Sommerferienimpuls zum 28. August 2022
– im Pfarreienverbund am Limes
Langgöns – Linden – Pohlheim
Lied: GL 714 Aus den Dörfern und aus Städten (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)
Liturgische Eröffnung:
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Jesus, unser Bruder und Herr, der sich selbst von Menschen einladen lässt und auch von uns allen gerne eingeladen wird, ist in unserer Mitte – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Gebet:
Lasset uns beten:
Allmächtiger, uns liebender Gott, von Festen ist in der Bibel immer wieder die Rede. Jesus feiert Feste und er erzählt uns in Bildern vom Fest, wie es einmal bei Dir sein wird. Feste und Feiern – in den letzten zweieinhalb Jahren stellen diese Feste für uns eine Bedrohung dar, wegen erhöhter Infektionsgefahr; lange durften wir gar nicht feiern. Und doch wurde uns in dieser Zeit vielleicht so klar wie selten zuvor, wie wichtig für uns Menschen doch das Zusammenkommen und zweckfreie Feiern ist. Lass uns so gerade in dieser Zeit diese, Deine Einladung annehmen und weite unseren Blick für die, die zu keiner Feier eingeladen werden. Hilf uns, selbst einladend zu sein – und dabei nicht nur unsere Freunde oder eine bestimmte Schicht Menschen in den Blick zu nehmen, sondern zu sehen, dass Du uns alle an einen gemeinsamen Tisch rufst – wo immer möglich schon hier auf Erden, einmal aber endgültig in Deiner Herrlichkeit. Amen.
Zweite Lesung: Hebräerbrief 12,18-19.22-24a
Schwestern und Brüder! 18 Denn ihr seid nicht zu einem sichtbaren, lodernden Feuer hinzugetreten, zu dunklen Wolken, zu Finsternis und Sturmwind, 19 zum Klang der Posaunen und zum Schall der Worte, bei denen die Hörer flehten, diese Stimme solle nicht weiter zu ihnen reden. 22 Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hinzugetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung 23 und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind, und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten, 24 zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus.
Gedanken zum Text:
Zum Berg Zion hinzugetreten: Wer einmal in Jerusalem war, dort auf dem Zionsberg gestanden hat, der kann sich kaum diesem Zauber verschließen, den dieser Ort ausstrahlt: In zwei Semestern Studium, die ich dort verbracht habe, hatte ich durchweg den Eindruck, den Heiligen Geist hier zum Greifen nahe zu spüren. Es war besonders; es blieb besonders. Es war eine Kraft, die wirkte – auch dann, wenn’s schwierig war. Auch dann, als wir uns alle sorgten, weil in den Jahren 1995/96 durchaus einige Attentate vor Ort den Frieden bedrohten … Und das war nur das weltliche Jerusalem, der weltliche Zionsberg.
Vielleicht haben Sie so Ihren ganz persönlichen „weltlichen Zionsberg“ – einen Ort, der nicht in Jerusalem liegen muss, sondern irgendwo sein kann, wo Sie sich sagen: Hier ist gut sein! Vielleicht spüren Sie dort auch dieses Leben in Fülle – ansatzweise schon in dieser Zeit -, dieses Leben, das uns allen verheißen ist. Allen, wirklich allen. Nicht Feuer oder Finsternis, keine Gefahr – sondern einfach ein unwahrscheinliches, unendliches Wohlergehen.
Lied: GL 228,1 Tochter Zion (Christian Kunz; Michael Rehberg)
Evangelium: Lukas 14,1.7-14
1 Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. 7 Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: 8 Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, 9 und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. 10 Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. 11 Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
12 Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. 13 Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. 14 Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.
Gedanken zu den biblischen Texten:
Schon wieder geht es um die Einladung, um das Gastmahl – schon wieder darum, wen Gott einlädt – und wen auch wir einladen sollen.
Jesus selbst war Gast. Oft war er Gast, hat sich einladen lassen, hat sich an die Regeln gehalten. Aber er hat sie auch infrage gestellt. Dort, wo andere ausgeschlossen werden, ist für sie eine Grenze überschritten.
Wer Menschen einlädt, die nicht selbst wieder ein Fest geben und sozusagen „zurück-einladen“ können, der erhält seinen Lohn von Gott. Das ist der viel größere Lohn als die irdische Gegen-Einladung.
Er kritisiert diejenigen, die sich selbst schnell den besten Platz aussuchen. So manche Male wird das in Kirchen oder anderen Veranstaltungsräumen deutlich: Viele bleiben lieber hinten sitzen; sie nehmen sich scheinbar die Worte Jesu zu Herzen. Und ja, ich gestehe: Ich sitze gerne vorne: Da kann ich besser hören, besser sehen, besser anwesend bleiben. Aber ich frage mich angesichts dieser Worte Jesu dann oft: Darf ich das? Würde er das nicht kritisieren? „Erhöhe“/“überhöhe“ ich mich, wenn ich einen „guten“ Platz wähle? Möglicherweise … - Und was, wenn das z.B. Vorsteher*innen eines Gottesdienstes tun: Menschen nach vorne bitten?
Oder die andere Seite: Wie ist das, wenn bei Kindergeburtstagen oder auch Hochzeiten Platzkarten verteilt werden: Wie ist es, hier einen Platz weit weg vom Jubilaren zugeteilt zu bekommen? Und wie ist es für die Gastgebenden, die doch alle ihre Gäste mögen (sonst würden sie sie ja nicht einladen!), hier dann doch eine Unterscheidung zu treffen, weil es neben ihnen (wo doch alle sitzen sollten!) nur zwei freie Plätze gibt? Sind die Gastgebenden nicht froh, wenn es manche gibt, die sich freiwillig weit weg setzen? Und würden sie es wagen, jemanden zu beschämen, der sich nahe an sie herangesetzt hat? – Wie realistisch ist dieses Gleichnis Jesu wirklich? Ich glaube, in unserem Kulturkreis zumindest ist das kaum vorstellbar: Wir laden Gäste ein, die wir mögen, hätten sie am liebsten alle neben uns sitzen, würden niemals welche wegschicken… Oder sehen Sie das anders?
Wie auch immer: Jesus kennt hier eine Rangordnung. Ob wir eine solche bei Festen kennen oder nicht – Rangordnungen verschiedenster Art sind uns in Kirche und Gesellschaft durchaus vertraut. Und hier lenkt Jesus immer wieder ein: Derjenige, der sich am kleinsten fühlt – ist bei Gott am größten; diejenige, die am verachtetsten ist – ist bei Gott geachtet und in seinen Augen wichtig.
Ob er jemals jemanden wegschicken wird, mag fraglich sein, weil Gott ganz sicher alle um sich herum haben will. Aber derjenige, der denk, er sei alleine in Gottes Nähe, der wird ganz bestimmt zumindest Platz machen müssen für die andere, die sich bescheiden im Hintergrund gehalten haben.
Ganz sicherlich werden wir einmal staunen dürfen, wenn wir sehen, wie viel Platz an Gottes Seite ist! Ja, dieses himmlische Jerusalem wird himmlischer sein als unser himmlischster Sehnsuchtsort – nicht nur für wenige, sondern ganz sicher für alle. Besonders für die, die es noch am wenigsten glauben können, dass auch sie gemeint sind. Besonders für die, für die auf Erden der wenigste Platz war.
Suchen wir doch auch heute wieder – ganz äußerlich oder innerlich in unseren Träumen einen Sehnsuchtsort auf, an dem wir schon heute im Gebet und Glauben ganz eng mit Gott und mit allen Menschen verbunden sein dürfen. Im Frieden. Zum Fest. Amen.
Kurze Besinnung:
Wer gehört zu unserer Festgemeinschaft? Ich lade uns ein, uns heute einmal vorzustellen, wer da im Himmel alles bei uns ist: Denken Sie an alle Menschen aus der Nachbarschaft, Menschen, die für gewöhnlich an Sonntagen in Gottesdiensten neben uns sitzen, die die zu den evangelischen Gottesdiensten oder in die aramäische Gemeinde gehen. Denken wir an Reiche, an einflussreiche Menschen unserer Kommunen, unseres Landes. Kennen Sie Menschen, die zu wenig haben, Menschen, die wirklich arm sind? Denken wir an die Menschen, die wir uns jetzt weniger konkret vorstellen können, weil sie in anderen, fernen Ländern wohnen. Es sind viele. Es sind vielfältige.
Rufen wir sie uns vor Augen. Gott will mit uns allen heute ein Fest feiern. Erfüllt uns das mit Freude? Oder doch eher mit Sorge? (Was rede ich denn mit denen? Verstehe ich deren Sprache? Die mögen mich doch gar nicht …) – Nehmen wir diese verschiedenen Gefühle, halten wir sie Gott hin – im Vertrauen, dass er uns Antworten gibt. Im Vertrauen, dass er bei uns ist.
Stille
Viele dieser Menschen sind uns fremd. Heute noch. Es fällt vielleicht schwer, uns vorzustellen, mit ihnen gemeinsam zu feiern. Und doch sagt Jesus uns, dass dies seine und unsere Brüder und Schwestern sind. Mit Geschwistern lässt sich feiern. Mit Geschwistern können wir auch unseren Vater aufsuchen – und beten:
Vater Unser
Segensgebet:
So segne nun uns und alle, die uns am Herzen liegen, der uns liebende Gott,
der Vater, der uns einlädt zu seinem Fest,
der Sohn, der einst mit Menschen Feste gefeiert hat,
und der Heilige Geist, der uns die Freude ins Herz legt, aus der heraus wir feiern können.
So segne uns Gott im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Schlusslied: GL 732 Alle Menschen höret