Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst am 26. März 2023 (5. Fastensonntag Lesejahr A)

Tür des Ökumenischen Osterwegs, Linden 2022 (c) Foto: Kerstin Rehberg-Schroth
Tür des Ökumenischen Osterwegs, Linden 2022
Datum:
Sa. 25. März 2023
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Gottesdienst am 26. März 2023 (5. Fastensonntag, Lesejahr A)
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Auch heute laden wir Sie wieder ein, wenn möglich Brot und Wein/Saft bereitzuhalten, um in diesem Gottesdienst wieder wie die Urgemeinde in ihren Wohnungen Brot zu brechen/Brot zu teilen.
 

 

Eingangslied: GL 464 Gott liebt diese Welt (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der die Barmherzigkeit seines Vaters lebt, ist bei uns – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Begrüßung

Liebe Gemeinde,

heute werden bereits Gräber geöffnet … Das ist die Botschaft dieses fünften Fastensonntags – sozusagen kurz vorm Endspurt hin zur Karwoche. Es leuchtet schon das Leben auf, wenn bei Ezechiel Menschen aus den Gräbern geholt werden, Jesus den Lazarus erweckt und Paulus uns ankündigt, dass Gott auch uns einmal alle lebendig machen wird. Leben leuchtet auf! Sicher tut es gut, uns das in einer Zeit, in der wir auf den Krieg in der Nachbarschaft blicken, in der uns das Versagen selbst unserer Kirche vor Augen geführt wurde, in einer Krisenzeit also sozusagen, uns das vor Augen zu halten – und Momente in den Blick zu nehmen, wo wir dieses Leben in unserer Kirche, hier vor Ort in unserer Gemeinde, in der Welt und ganz konkret in unserem persönlichen Leben spüren dürfen.

Nehmen wir uns also Zeit für solche Momente der Lebendigkeit, um solche Momente neu zu entdecken und uns an ihnen zu erfreuen.

Stille

Halten diese Lebens-Momente Gott hin! Rufen wir Jesus an, den Herrn unseres Lebens:

Kyrie (Liedrufe: Thomas Linn):

Herr Jesus, Du gibst uns Kraft und Mut zum Leben.

Jesus Christus, Du führst uns zur Quelle unseres Lebens.

Herr Jesus, Du erweckst uns zu neuem Leben.

Ja, Jesus Christus, Du, unser Kyrios, so erbarme Dich unser und führe uns in unserer Sehnsucht und leite uns hin zum Heil – zum echten Ziel unserer Sehnsucht. Führe uns so zum Leben, Du, Jesus Christus, unser Bruder und Herr. Amen.
 
Tagesgebet:

Herr, unser Gott, ja, Du selbst bist die Quelle unseres Lebens, hast uns geschaffen, liebst uns seit Ewigkeit und willst unser Leben – in Ewigkeit. Schenke uns so auch heute neue Kraft für unser Leben und alle Herausforderungen, mit denen wir Tag für Tag konfrontiert werden. Lass uns darauf vertrauen, dass Du uns rufst, mit Dir Leben zu fördern, weil Du das Leben aller Menschen und Tiere, ja, Deiner ganzen Schöpfung willst. Dich loben und preisen wir hier und heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

 
Kindergottesdienst:

Auch heute laden wir Euch ein zum Kindergottesdienst:

(Vorbereitet und aufgesprochen von Martina Exler)

Hier gibt es noch einmal Buchstabenrätsel für Euch. Viel Spaß damit! Du kannst uns weiterhin natürlich sehr gerne schreiben an: KiGo_Langgoens-Linden-Pohlheim@gmx.de! Wir freuen uns sehr über Deine Post!

Text und Idee zum heutigen Kindergottesdienst entstammen einer Kinderzeitung für den Sonntag der Erzdiözese Freiburg.
 
 

Erste Lesung: Ezechiel 37,1-14

1 Die Hand des HERRN legte sich auf mich und er brachte mich im Geist des HERRN hinaus und versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von Gebeinen. 2 Er führte mich ringsum an ihnen vorüber und siehe, es waren sehr viele über die Ebene hin; und siehe, sie waren ganz ausgetrocknet. 3 Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es. 4 Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN! 5 So spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. 6 Ich gebe euch Sehnen, umgebe euch mit Fleisch und überziehe euch mit Haut; ich gebe Geist in euch, sodass ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. 7 Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich prophetisch redete, war da ein Geräusch: Und siehe, ein Beben: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein. 8 Und als ich hinsah, siehe, da waren Sehnen auf ihnen, Fleisch umgab sie und Haut überzog sie von oben. Aber es war kein Geist in ihnen. 9 Da sagte er zu mir: Rede als Prophet zum Geist, rede prophetisch, Menschensohn, sag zum Geist: So spricht GOTT, der Herr: Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden! 10 Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte, und es kam der Geist in sie. Sie wurden lebendig und sie stellten sich auf ihre Füße - ein großes, gewaltiges Heer. 11 Er sagte zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind abgeschnitten. 12 Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen: So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels. 13 Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus - Spruch des HERRN.

Antwortpsalm: Psalm 130 (Thomas Linn)

Zweite Lesung: Römer 8,8-11

Schwestern und Brüder! 8 Wer aber vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen. 9 Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. 10 Wenn aber Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit. 11 Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Ruf vorm Evangelium (Thomas Linn)

Evangelium: Johannes 11,1-45

1 Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. 2 Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lazarus war krank. 3 Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. 4 Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. 5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. 6 Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. 7 Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. 8 Die Jünger sagten zu ihm: Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin? 9 Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; 10 wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. 11 So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. 12 Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. 13 Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. 14 Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben. 15 Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. 16 Da sagte Thomas, genannt Didymus, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben! 17 Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. 18 Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. 19 Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. 20 Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. 21 Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. 23 Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. 25 Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, 26 und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? 27 Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. 28 Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. 29 Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. 30 Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. 31 Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. 32 Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. 33 Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. 34 Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! 35 Da weinte Jesus. 36 Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! 37 Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? 38 Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. 39 Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. 40 Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! 45 Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn. (46 Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und sagten ihnen, was er getan hatte.)

Predigt (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

ich habe es mir gerade nicht nehmen lassen können, den letzten Satz, der unmittelbar aufs eigentlich vorgesehene, sowieso schon gefühlt endlos lange heutige Evangelium folgt, auch noch aufzuschreiben. Einige gingen zu den Pharisäern – und dann geht es weiter: Sie berieten und beschlossen, Jesus zu töten.

Hier im Matthäusevangelium wird uns also genau das vorgestellt: Jesus erweckt einen Menschen wieder zum Leben – und das veranlasst die Pharisäer und Hohenpriester, ihm selbst dieses Leben zu nehmen. Absurder geht es irgendwie nicht.

Von Tod und Auferstehung war heute in allen drei Schrifttexten die Rede. Wir sind also an der zentralen Botschaft unseres Glaubens angelangt. Ja, am zentralsten Lebensthema überhaupt: Wir erleben Tod um uns herum. Als wir diese Schrifttexte zum letzten Mal in unseren Gottesdiensten gehört haben, befanden wir uns am Ende der zweiten Woche des ersten Lockdowns. Ich glaube, ich war noch ziemlich fassungslos über das, was da geschah: Dass uns also plötzlich unser normales Leben genommen war, wir sozusagen eingesperrt waren. Die Friedhofssituation, die der Prophet Ezechiel hier beschreibt, erhielt hier ein ganz anderes Gesicht: Normalerweise komme ich als Lebende auf einen Friedhof. Mit den Toten sind uns auch die Lebendigen vor Augen. Es gibt gewissermaßen einen fließenden Übergang vom Tod zum Leben – weil es immer die einen gibt, die betrauert werden, und die anderen, die trauern. Plötzlich aber war nicht nur der Friedhof, sondern gewissermaßen alles wie ausgestorben. Dort, wo normalerweise Leben tobt, war Stille – und teilweise große Verzweiflung. Heute steht mir noch ein anderes Bild vor Augen: die Städte in der Ukraine, in denen Bomben Häuser zerstört haben und Schlachten am Boden noch mehr Leben ausgelöscht haben. Ja, da gibt es Orte, wo Menschen – noch nicht einmal begraben – liegen müssen. Tot.

Welchen Klang bekommen angesichts all dieser Bilder die Worte des Propheten Ezechiel, wenn Gott durch ihn spricht: „Siehe, ich öffne eure Gräber, hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf.“ Diesen Gott, den brauchen wir mitten in diesen Katastrophen, die in den letzten Jahren auf uns eingestürzt sind.

Gott verspricht durch den Propheten Ezechiel: „Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.“ – Das klingt nach Hoffnung und Perspektiven. Ja, diesen Geist ersehnen wir – gerade wenn sich auch in unseren Gemeinden wieder Jugendliche aufs Sakrament der Firmung vorbereiten, wenn in diesem Jahr aber auch zu sehen ist, dass sich so viele Jugendliche wie noch nie gegen die Firmvorbereitung entschieden haben: Kirchenkritik ist auch durch den nun offenen Blick auf jahrelanges Verdecken von missbrauchter Macht innerhalb unserer Kirche immer größer geworden. Vielen jungen Leuten ist es nicht mehr klar zu machen, weshalb sie sich ausgerechnet für die Kirche entscheiden sollten. Wir erleben, dass unsere Kirchen nach Corona noch immer leerer sind: Hatten die Bischöfe in der Krise recht schnell Kirchen geschlossen und mitgeteilt, dass die Gläubigen von der Sonntagspflicht und dem sonntäglichen Besuch einer Eucharistie dispensiert seien, fällt es einigen schwer, nun wieder zu verstehen, warum jetzt ein Besuch des Gottesdienstes wieder hilfreich sein sollte. Wäre eine solche Kraftquelle – als die wir die Eucharistie verstehen – doch gerade in der Krise hilfreich gewesen. Hier liegt nun also vieles brach – und ja, wir dürfen uns nach diesem Geist sehnen, den Ezechiel hier im Namen Gottes prophezeit. Nach einem Geist, der uns lebendig macht. Als Einzelne. Und als Gemeinschaft.

Natürlich lassen sich immer wieder solche ganz sicher geistgewirkten Lebensspuren erahnen. Auch in der Krise rissen die Versuche, einander zu helfen, nach Lebens- und Gottesdienstmöglichkeiten zu suchen, hier vor Ort nicht ab. Ganz neue, kreative Ideen wurden umgesetzt. Ich staune noch immer, wenn ich an manches zurückdenke, was durch diesen unerwarteten Lockdown möglich wurde. Das war großartig und für mich ein Zeichen dieses Lebens, das sich in allem Tod durchsetzt. Leben entsteht – aber eben oft auch an ganz anderen, unerwarteten Orten. So sind es zumindest bei uns nicht wir als Kirchen, die wir uns z.B. für Flüchtlinge aus der Ukraine einsetzen. Aber es sind viele Menschen auch hier unter uns – die sich zusammentun, die alles tun, um neues Leben zu ermöglichen. Gottes Zusage steht. Er hat ja nicht gesagt, dass er diesen Geist innerhalb unserer Kirchen aussenden will.

Solches Leben erlebe ich gerade wöchentlich am Freitag, wenn Menschen zusammen kommen, um Wärme, um Suppe, um Leben zu teilen.

Ja, Gottes Geist macht lebendig. Gott beruft auch uns aus unseren Gräbern – schon hier und heute – und sicher einmal in der Ewigkeit.

Neues Leben können wir erahnen. Doch es bleiben Ängste. Wie furchtbar war es in der Corona-Zeit für all die Menschen, die allein ihrem Tod ins Auge sehen mussten, für alle, die isoliert blieben, keine Besuche empfangen durften. Wie furchtbar ist es für alle, die sich sorgen müssen, dass ihre Heimat zum Kriegsgebiet wird. Wie furchtbar für alle, bei denen Erinnerungen an eigene Kriegserlebnisse wieder aufflackern. Wie furchtbar für alle, die Todesängste ausstehen müssen.

Die Heilige Schrift verspricht jedoch: Gott will nicht nur einige und er will uns nicht nur ein bisschen herausholen – sondern ganz und gar. Gott WIRD dieses Versprechen halten, auch wenn es zunächst anders aussieht. Das haben wir sehr eindrucksvoll im Evangelium gehört.

Jesus ruft Lazarus aus dem Grab. Dessen Schwestern Maria und Marta haben ihrem Freund Jesus vertraut; sie haben vertraut, dass er Menschen heilen kann, vorm Sterben bewahren. Sie haben auf ihn gesetzt. Er schien sie zu enttäuschen. Er kam nicht schnell. Er ließ sich viel Zeit. Zu viel Zeit.

Ich finde das sehr bildlich: Wie oft wünschte ich mir in allerlei Krisen schnelle Lösungen! Natürlich wünschten wir uns ein schnelles Ende des Krieges, schnell wieder eine lebendige, richtig gut gefüllte Kirche – eben einfach Leben. Überall. Wie sehr hätte ich mir persönlich weitere Entschlüsse beim Synodalen Weg gewünscht – Veränderungen, die ein Mehr an Leben ermöglichen.

Jesus wartet. Bis Lazarus, sein geliebter Freund, tot ist. „Wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben“, so sagt es Maria. Wäre Gott hier, so müssten nicht so viele Menschen sterben. Manchmal frage ich mich, ob denn auch manches in unserer Kirche erst sterben muss, bevor Jesus auferweckt …

Jesus ließ sich Zeit, er geht ganz in Ruhe und ohne jede Eile zum Haus seines Freundes, obwohl er dort so sehnsüchtig erwartet wurde. Zeit zu haben, geduldig zu ein, auszuharren – das lehrt er auch uns immer wieder. Es ist kaum auszuhalten, zu sehen, wie lange nun schon der Krieg tobt, zu sehen, wie vieles zerstört wird. Könnte er denn nicht endlich, endlich, endlich eingreifen.

Ist überhaupt zu glauben, dass Gott eingreift? Nun, für ganz konkrete Situationen wissen wir das nicht. Was das Evangelium angeht, so hören wir: Letztlich übertrifft Jesus sogar die Erwartungen der Schwestern Maria und Marta. Er heilt ihren Bruder nicht nur, sondern er erweckt ihn vom Tod zum Leben. Auch uns wird er mehr Leben schenken, als wir erwarten. Davon bin ich überzeugt.

Wir werden Ostern feiern. Doch davor kommt das Leid, kommt der Tod. Auferstehung ist nicht ohne Leid zu haben. Das führen uns die kommenden Kartage Jahr für Jahr vor Augen. Das sehen wir eben konkret am Bibeltext: Jesus erweckt seinen Freund zum Leben – und wird dann deswegen selbst zum Sterben verurteilt. Auch Jesu Welt war hier auf Erden alles andere als perfekt! Auferstehung ist nicht ohne Leid zu haben. Das erleben Menschen Jahr für Jahr in ihrer je persönlichen Geschichte. Das erleben wir kollektiv in Krisenzeiten: So war es während der Pandemie; das sehen wir mit Blick auf den Krieg in der Ukraine oder auch mit Blick auf die Überschwemmung im vorletzten Jahr.  

Es ist kaum auszuhalten, wenn wir hier als Christen dann doch unsere Botschaft aussprechen: Durch den Tod kommt das Leben. Während der Pandemie wurde es bildlich: Dadurch, dass wir alle sozusagen den Tod der sozialen Distanz gestorben sind, haben wir gemeinsam Infektionen verhindert, Leben gerettet – bereits auf dieser Erde. So einfach ist es nicht immer. Meist sehen wir nur den Tod – und können nur Leben erahnen. Und doch gibt dieses Vertrauen immer wieder vielen Menschen Kraft, persönliches Schicksal zu ertragen. Sie spüren – trotz allem, ganz unbenennbar – das Leben, das sich irgendwo dahinter verbirgt. Wir wissen noch nicht, wie das Leben in Ewigkeit einmal aussehen wird. Aber wir dürfen glauben, dass Jesus Leben für uns bereithält, dass Neues beginnen wird. Denn Jesus ging für uns durch den Tod ins Leben, damit auch wir leben werden – hier auf Erden und einmal mit ihm bei seinem Vater im Himmel. Amen.

Credo:

Wir glauben an die Auferstehung der Toten – und an Gott, der uns neues Leben bringt. So dürfen wir uns zu ihm bekennen mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses oder im Lied:

Glaubenslied: GL 456 Herr, du bist mein Leben (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Friedenszeichen:

Wie schön wäre es, Frieden zu haben. Überall. Irdisch bleibt es utopisch. Wir schaffen es einfach nicht. Doch Gott verspricht uns den Frieden. Er macht uns zu friedfertigeren Menschen, wenn wir ihn in uns wirken lassen. Und er spricht uns durch seinen Sohn Jesus den viel wesentlicheren Frieden zu:

Der Friede sei mit Dir! Der Friede sei mit Euch!

Lied nach dem Friedensgruß: GL 272 Zeige uns, Her, deine Allmacht und Güte (Barbara Westermann)

Lobpreisendes Gebet und Mahlfeier:

Gott schenkt Leben. Er schenkt Leben dort, wo wir nur Tod sehen können. Jesus selbst hält angesichts seines eigenen Todes noch Mahl mit seinen Freunden. Er macht es für seine Freunde – aber ganz bestimmt hat ihm selbst dieses Mahl auch Kraft gegeben, seinen Weg später zu gehen, denn es ist gut, mit Freunden zusammen zu sein. So dürfen auch wir uns verbunden wissen, wo auch immer wir Mahl feiern. Und auf jeden Fall sind wir verbunden mit Jesus, wenn wir Mahl halten. Er schenkt uns Kraft für unsere Wege. Mit Jesus dürfen wir seinen und unseren Vater im Himmel loben und preisen:

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du die Welt und darauf alles, was lebt, erschaffen hast und unser Leben willst. Wir preisen Dich, der Du auch Tote zum Leben erweckst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du die Zeit in Händen hältst – auch unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Du trägst uns durch unser Leben und hilfst uns, in die Zukunft zu blicken und Dich als Ziel unseres Lebens zu entdecken. Dich preisen wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du für uns Menschen Vater und Mutter bist. Du schenkst uns Menschen Freiheit zum Handeln – obwohl Du weißt, dass wir sie manchmal missbrauchen. Wir preisen Dich, der Du uns Menschen vertraust und uns immer wieder voller Liebe empfängst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du unsere Hoffnung bist. Du bringst Licht in unser Dunkel und in unsere Not. Du schenkst Kraft, wo wir es nicht erwarten. Du bringst Heil und Heilung. Dich loben und preisen wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du in Jesus Menschengestalt annahmst, weil Du in ihm ganz Mensch sein wolltest. Wir preisen Dich, der Du uns Menschen so sehr liebst, dass Du Dich mitten unter uns begibst – einst mit Jesus und immer aufs Neue.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für Jesus, der uns vorgelebt hat, wie barmherzig Du bist. Er hat uns gezeigt, dass wir einander nicht verurteilen sollten, sondern selbst das Leben wagen und Gutes in dieser Welt gestalten. Durch ihn, unseren Herrn, preisen wir Dich, unseren Vater.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für Jesus, der Leben rettete und selbst zum Tod verurteilt wurde. In ihm hast Du Dich selbst all Deiner Macht entmachtet, wurdest ohnmächtig – für uns. Mit ihm hast Du Dich selbst uns Menschen ausgeliefert – ganz und gar – bis zum Tod am Kreuz. Dich loben wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für das riesengroße Liebesgeschenk, das Jesus uns beim letzten Mahl mit seinen Jüngern gemacht hat, als er ihnen – und damit auch uns – das Brot gereicht und dabei ganz besondere Worte gesprochen hat: Nehmt und esst. Das ist mein Leib.

Musikalische Unterbrechung: Dies Brot ist mein Leib (Thomas Linn)

Wir danken Dir, dass wir auch heute das Brot brechen dürfen – und dabei mit Dir und mit der ganzen Gemeinde verbunden sind.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde. Du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit als Zeichen, dass Du uns in unserem Alltag stärkst. Dieses Brot, das wir hier in unseren Häusern essen, will uns Kraft geben für unseren Alltag. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit und bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und lass uns eins sein mit Dir und miteinander, wenn wir nun von diesem Brot essen.

Das Brot wird gebrochen. Und jeder Anwesende erhält ein Stück des Brotes. Alle essen vom Brot.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, Schöpfer der Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen – zur Freude der Menschen und zu Deinem Lob. Der Wein ist Zeichen von Freude, Jubel und Fest. Wann immer wir Mahl miteinander halten, ist dies ein winziger Vorgeschmack auf das große Festmahl in Deinem ewigen Reich, wenn wir bei Dir, der Liebe selbst, ewige Freude und ewiges Fest erleben. In Vorfreude darauf teilen wir hier Brot und Wein oder Saft. Wir preisen Dich, weil Du durch Deinen Heiligen Geist uns Menschen froh machst und uns lieben und leben lässt, weil Du uns liebst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, durch Deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Noch kurz vor seinem Tod hat er uns das Zeichen der Freude und der Lebensfülle anvertraut, uns schon hier ein Stück vom Himmel geschenkt. Er hat seinen Jüngern den Kelch gereicht mit den Worten: „Nehmet und trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wir danken Dir für dieses riesengroße Geschenk unseres Glaubens. Wir danken Dir, dass wir auch heute wohlschmeckenden Wein (Saft) trinken dürfen.

Wir bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und schenke uns die Freude des Glaubens und die Fülle des Lebens, wenn wir nun von diesem Wein (Saft) zu Deiner Ehre trinken.

Alle trinken vom Wein bzw. Saft.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du unsere Sehnsucht nach Glück, nach Liebe, nach Frieden, nach Dir stillen willst. Du allein bist das Ziel unserer Sehnsucht schon im Hier und Jetzt und erst recht am Ende unserer irdischen Zeit. Du schenkst uns die wahre Freude. Schon heute baust Du mit uns hier auf Erden Dein Reich und schenkst uns Heil und Heilung. Einmal werden wir die Vollendung finden bei Dir in Deinem Himmelreich. Wir danken Dir für die Gemeinde, zu der wir gehören und in der wir schon heute ein wenig von der Gemeinschaft erahnen können, in die Du uns alle einmal rufen willst. Wir preisen Dich, der Du bei uns bist, der Du um uns herum bist, uns trägst und sogar in uns bist – auch und gerade heute. Dich rühmen wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Lied nach der Mahlfeier: GL 377 O Jesu, all mein Leben bist du (Barbara Westermann)

Fürbitten:

Jesus zeigt uns, wie Gott ist: Er sieht die Sorgen der Frau, die zu ihm gebracht wird. Gott sieht und hört auch unsere Sorgen: ob wir sie aussprechen oder auch nicht. So kommen wir auch heute zu ihm, mit ausgesprochenen, formulierten Bitten, aber auch mit dem, was jeden und jede von uns bedrückt. So beten wir:

  • Für alle, die von anderen Menschen oder Institutionen – auch von unserer Kirche – für ihr Tun oder ihr Leben verurteilt werden. Für alle, die ungerecht verurteilt werden. Für alle, die Menschen beschuldigen bzw. an den Pranger stellen wollen.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, die von Menschen der Kirche entmächtigt wurden, die ihrer Ehre beraubt, ausgenutzt, missbraucht wurden. Für alle, die an diesen Tagen entdecken, dass diejenigen, die für sie einst große Vorbilder waren, neben ihrem guten, freundlichen Gesicht auch ein ganz anderes hatten und selbst Täter waren.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für unsere Kirche, die eigentlich ein Ort sein will, an dem Leben erfahrbar ist. Für alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in unserer Kirche, die ihre Kräfte dafür einsetzen, dass Gemeinden solche Lebensorte sind und werden.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle Menschen in der Ukraine. Für alle, die um ihr Leben oder das ihrer Familie und Freunde fürchten. Für alle, die auf der Flucht sind und einen Ort suchen, an dem sie erwünscht sind. Für alle, die in diesem Krieg all ihren Besitz verloren haben. Für alle, die etwas tun können, um den Krieg zu stoppen. Für alle, die Frieden und Versöhnung suchen.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, an die wir heute ganz besonders denken.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Du, Gott, erweckst Tote zum Leben. Du kannst auch in unserem Leben aus allem Dunkel Licht und Leben erwecken. Du hörst auch unser Flehen. Dich loben und preisen wir – heute und in Ewigkeit. Amen.

Gott ist barmherzig. Denn er liebt uns, weil wir seine Kinder sind. Er ist unser Vater. Zu ihm beten wir:

Vater Unser

Ein Lied zum Dank: GL 385 Nun saget Dank und lobt den Herren (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Dankgebet:

Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Du uns immer wieder die Möglichkeit gibst, nach vorne zu schauen, das Ziel unseres Lebens – Dich – in den Blick zu nehmen. Du schenkst uns Weite zum Leben. Du schenkst uns Freiheit, aus der heraus wir das Gute wählen und tun können. Wir preisen Dich, der Du uns ganz persönlich meinst und rufst. So danken wir Dir für diese Feier und bitten Dich: Stärke uns, immer nach dem Leben für uns und all Deine Geschöpfe zu suchen – bis wir einmal das wahre Leben erreicht haben – bei Dir in alle Ewigkeit. Amen.

Segensgebet:

So segne uns der uns liebende Gott,

der Vater, der uns ins Leben und in die Freiheit berufen hat,
der Sohn, der Tote zum Leben erweckt und selbst vom Vater auferweckt wird,
und der Heilige Geist, das Leben in uns.

So segne uns und alle, die uns wichtig sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied: GL 862 Herr, in deine Hände (Barbara Westermann)