Wir entkommen der Pandemie nicht, nicht mal im Urlaub. Gerade nicht im Urlaub. Haben wir allesamt ein bisschen zu früh unser altes Leben leben wollen? Riskieren wir für ein paar Wochen Urlaub den nächsten, monatelangen Lockdown? Und werden das am Ende wieder Ältere mit ihrem Leben bezahlen, Jüngere mit ihrer Gesundheit und Jüngste mit Schulekitadicht?
So einfach ist es nicht. Die größte Gefahr ist nicht der Urlaub, sondern sind die Ichlinge und die Naiven. Egal ob im Urlaub oder daheim.
Die Ichlinge machen illegal Party in den Parks der großen Städte, an den Stränden des Mittelmeers oder opfern die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zum Beispiel in einem Schweine-Konzern dem Profit. Sie haben ein vulgäres Freiheitsverständnis, das sich oftmals am Nichttragen einer Maske festmacht. Sie halten keinen Abstand und Corona für ein Grippchen. Sie tragen Fantasienamen in die Kontaktlisten von Restaurants ein. Und brüsten sich damit. Zuerst kommen sie und dann kommt ganz lange nichts. Sie sind sehr männlich.
Diesen Leuten ist nicht mehr zu helfen.
Dann aber die Naiven. Die installieren sich die Corona-Warn-App, tragen Maske und waschen sich die Hände. Sie machen einfach das, was vorgeschrieben - und vor allem: was erlaubt ist.
Wenn Bars geöffnet sind, gehen sie rein. Wenn Restaurants drinnen servieren dürfen, setzen sie sich nicht erst auf die Terrasse. Wenn sich bald wieder Zehntausende in ein Fußballstadion drängen, einfach weil es eben erlaubt ist, dann sind sie dabei. Wenn der Fahrstuhl fährt, nehmen sie ihn. Wenn in Sälen wieder laut gesungen werden darf, singen sie mit. Sofern das nicht untersagt ist, machen sie die Fenster zu, weil es ziehen könnte.
Wenn sie infiziert sind, sagen sie: Komisch, wir haben uns doch an alle Hygieneregeln gehalten.
(aus dem SPIEGEL-Newsletter)