Erste Beschlüsse der Pastoralraumkonferenz Worms und Umgebung
Wenn alles nach Plan geht, werden am 31.12.2025 alle 32 Pfarreien, Filialgemeinden und Kuratien des früheren katholischen Dekanates Worms aufgelöst. Mit Datum vom 01.01.2026 soll dann eine neue große Pfarrei errichtet werden, die ein Netzwerk ist von vielen unterschiedlichen Gemeinden und Kirchorten. So haben es nun die Delegierten der Pastoralraumkonferenz einstimmig beschlossen. Darüber haben Propst Tobias Schäfer als Leiter des Pastoralraums Worms zusammen mit Carolin Bollinger, die als Koordinatorin den Prozess moderiert, die Öffentlichkeit informiert.
Seit 2019 läuft im ganzen Bistum Mainz unter dem Namen „Pastoraler Weg“ ein Prozess zu einer grundlegenden Neustrukturierung der Pfarreien und der Seelsorge. Nach ausführlichen Beratungen war der grundsätzliche Beschluss gefallen, dass aus den vormals 20 Dekanaten des Bistums Mainz mit insgesamt etwa 180 Pfarreien bis spätestens 2023 46 Pfarreien werden sollen. So wurden in einem ersten Schritt im letzten Jahr die Dekanate vom Bischof aufgelöst und 46 sogenannte Pastoralräume errichtet, aus denen jetzt die künftigen Pfarreien entwickelt werden. In diesem Prozess haben nun die Gemeinden vor Ort die Möglichkeit zu entscheiden, bis wann sie die Pfarreigründung anstreben.
„Wir haben das in den letzten Monaten mit den einzelnen Pfarrgemeinderäten, im Kreis der Hauptamtlichen und an vielen anderen Stellen intensiv diskutiert. Grundsätzlich war die Stimmung so, dass wir lieber eine frühzeitige Pfarreigründung anstreben möchten, um nach all den strukturellen Diskussionen dann auch bald die Möglichkeit zu haben, wieder in ein konkretes Arbeiten kommen zu können“, berichtet Carolin Bollinger. Die vielen organisatorischen und konzeptionellen Fragen, die im Blick auf neue Strukturen zu klären seien, würden momentan sehr viel Zeit, Energie und Ressourcen bei Haupt- und Ehrenamtlichen binden. „Das ist notwendig, wir wollen ja möglichst alle mitnehmen; aber es ist klar: Das geht auch nur für eine begrenzte Zeit“, ergänzt Propst Tobias Schäfer.
Einstimmiger Beschluss für die Pfarrei-Neugründung zum 01.01.2026
Das Votum für die Neugründung der Pfarrei Worms und Umgebung ist von der Pastoralraumkonferenz beschlossen worden. Dabei handelt es sich um ein synodales Gremium aus Vertretern aller bisherigen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte der jetzigen Pfarreien; dazu kommen Delegierte der kirchlichen Verbände, Ordensgemeinschaften, der Jugend, der katholischen Kitas, der Religionslehrer und anderer Gruppen, sowie alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich des Pastoralraumes. Insgesamt ist es ein Gremium mit 104 stimmberechtigten Delegierten. „Bei nur drei Enthaltungen ist der Beschluss für eine Pfarreineugründung zum 01.01.2023 einstimmig getroffen worden“, freut sich Carolin Bollinger. Dass ein so entscheidender Einschnitt so breit mitgetragen wird, sei ein positives Signal.
Überhaupt sei es erfreulich, dass man bei aller Sorge, bei allen Ängsten, die die anstehenden Veränderungen natürlich bei den Ehrenamtlichen und in den Gemeinden verursache, sehr viel an Bereitschaft spürbar sei, Kirche der Zukunft aktiv mitzugestalten. „Nach einer regelrechten Depression, als vor 4 Jahren klar wurde, dass es so nicht mehr weitergehen könne und deshalb der Pastorale Weg angestoßen wurde, sei jetzt durchaus auch so etwas wie Aufbruchstimmung spürbar, meint Propst Tobias Schäfer wahrzunehmen.
Ebenso mit sehr großer Mehrheit hat die Pastoralraumkonferenz, die im katholischen Pfarrzentrum von Herrnsheim tagte, ein Votum verabschiedet, dass die einzelnen Pfarrgemeinderäte bittet, beim Bistum den Antrag auf Verlängerung ihrer Amtszeit um 2 Jahre zu stellen. Denn regulär stünden im März 2024 Neuwahlen an – die dann gewählten Gremien würden aber mit der Neugründung der Pfarrei 2026 schon wieder enden. „Wir würden gern diese letzte Etappe des Weges bis zur Neugründung der künftigen Pfarrei mit den Ehrenamtlichen weitergehen, die bereits in den letzte vier Jahren intensiv den Prozess mitgestaltet haben“, erläutert Propst Tobias Schäfer. Dem haben sich nun die Delegierten mit großer Mehrheit angeschlossen.
Die neue Pfarrei sucht einen Namen
Schließlich habe man bei der Pastoralraumkonferenz noch einige Kriterien für die Namensfindung für die künftige Pfarrei beschlossen. Denn das ist eine nächste Herausforderung: die künftige Pfarrei soll einen Namen tragen, mit dem sich möglichst alle auch gut identifizieren können. Dabei sind Vorgaben des Kirchenrechts zu beachten, so etwa, dass eine Pfarrei immer einen Heiligen oder eine Heilige als Patron hat und einen Namensteil, der eine geographische Zuordnung ermöglicht. „Wenn wir nun die künftige Pfarrei zum Beispiel einfach nach dem Dom als Hauptkirche ‚St. Peter Worms‘ nennen würden, hätten alle den Eindruck, die Domgemeinde schluckt in einer Art freundlicher oder feindlicher Übernahme alle anderen Gemeinden. Aber faktisch werden alle bisherigen Gemeinden, inklusive der Dompfarrei, aufgelöst und es wird eine ganz neue Pfarrei gegründet, die von Offstein im Süden bis Dorn-Dürkheim und Gimbsheim im Norden reicht“, erläutert der Propst. Deshalb habe man als Kriterium beschlossen, dass die Pfarrei möglichst kein Patronat haben soll, das in einer der bisherigen Pfarreien bereits als Kirchenpatronat vorhanden ist. Ein weiteres Kriterium lautet: es soll möglichst ein Patron sein, der einen Bezug zu Worms oder der Region hat. Mittlerweile sind bereits an die 30 konkrete Namensvorschläge eingegangen. Die Pastoralraumkonferenz ruft dazu auf, weitere Vorschläge einzubringen. Aus den Vorschlägen soll dann bei der nächsten Sitzung der Konferenz im November ein Name ausgewählt werden.
Noch viel zu tun bis zur Pfarreigründung
Bis zur Pfarreigründung sei noch einiges an Arbeit zu bewältigen. In unterschiedlichen Projektgruppen werden momentan Konzepte entwickelt für die Verwaltung und die Pfarrbüros der künftigen Pfarrei, Konzepte für verschiedene Bereiche der Seelsorge wie die Kommunion- und Firmvorbereitung oder der Sozialpastoral. Eine wichtige Aufgabe sei auch die Entwicklung einer abgestimmten Gottesdienstordnung für die insgesamt 33 Kirchen: „Bei nach dem Personalschlüssel bis 2030 nur noch 5 Priestern und 4 weiteren Hauptamtlichen setzen wir hier verstärkt auf Ehrenamtliche. Noch in diesem Jahr beginnt ein Kurs für die Ausbildung und Qualifizierung von Gottesdienstleiter*innen“, erläutert Carolin Bollinger. Schließlich ist auch klar, dass der jetzige Bestand an Pfarrheimen und die Gebäudeunterhaltungslast deutlich reduziert werden müsse: auch daran arbeite eine Projektgruppe, in der alle Gemeinden vertreten seien, mit Hochdruck.
Bei der jüngsten Sitzung der Pastoralraumkonferenz sei auch klar geworden, wie dringlich all diese Überlegungen sind. Noch in diesem Jahr verlassen mit Pfr. Dr. Springer in Worms-Horchheim und den Gemeinden des Eisbachtals und Pfr. Heyer in Osthofen und Bechtheim zwei Pfarrer den Pastoralraum, weil sie an anderer Stelle im Bistum gebraucht werden. Diese Stellen werden nicht mehr besetzt. „Der Personalstellenplan 2030 wird also viel schneller als erwartet erreicht sein“, erläutert der Propst. „Die Zusammenarbeit der Hauptamtlichen, um gemeinsam den ganzen Pastoralraum in den Blick zu nehmen, beginnt also schon jetzt und nicht erst mit der Pfarreineugründung“, macht auch Carolin Bollinger deutlich. Bei einer zweitägigen Teamentwicklungsklausur hätten die Hauptamtlichen hier schon wichtige Schritte gemacht und Entscheidungen getroffen.
Ein Schock für viele Delegierte war schließlich die Information, dass der Dominikanerorden die Entscheidung getroffen hat, das Noviziat von Worms nach Vechta zu verlegen. Damit steht mittelfristig die Zukunft des Dominikanerkonvents in Worms in Frage. In einem spontanen einstimmigen Beschluss wurde Propst Tobias Schäfer von den Delegierten aufgefordert, beim Provinzial des Ordens deutlich zu machen, wie wichtig für die Pastoral und das gesellschaftlich-kulturelle Leben das Pauluskloster war und ist und für den Erhalt in Worms zu votieren.
„Wir fangen erst an, mit solchen großen demokratischen Entscheidungsgremien wie der Pastoralraumkonferenz Erfahrungen zu machen und es läuft sicher noch nicht alles rund. Aber die konzentrierte Arbeit, die wirklich konstruktiven und zielgerichteten Debatten und die klaren Entscheidungen ermutigen uns sehr, auf diesem Weg weiterzugehen“, zieht Propst Tobias Schäfer eine positive Bilanz nach Abschluss der 3. Sitzung der erst im Dezember letzten Jahres konstituierten Pastoralraumkonferenz.
Pastoralraum Worms und Umgebung
Propst Tobias Schäfer, Leiter
28.06.2023