Zu den Weihnachtskrippen, die in der kommenden Woche aufgebaut werden, gehört natürlich auch Josef. Aber oft wirkt er wie eine Randfigur; er steht dabei. Er erscheint irgendwie passiv, ein biederer Handwerker, langweilig, scheinbar ohne große Ausstrahlung. Von Josef ist in den Evangelien kein gesprochenes Wort überliefert. Er sagt nichts. Aber er ist alles andere als nichtssagend. Er hat uns einiges zu sagen. Im Evangelium des vierten Advents-sonntags steht er quasi im Mittelpunkt:
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immánuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. (Mt 1,18-24)
Josef - der Träumer? Nein, hellwach ist er, ganz aufmerksam für die Stimme im Inneren, seine Seele, sein Selbst. Die nächtlichen Engelsbotschaften im Traum sind ein Bild. Gott spricht zu uns – aber oft genug durch unser Selbst, unser Innerstes, unsere Seele.
Hören wir diese Stimme? Es gibt so viele Stimmen, so viele, die uns von etwas überzeugen, zu etwas beeinflussen wollen. Wie sollen wir in diesen vielen Stimmen die eigene leise Stimme in unserem Innern wahrnehmen?
Die Josefs-Figur aus der Krippe von St. Peter zeigt ihn mit der Hand auf dem Herzen. Josef ist in Kontakt mit sich, er spürt sein Herz, spürt sich, ist in Berührung mit sich, ist aufmerksam für die Stimme seines Selbst. So bekommt er ein feines Gespür für die Tiefe der Situation, für die Bedeutung des Kindes, für das, was sich ereignet – und er richtet sein Handeln danach aus:
Josef – ein Weichei? Nein, ein mutiger Mann. Er hat Mut, auf sein Selbst zu hören, Mut, seine Gefühle wahrzu-nehmen.
Josef wird zur Einladung für uns: Wenn wir nicht im Kontakt, in Berührung mit unserem Inneren sind, schneiden wir uns ein Stück vom Leben ab, verlieren wir die Wahrnehmung für tiefere Dimensionen, das Gespür dafür, was jetzt wirklich dran ist, was wirklich zum Leben führt. Josef macht uns Mut, aufmerksam zu sein für die leise Stimme im Inneren. Damit wir bei uns zuhause sind, wenn Gott uns besuchen will. Und das will er häufig.
(Pfr. Thomas Meurer)