau – Eva – brachte die Sünde in die Welt; ein Mann – Jesus – überwand sie. So könnte man wohl mit einem Satz die heutigen Lesungen zusammenfassen. Grund für viele unserer kirchlichen Regelungen, Futter für alle, die bis heute Benachteiligungen von Frauen begründen.

Grund aber auch, die Texte genauer zu betrachten: Es geht los mit einem Ausschnitt aus dem zweiten Schöpfungsbericht – dem älteren. Wir wissen heute längst, dass die Erde weder, wie es der erste und jüngere der beiden Schöpfungsberichte sagt, in 7 Tagen erschaffen wurde, noch dass Adam und Eva damals im Paradies wohnten. Es sind Mythen, die Menschen sich erzählt haben, um ihre Welt zu verstehen. Menschen zu allen Zeiten suchen nach Antworten, warum wir Menschen so sind, wie wir sind. Woher kommt unsere Sehnsucht nach einer „paradiesischen Welt“? Ganz einfach: Der Mensch muss diese paradiesische Wirklichkeit einmal erlebt haben – und er trägt deshalb bis heute diese Sehnsucht in sich – auch wenn die Wirklichkeit die außerhalb des Paradieses ist.

Der Verfasser übernimmt für seine Erzählungen Elemente aus seiner Umwelt: Da ist die Erde, da ist der Baum des Lebens, da ist eine Schlange als Symbol von Klugheit und Weisheit, da ist die Frau als Symbol der Fruchtbarkeit. Und da sind Gegebenheiten, die die Menschen damals erlebten: Die Welt war (und ist) alles andere als paradiesisch; Menschen mussten sich abrackern, um ihre Felder zu bestellen, um zu überleben; Frauen gebären meist unter Schmerzen; so manche Frau stirbt unter der Geburt. Und dazu erlebte der Verfasser dieser Geschichte eine Gesellschaft, in der Frauen den Männern unterstellt waren.

Das alles muss seinen Grund haben – davon waren die Menschen damals überzeugt. Und mit einer Geschichte wurde versucht, diesem Grund auf die Spur zu kommen.

Es geht also sozusagen um einen Rückblick und einen Versuch, sich Fakten zu erklären: Nicht eine Frau hat gesündigt und deshalb werden Frauen unterdrückt, sondern Frauen wurden unterdrückt – und man versuchte dies zu begründen, indem man eine Geschichte erfand, in der eine Frau einen Mann in Versuchung geführt hat.

Dafür nutzte man alte Mythologien. Einerseits schwierige Bilder, andererseits auch wieder wunderbare Bilder, sehr verständliche Bilder.

Wer von uns wollte nicht einmal den Paradiesesgarten sehen – diesen Garten mit den beiden Bäumen in der Mitte? Mit dem Baum des Lebens und dem der Erkenntnis.

Wir sprechen bei dieser Erzählung von einem Apfel, einer Schlange, einer Frau und einem Mann gerne leichtfertig vom Sündenfall. Doch ganz so einfach ist es nicht. Diese Worte von Schuld und Sünde tauchen im Text überhaupt nicht auf. Erst in der Tradition wurde diese Geschichte als Sündenfall bezeichnet und gar später zur Begründung der Erbsünde genutzt, und bis heute ist diese Erzählung in manchen Kulturen Begründung zur Unterdrückung von Frauen.

Zunächst ist hier einmal von dem Paradiesesgarten die Rede, in den Gott den Menschen gestellt hat. Da war übrigens zunächst nur ein einziger Mensch, kein Mann. Adam wurde geformt aus Adamah, dem Ackerboden. Doch dieser Mensch war allein, einsam. Deswegen hat Gott einen zweiten Menschen geschaffen, eine gleichwertige Unterstützung, eine gleichwertige Partnerin. Durch diesen zweiten Menschen wurde der Mensch zu Mann und Frau, zu Isch und Ischah, wie es auf Hebräisch heißt. Diese beiden waren nun also in diesem Paradiesesgarten, in dem sie sozusagen voll verpflegt waren. Von allem konnten sie essen. Lediglich vor einem Baum hatte Gott sie gewarnt. Vor dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Gott hat den Menschen übrigens nicht verboten, davon zu essen, sondern geboten, nicht davon zu essen. Genau wie bei den zehn Geboten ging es hier um eine Liebesregel, eine sogenannte Weisung zum besseren Leben.

Und dann kommt die Schlange ins Spiel: Klug und listig, wie sie war bzw. wie die Menschen sie sich vorstellten, spricht sie in dieser Erzählung die Frau an – mit einer klaren Falschaussage bzw. -frage: Ob Gott ihnen denn wirklich gesagt habe, dass sie von keinem Baum essen dürfen? Die Frau erklärt ihr daraufhin, dass das ja nicht stimme, dass sie nur von dem einen Baum nicht essen sollten, weil sie sonst sterben müssten. Die Schlange ist klug, geht nicht darauf ein, dass das, was sie zunächst gesagt hat, ja falsch war, sondern liefert Argumente: Sie wisse, Frau und Mann müssen nicht sterben, aber wenn sie davon äßen, würden sie wie Gott und könnten Gut und Böse erkennen. – Genau das besagt dieser Baum: Erkenntnis von Gut und Böse. – Was also soll daran schlecht sein?

Das Essen von der Frucht des Baumes bringt die Menschen dazu, aus ihrer ursprünglichen Naivität auszusteigen und einen Begriff davon zu bekommen, was falsch, was richtig ist.

Das klingt logisch, das klingt stimmig, das klingt nicht falsch. Die Frau folgt der Argumentation der Schlange, isst davon, gibt eine Frucht dem Mann, und auch er isst davon.

Es geht an dieser Stelle übrigens nicht um Mann oder Frau, nicht darum, wer hier wen in Versuchung geführt hat, wer also etwa „schuldiger“ ist. Und, nein, diese beiden Menschen sterben nicht. Gott tötet sie nicht. Gott ist kein Gott, der dafür, dass wir etwas anders machen, als er das möchte, die Todesstrafe vorgesehen hätte. Doch er kannte die Konsequenzen, die es für die Menschen bedeuten würde, gut von böse zu unterscheiden. Gut von Böse unterscheiden zu können, ist anstrengend! Die Unbeschwertheit war weg. Die Menschen verstecken sich – sogar vor Gott. Sie schämen sich ihrer selbst. Sie trauen sich nicht, Gott die Wahrheit zu sagen. Sie weigern sich, selbst Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, schieben es von sich weg: der eine auf die andere, die andere auf die Schlange. Eigentlich erst hier beginnt dann wirklich schuldhaftes Verhalten, was aber auch hier nicht so genannt wird.

Vor diesen Konsequenzen hatte Gott sie gemäß der Erzählung bewahren, beschützen wollen. Daher hatte er ihnen dieses Gebot gegeben. Gott klingt nicht sauer, weil die Menschen dieses Gebot übertreten haben, eher traurig, weil er sie nun nicht mehr komplett bei sich bewahren kann. Denn nun waren ihre Augen geöffnet für die verschiedenen Aspekte des Lebens, für alle Gefahren, die das Leben bietet, dafür, Richtiges und Falsches zu tun. Und so war es nun unvermeidlich, dass sie ihr Leben mit harter Arbeit und unter Mühen verbrachten. Es war unvermeidlich, dass diese Menschen nun nicht mehr unsterblich waren. Ihr Leben konnte sich nicht mehr rein im Paradies abspielen. Wir Menschen sind jedoch überfordert damit, in dieser Fülle von Möglichkeiten, immer die Richtige zu wählen, immer das Beste für uns selbst und für andere zu tun. Wir sind Abbilder Gottes, doch wir sind nicht Gott!

Durch diese großartige Gabe, die letztlich Gott uns ja geschenkt hat – nicht durch den Apfel eines Baumes einer alten Erzählung, sondern als Gewissen und als Verstand, den er uns Menschen gibt –, haben wir jedoch immer wieder die Möglichkeit, uns neu zu entscheiden. Manchmal sind Entscheidungen sehr klar. Manche Male nicht. Manche Male stehen wir dadurch vor Versuchungen, sehen Dinge unterschiedlich. Durch diese großartige Gabe können wir richtig handeln – aber auch falsch. Und so erzählt uns heute das Evangelium, dass auch Jesus in Versuchung geführt wurde. Auch er musste lernen, Entscheidungen zu treffen, sich immer wieder für seinen Vater zu entscheiden. Ja, manche Male wünschten wir uns vielleicht, dass uns einer sagen würde, wo es lang geht, dass wir nur eine einzige Möglichkeit hätten. Doch wäre das wirklich eine Rückkehr in den Paradiesesgarten? Oder wären wir dann nicht vielmehr Marionetten? Marionetten – im besten Falle Gottes! Im schlimmsten Falle jedoch eines Menschen, der über uns bestimmt, eines Menschen, der diese Macht missbrauchen kann. Wie oft dies in unserer Menschheits- und ja, auch besonders in unserer Kirchengeschichte geschehen ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Jesus hat uns aufs Neue die Freiheit gebracht; er wollte uns nicht in eine neue Abhängigkeit führen. Doch, so schreibt es Paulus in der heutigen Lesung an die Römer, hat er mit seiner Liebestat eben auch unsere Sünden – sozusagen sogar schon vorauseilend – überwunden, uns erlöst von so mancher falschen Entscheidung, mancher falschen Tat, mancher Sünde. Nicht, dass wir sie nicht mehr täten; aber dahin, dass wir unsere falschen Taten immer wieder neu erkennen und bereuen können, dass Umkehr möglich ist.

Wir brauchen uns also nicht damit abzufinden, für immer mit Unrecht zu leben. Es muss nicht so bleiben, wie es ist: Wo wir heute Unterdrückung – von Frauen oder anderen Menschen –, Ausbeutung von Menschen, Tieren und Schöpfung erleben, ist diese niemals gottgewollt, sondern immer Folge von Schuld. Doch genau für unsere Schuld ist Jesus auf die Erde gekommen, damit wir Tag für Tag aufs Neue versuchen, aus solchen Schuldzusammenhängen auszubrechen und gute und richtige Entscheidungen zu treffen, Welt zu verändern und zu verbessern. Amen.

Credo:

Wir glauben an einen Gott, der uns einmal in eine Art Paradiesesgarten führen will – weil er den Baum des Lebens für uns alle gepflanzt hat, weil er unser aller Leben in Fülle will. Nach ihm sehnen wir uns; an ihn glauben wir – und singen:

Credolied: Gott, du mein Vater (Heidi Schneider; Kerstin Rehberg-Schroth; Edith Höll; Axel Zeiler-Held)

Friedenszeichen:

Wir Menschen sind frei uns zu entscheiden – zu Gutem und zu Bösem. Doch wir haben die Gabe, auch Gutes von Schlechtem unterscheiden zu können. Diese Gabe zu nutzen, lädt Gott uns ein. So dürfen wir zu Boten seines Friedens werden, Schritte des Friedens gehen, Zeichen dieses Friedens setzen.

So dürfen wir auch in diesem Gottesdienst (in Gedanken) allen Menschen in unserer Nähe diesen Frieden Jesu wünschen und (innerlich) zusprechen:

Der Friede sei mit Dir! Der Friede sei mit Euch!

Lied vor der Mahlfeier: Da wohnt ein Sehnen tief in uns (Stefan Worlitsch + Chorgemeinschaft)

Mahlfeier - Lobpreis über Brot und Wein:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund. Gott meint es gut mit uns – egal, ob wir ein Mahl feiern oder seinem Wort lauschen. Er ist bei uns. Immer. Ihn, unseren Gott, loben wir an diesem Sonntag:

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, der Du Deine Schöpfung und uns Menschen liebst und uns alle erwählst und mit uns den Bund der Liebe schließt.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du uns Menschen Leben und die Erkenntnis von Gut und Böse bereithältst, auf dass wir Dich einmal in der Ewigkeit sehen dürfen.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, dem allein alle Macht und Herrlichkeit gegeben sind. Du bist Herrscher über die ganze Erde, die Du uns Menschen anvertraut hast – damit wir sie beschützen.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du unsere Hoffnung bist. Du bringst Licht in unser Dunkel und in unsere Not. Du schenkst Kraft, wo wir es nicht erwarten. Du bringst Heil und Heilung. Dich loben und preisen wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für die Ruhe, die Du uns schenkst: Du schenkst uns den Sonntag als Tag der Erholung und führst uns an Orte der Stärkung und Besinnung. Wir preisen Dich für alle Kraft, die Du uns schenkst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du in Jesus Menschengestalt annahmst, weil Du in ihm ganz Mensch sein wolltest. Wir preisen Dich, der Du uns Menschen so sehr liebst, dass Du Dich mitten unter uns begibst – einst mit Jesus und immer aufs Neu.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für das riesengroße Liebesgeschenk, das Jesus uns beim letzten Mahl mit seinen Jüngern gemacht hat, als er ihnen – und damit auch uns – das Brot gereicht und dabei ganz besondere Worte gesprochen hast: Nehmt und esst. Das ist mein Leib.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du in Jesus Dich all Deiner Macht entmachtet hast, ohnmächtig wurdest – für uns. Mit Deinem Sohn hast Du Dich selbst uns Menschen ausgeliefert – ganz und gar – bis zum Tod am Kreuz. Dich loben wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für dieses Mahl der Eucharistie, in dem Du Dich uns auf wunderbare Weise schenkst. Doch wir vertrauen, dass Du Dich uns auch heute schenkst, wenn wir keine Eucharistie feiern (können). Wir danken Dir deshalb, dass wir auch heute das Brot brechen dürfen – und dabei mit Dir und mit der ganzen Gemeinde verbunden sind.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde. Du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit als Zeichen, dass Du uns in unserem Alltag stärkst. Dieses Brot, das wir hier in unseren Häusern essen, will uns Kraft geben für unseren Alltag. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit und bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und lass uns eins sein mit Dir und miteinander, wenn wir nun von diesem Brot essen.

Das Brot wird gebrochen. Und jeder Anwesende erhält ein Stück des Brotes. Alle essen vom Brot.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, Schöpfer der Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen – zur Freude der Menschen und zu Deinem Lob. Der Wein ist Zeichen von Freude, Jubel und Fest. Wir hoffen, dass wir bald wieder viele Gründe zum Feiern haben und auch feiern dürfen. Noch wissen wir nicht, wann das sein wird. Doch wann immer wir Mahl miteinander halten, ist dies ein winziger Vorgeschmack auf das große Festmahl in Deinem ewigen Reich, wenn wir bei Dir, der Liebe selbst, ewige Freude und ewiges Fest erleben. In Vorfreude darauf teilen wir hier Brot und Wein oder Saft. Wir preisen Dich, weil Du durch Deinen Heiligen Geist uns Menschen froh machst und uns lieben und leben lässt, weil Du uns liebst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, durch Deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Noch kurz vor seinem Tod hat er uns das Zeichen der Freude und der Lebensfülle anvertraut, uns schon hier ein Stück vom Himmel geschenkt. Er hat seinen Jüngern den Kelch gereicht mit den Worten: „Nehmet und trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wir danken Dir für dieses riesengroße Geschenk unseres Glaubens. Wir danken Dir, dass wir auch heute wohlschmeckenden Wein (Saft) trinken dürfen.

Wir bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und schenke uns die Freude des Glaubens und die Fülle des Lebens, wenn wir nun von diesem Wein (Saft) zu Deiner Ehre trinken.

Alle trinken vom Wein bzw. Saft.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du unsere Sehnsucht nach Glück, nach Liebe, nach Frieden, nach Dir stillen willst. Du allein bist das Ziel unserer Sehnsucht schon im Hier und Jetzt und erst recht am Ende unserer irdischen Zeit. Du schenkst uns die wahre Freude. Schon heute baust Du mit uns hier auf Erden Dein Reich und schenkst uns Heil und Heilung. Einmal werden wir die Vollendung finden bei Dir in Deinem Himmelreich. Wir danken Dir für die Gemeinde, zu der wir gehören und in der wir schon heute ein wenig von der Gemeinschaft erahnen können, in die Du uns alle einmal rufen willst. Wir sind miteinander verbunden auch in diesem Gottesdienst, auch dann, wenn wir uns gerade nicht persönlich begegnen können. Wir preisen Dich, der Du bei uns bist, der Du um uns herum bist, uns trägst und sogar in uns bist – auch und gerade heute. Dich rühmen wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Lied nach der Mahlfeier: GL 886 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn (Matthias Hampel)

Fürbitten:

Herr, Du Gott, bist treu. Dir dürfen wir immer vertrauen und mit unseren Bitten und Anliegen zu Dir kommen:

  • Stärke alle, die sich auf ihre Taufe oder Firmung vorbereiten. Und stärke alle Getauften, dass wir im Vertrauen auf Deine Treue unser eigenes Ja zu Dir sprechen können.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Schenke unseren Kommunionkindern in dieser Zeit der Vorbereitung auf ihre Erstkommunion die Erfahrung, dass Du ihnen nahe sein willst, und lass sie die Gemeinschaft mit Dir, aber auch miteinander als wertvoll erfahren.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Stärke alle Menschen aller Konfessionen und Religionen in der Zuversicht, dass Du mit allen Menschen einen Bund geschlossen hast, weil Du uns alle liebst.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Steh allen Frauen bei, die weltweit noch immer mit Verweis auf die Paradiesesgeschichte unterdrückt und benachteiligt werden.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Sei allen Menschen nahe, die in dieser Zeit von Kriegen und Naturkatastrophen getroffen sind. Sei bei allen, die Hilfe leisten oder leisten wollen. Schenke Kreativität in allen Bemühungen, wie wir wirklich heute füreinander da sein können und Menschen dabei unterstützen können, eine neue Existenz aufzubauen, neues Leben zu finden.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Lass in diesen Tagen alle Menschen Deine Nähe und Treue erfahren, die den Verlust geliebter Menschen beklagen müssen. Schenke uns Trost in der Hoffnung, dass wir uns einmal in Deinem Paradies wiedersehen dürfen.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Du, Gott, bist ein Gott des Lebens. Du willst uns immer nahe sein. Dich loben und preisen wir in Ewigkeit. Amen.

Gott hat seinen Bund mit uns geschlossen, weil er uns liebt. Er nennt uns nicht nur Vertragspartnerinnen und -partner, sondern Söhne und Töchter. Für ihn sind wir relevant; er ist für uns relevant. Zu ihm beten wir:

Vater Unser

Ein Lied zum Dank: GL 423 Wer unterm Schutz des Höchsten steht (Stefan Worlitsch)

Dankgebet:

Herr, unser Gott, wir danken Dir für den Bund der Liebe, den Du mit uns geschlossen hast. Führe uns durch so manche Wüsten unseres Lebens und steh uns bei, wenn wir für andere ein Paradies aufbauen möchten. Lass uns mitbauen an Deinem Reich, das Leben und Liebe erfahrbar werden lässt – hier auf Erden, solange bis wir einmal ankommen im Paradies, in das Du uns berufst – in alle Ewigkeit. Amen.

Segensgebet:
So segne uns der uns liebende Gott,
der Vater, uns erschaffen hat und Leben in Fülle für uns bereithält,
der Sohn, der in der Wüste nach seinem eigenen Weg gesucht hat,
und der Heilige Geist, die Kraft in uns, die uns immer wieder beisteht in allen Entscheidungen unseres Lebens.

So segne uns und alle, die uns wichtig sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Lied zum Schluss: Shalom Chaverim (Edith Höll; Heidi Schneider; Kerstin Rehberg-Schroth; Axel Zeiler-Held)