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Der Jakobsweg

Jakobsweg Dittelsheim-Heßloch Wegweiser

Jakob, einer der zwölf Apostel und Weggefährte Jesus Christus, predigte laut Überlieferung in Spanien. Nachdem ihm in Pilor die Jungfrau erschienen sein soll, kehrte er nach Palästina zurück, wo er 44 n. Chr. auf Befehl von Herodes Agrippa geköpft wurde. Seine Schüler brachten dann den Leichnam mit dem Schiff nach Galicien.
Der Ort der ersten Kirche war an einer römischen Straßenkreuzung gelegen. Da noch zu Römerzeiten die Toten an Straßen und Straßenkreuzungen begraben wurden, hieß der Ort Compostum. Die erste Kirche wurde auch zum Teil aus den anderen Grabsteinen errichtet. Diese wurde leider durch die Invasion der Berber und Araber zerstört. Die jetzige Kathedrale ist das zweite Gotteshaus auf diesem Punkt.
Alfonso II errichtete nach seinem ersten Besuch eine kleine Basilika. Der Nachfolgebau, eine romantische Kathedrale, die heute einen barocken Mantel aus dem 18. Jahrhundert trägt, wurde 1128 eingeweiht.  Seit der Jahrtausendwende wurde das Grab des Apostel Jakobus in Santiago de Compostela zum Zielpunkt einer über Jahrhunderte nicht abreißenden Pilgerbewegung.
Jakobus wurde zum Schutzpatron Spaniens und galt als Symbolfigur der Reconquista der Vertreibung der Mauren von der iberischen Halbinsel.
Im Mittelalter spielte die Wallfahrt der Menschen eine große Rolle. Das Leben war stark christlich orientiert, man glaubte an das Fegefeuer nach dem Tod (Spätmittelalter). Durch eine Wallfahrt zu einem heiligen Ort erhielt man den vollkommenen Ablass aller Sündenstrafen und konnte so dem Fegefeuer entgehen.
Der Wallfahrt liegt aber auch die Auffassung zugrunde, dass man Gott an bestimmten Orten des Gebets oder der Verehrung der Heiligen besonders nahe sein kann. Bei der Wallfahrt verlässt man die Heimat, nimmt allerlei Strapazen auf sich, um am heiligen Ort um Hilfe zu bitten und dann gestärkt nach Hause zurückzukehren.
Die Pilgerorte und das eigentliche Wallfahrtsziel sind in diesem Zusammenhang wichtig, ebenso ist der Weg bedeutsam, das gemeinsame Gespräch oder das Gebet mit anderen.
Der Jakobsweg war kein fester Weg, sondern ein Weggeflecht, das sich über ganz Europa zog. Von vier in Frankreich liegenden Sammelpunkten (Paris, Tours, Vezelay, Le Puy, Arles) führte der Weg über die Pyrenäen noch Santiago. Entlang des Weges entstanden Kir­chen und Kapellen, von denen viele zu den großen Kunstwerken des Abendlandes gehören. Die Wanderbewegungen brachten es mit sich, dass ein reger Austausch von Kunst und Kultur stattfand.
Wer von den östlichen und nordöstlichen Ländern nach Santiago de Compostela pilgern wollte, der hatte auch die Möglichkeit, Rheinhessen besser zu durchwandern und es sind auch hier Romwallfahrer wie Jakobspilger bezeugt.
Die Muschel, die das Kennzeichen für die Jakobspilger ist, findet sich in Worms an der Außenwand des Chores der Pauluskirche wieder. Die Wallfahrer nahmen meist den kürzesten Weg und gingen etwa von Bingen aus in Richtung Dittelsheim-Heßloch und von dort wohl über das etwas seitab liegende Bechtheim nach Worms. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts existierte der Weg vermutlich noch. Durch die Flurbereinigung verschwand er dann aber gänzlich.


Seit 1996 befasst sich das CJD mit dem Projekt Wiederentdeckung der Jakobs-Pilgerwege und dem Aufbau eines europäischen Netzwerkes. Im Rahmen eines EU geförderten Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojektes wurde ein Teilstück des Jakobus-Pilgerweges in Rheinhessen „wiedergefunden“ und markiert.
Mit Karten von 1850 konnte man den genauen Verlauf des Pilgerweges durch Rheinhessen weitestgehend rekonstruieren. Durch eine Kartierung erstellte man einen neuen Pilgerweg, dessen Anfang und Ende sowie einzelne Wegabschnitte mit den historischen Wegen übereinstimmen könnten.

Jakobuswegbild

Der Weg

Das erste Teilstück in Rheinhessen von Dittelsheim-Heßloch noch Worms- Herrnsheim ist ca. 14 km lang und eignet sich mit Mittagsrast und der einen oder anderen Ortsbesichtigung für einen Tagesausflug. Die Wegstrecke ist beschildert und beschrieben.
In der heutigen Zeit, in der es um das Zusammenwachsen Europas geht, setzt die Pilger- und Wallfahrtsbewegung wieder neu ein. Menschen, für die Wallfahrten, in äußeres Zeichen ihrer Lebenspil­gerfahrt zu Gott hin sind, gibt es auch in unserer modernen Welt. Wallfahrten waren und sind immer noch ein gesamteuropäisches Ereignis und führen Menschen zusammen.
Den Jakobs Pilgerweg in Rheinhessen erreicht man über die Bundesstraße B 9 (Mainz-Worms) oder über die Autobahn A 61, Anschlussstelle Worms Gundersheim oder Worms-Mörstadt. Der rekonstruierte Pilgerweg führt durch oder streift die folgenden Orte.

Dittelsheim-Heßloch

Dittelsheim-Heßloch ist umgeben von hügeligen Rebhängen und liegt direkt neben dem Kloppberg. Die Sehenswürdigkeiten sind der Turm der evangelischen Kirche, die katholische Kirche St. Jakobus, die altkatholische Christuskirche und das Restaurant Weinkastell auf dem Kloppberg. Erreichbar ist Dittelsheim-Heßloch über den Autobahnanschluss Alzey A61.

Bechtheim

Die Sehenswürdigkeiten sind die Lambertus Basilika, der Kelterstein, der Prangerstein, die jahrhundertealten Adelshöfe und Brunnen sowie die Zehntscheune. Am zweiten Wochende im September findet das Weinfest am Pilgerpfad statt. Die zwei Weingroßlagen sind der Gotteshilf und der Pilgerpfad. Bechtheim ist erreichbar über den Autobahnanschluss Gundersheim A61 und die Bundesstraße B9.

Westhofen

An der Seebachquelle gelegen wurde Westhofen 774 erstmals als Sehenswürdigkeit erwähnt. Die Sehenswürdigkeitensind die Ruine der Liebfrauenkirche, der Pulverturm, die Kellergasse, der Brunnen der Seelbachquelle, das Brunnenhäuschen und das alte Weinbergshäuschen sowie die Mühle am Seebach. Am Sonntag nach Drekönig findet das Dreikönigsdreschen statt und das Traubenblütenfest findet zwei Wochen noch Pfingsten statt. Die Weingroßlage ist das Bergkloster. Erreichbar ist Westhofen über den Autobahnanschluss Gundersheim  A61.

Worms-Abenheim

Worms-Abenheim wurde erstmals erwähnt im Jahr 774. Die Sehenswürdigkeiten sind die katholische Pfarrkirche, erbaut im barocken Stil, der dalbergische Amtshof (16. Jahrhundert), die ehemalige Schule mit Heimatmuseum und oberhalb des Ortes die spätgotische Klausenberg Kapelle. Außerdem befinden sich Wegkreuze an der Ortseingängen. Die Kirchweih und das Sektfest finden im Juli/August statt.

Osthofen

Osthofen ist eine der größten Weinbaugemeinden im südlichen Rheinhessen. Es besitzt seit 1970 Stadtrechte. Die Sehenswürdigkeiten sind die Bergkirche, der Rathausturm und die Brunnengässchen mit Renaissance-Ziehbrunnen. Feste sind der Osthofener Weinhock am zweiten Wochenende im Juni, der Osthofener Markt am zweiten Wochenende im August sowie das Wonnegauer Winzerfest am letzten Wochenende im September. Weingroßlagen: Pilgerpfad, Gotteshilfe. Erreichbar ist Osthofen über Bahnhof am Ort und die Bundesstraße B9.

Worms-Herrnsheim

Worms-Herrnheim wurde erstmals erwähnt im Jahr 771. Die Sehenswürdig­keiten sind die Pfarrkirche St. Peter (1548 in spätgotischen Formen erneuert­er Bau mit Grablege der Dalberger), die Gottliebenkapelle, das Schloss Herrnsheim, erbaut im 15. Jahrhundert, 1794 ausgebrannt und im Stile des Empire und des Klassizismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Außerdem gibt es eine sehenswerte Parkanlage. Das Weinfest im Schlosshof findet im August statt und die Kirchweih im September.