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Sankt Jakobus Kirche in Heßloch

Jakobus-Kirche

Die Geschichte einer Kirche und einer Pfarrei ist stets verknüpft mit der Geschichte des Dorfes und des Landes, zu der sie gehört.

Die erste urkundliche Erwähnung der damals St. Gallus und St. Sebastian geweihten Pfarrkirche finden wir in einer Urkunde aus dem Jahr 1407. Damals wurde die Pfarrei Hessloch mit Einwilligung des Papstes Gregor XII. des von Johann von Hirschhorn gegründeten Karmeliterkloster zu Hirschhorn inkorporiert. Damit war ab 1410 die Kaplanstelle an die Karmeliten in Hirschorn gegangen, die von da an fast ununterbrochen die Pfarrer für die Gemeinde Heßloch stellten.
Der Vorgängerbau war höchstwahrscheinlich ein Bauwerk aus romanischer Zeit. Einen Hinweis gibt uns die Festschrift zur 100-Jahr-Feier 1910.

Bei den damals durchgeführten Verputz arbeiten fand man entsprechend bearbeitete Steine, die beim Wiederaufbau der Kirche von 1808 bis 1810 im Mauerwerk verwendet wurden. Zu bemerken ist auch, dass der Vorgängerbau gegen Osten ausgerichtet war. Informationen liegen vor und lassen auf eine kleinere Kirche schliessen. Die Länge des Kirchenschiffs war etwa 14m, Breite etwa 8.5m Höhe etwa 7m. Der Turm etwa 7,5m lang, 6,5m breit und 17m hoch.
Am 16. Juni 1775 musste die Kirche wegen Baufälligkeit aufgegeben werden.

Der Neubau der jetzigen Kirche war einst ein zähes Ringen um jeden Stein. Die Freiherren von Dalberg, die damals in Hessloch das Sagen hatten, und das Kloster Hirschhorn, an das die Pfarrgemeinde angegliedert war, konnten sich nicht über die Kosten für einen Kirchenneubau einigen.  Schließlich mussten unsere Vorfahren die Sache mehr oder minder selbst in die Hand nehmen. Bereits 1775 hatte die Gemeinde über keine eigene Pfarrkirche mehr verfügt nachdem sie ihre alte Kirche wegen Baufälligkeit aufgeben mussten. Eine Glocke war vom Turm gefallen.

Dieser Glockensturz war der unglückselige Schlusspunkt hinter einer ganze Serie von Katastrophen, die die Vorgänger-Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) und im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 - 1697) heimgesucht hatten.
1701 wurde die Kirche geschändet berichtet Pater Franz in seinem Tagebuch. 1711 hat Pater Franz den miserablen Zustand die Kirche und ihre Einrichtungen beklagt. Er hat damals sie notwendigsten Reparaturen aus der Kirchenkasse bezahlt, weil ihm der Dienstweg zu umständlich und weniger Erfolg versprechend zu sein schien. Die finanziellen Mittel fehlten um grössere Bauschäden zu beheben.

35 Jahre lang musste die Pfarrgemeinde die Hospitalkapelle für ihre Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen benutzen.
Auf dem Liebfrauenberg, nur wenige hundert Meter abseits der Straße nach Westhofen stand die Kapelle, die bereits 1326 in Urkunden erwähnt wird, und andererseits auch an eine der ältesten Stiftungen in unserer Gegend erinnert. Nach dem Bau der „neuen Kirche“ wurde die Kapelle 1817 abgetragen. Die Kosten der neuen Kirche waren so groß, dass man die Kapelle nicht mehr unterhalten konnte. Ein Denkmal am Liebfrauenberg erinnert noch heute an diese Kapelle.

Als dann im Jahr 1806 das Heiligen Römische Reich Deutscher Nation und mit ihm die seit tausend Jahren bestehende Reichsordnung unterging, erloschen endgültig auch die alten Fürsorgepflichten der Ortsherrschaften derer von Dalberg; zu alledem hatte die Gemeinde unter der französisch-napoleonischen Besetzung zu leiden. Das früher so angesehene, reiche und mächtige Erzbistum Mainz war aufgelöst, die kirchlichen Güter waren eingezogen, Bischof Colmar, der erste Bischof nach den Erzbischöfen von Mainz, ging sozusagen am Bettelstab. Die Chance eine „neue“ Pfarr-Kirche zu bekommen müsste den Menschen unter derart widrigen Bedingungen damals also fernab der Vorstellungskraft gelegen haben – und dennoch: Unsere Vorfahren haben es, wohl motiviert durch einen tiefen Glauben, Mut und sicher auch reichlich Tatkraft geschafft, unsere heutige Jakobuskirche zu erbauen.
Im Jahre 1808 entschloss sich die Pfarrgemeinde den Bau einer neuen Kirche zu beginnen. Von 1794 bis 1815 gehörte Rheinhessen, wie alle linksrheinischen Gebiete Deutschlands, zu Frankreich. Unter der Regierung Kaiser Napoleons, der Zeit des Präfekten Jeanbon de St. Andre’ und dem damaligen Bischof Colmar, konnte endlich der Bau der heutigen Kirche begonnen werden.

Bischof Colmar

St. Jakobus Grabplatte Colmar im Mainzer Dom

Am 20. Dezember 1783 empfing er nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Straßburg die Priesterweihe. 1802 wurde er durch Napoléon zum Bischof von Mainz ernannt.
Colmar wurde am 24. August 1802 in Paris zum Bischof geweiht. In seine Amtszeit fällt die Neustrukturierung und Neuorganisation der Reste des alten Erzbistums zum neuen Bistum Mainz. Dazu gehören insbesondere die seelsorgerischen Aspekte, die nach dem Ende der adligen Herrschaft im alten Erzbistum neu auflebten. Colmar gründete 1803 ein Priesterseminar und berief Bruno Franz Leopold Liebermann zu dessen Regens. Besondere Verdienste hat Colmar sich durch die Rettung der bereits zum Abriss freigegebenen Dome von Mainz und Speyer erworben.

Der Grundstein

Am 25. Oktober 1808 wurde der Grundstein zum Neubau der jetzigen Kirche gelegt. Der Grundstein enthält Pergamente in deutscher, französischer und lateinischer Sprache. Am 16. September 1810 konnte das neue Gotteshaus zur Ehre Gottes, der Jungfrau Maria und des Kirchenpatrons Gallus von Dekan Geeb eingesegnet werden. Zu dieser Zeit war Johannes Steingäßer Pfarrer von Hessloch.

Die Kirchweihe und Altarweihe durch Bischof Colmar

St. Jakobus Altar

Am Sonntag, den 25. Juli 1813, dem Fest St. Jakobus des Älteren, wurde die Kirche und der Hochaltar zu Ehren des Apostels von Bischof Colmar geweiht. Die Reliquien wurden im Grab für die heiligen Martyrer im Hochaltar beigesetzt und ein Schriftstück mit folgendem Text beigefügt:
Am 25. Juli 1813 habe ich, Joseph Ludwig Bischof von Mainz, diesen Altar zu Ehren des heiligen Apostel Jakobus geweiht. Die Reliquien der heiligen Martyrer Amadeus, Victorinus und der anderen aus dem alten Altar übertragenen Heiligen, deren Namen wegen des Alters der Aufstellung niemand lesen konnte, habe ich beigesetzt.“

Jakobus der Ältere war einer der Jünger Christi. Er erlitt als erster Apostel den Märtyrertod. Dies geschah auf Befehl von König Herodes zu Ostern des Jahres 44 in Jerusalem. In der 816 erbauten Jakobuskirche in Spanien fanden die sterblichen Überreste ihre letzte Ruhestätte. Daraus entwickelte sich der berühmte Wallfahrtsort mit der Kathedrale Santiago de Compostela, der bis zur Reformationszeit mehr Wallfahrer aufzuweisen hatte als Jerusalem. Zu dem Ort im Nordwesten Spaniens bildeten sich zahlreiche Pilgerstraßen aus ganz Eropa.

Pfarrer Steingässer schreibt in der Pfarrchronik: "Die Reliquien der Heiligen aus den alten Altären, deren Namen wegen des Alters der Urkunden nicht lesbar sind, habe ich in den Reliquiengräbern der Nebenaltäre deponiert, damit sie nicht entehrt werden sollen. Dies geschah am 26. Juli 1813.”

Bei der Erbauung der Kirche hat man wohl sehr sparen müssen. Die gesamten Ausgaben betrugen 10.800 Gulden. Das Innere war kahl, der Hochaltar stillos, Seitenaltäre fehlten. Auch für einen Turm war kein Geld vorhanden. Dass die Kirche in ihrer Verödung keine religiösen Gefühle wecken konnte, sahen die Bessergesinnten in Heßloch wohl ein“, berichtet die Pfarrchronik. Deshalb hat man sich 1869 entschlossen, einen Marienaltar aufzustellen.

Im Jahre 1878 wurde die Kirche innen restauriert. Dabei wurde auf Vorschlag des Mainzer Dombaumeisters ein Triumphbogen zwischen Chor und Kirchenschiff errichtet. Dazu die Pfarrchronik:“

Der Kirchenvorstand beschloss die innere Renovierung.

Der Plan des Dombaumeisters Lukas einen (arcus triumphalis) Triumphbogen vor den Chor zu setzen, fand keinen Beifall des Kirchenvorstandes aus Gründen von ungewohnten Veränderungen und der Kosten. “ Der Bogen wurde wahrscheinlich trotzdem im gleichen Jahr eingebaut, offensichtlich konnte sich der Pfarrer über die Bedenken des Kirchenvorstands hinwegsetzen. Die Flächen dieser bogenartigen Öffnung wurden von einem Kirchenmaler ausgemalt.

Das Altarbild aus der alten Kirche

St. Jakobus Altarbild

Das heute noch vorhandene Altarbild stammt aus der Antoniterkirche in Alzey. Es wurde um 1700 durch Pater Franziskus vom heiligen Philipp (1696 - 1715), Pfarrer in Hessloch für die Gemeinde erworben. Das Bild wurde mit einem neuen Rahmen versehen und in die alte Kirche gebracht. Die alte Kirche wurde im Jahre 1775 aufgegeben.
Das Bild kam dann in die 1812 fertig gestellte, heutige Kirche. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hing das Bild auf der linken Seite im Kirchenschiff zwischen Fenster und Marienaltar. Von dort kam es nach eingehenden Überlegungen 1962 hinter den Hochaltar. Das Bild stellt die Verherrlichung der Gottesmutter durch die heiligen Frauen dar.

Der Henker hatte sein Opfer verspottet, musste aber seinen Irrtum einsehen und starb als Christ selbst für den zuerst verfolgten Glauben.

Beurteilung:
Nach Georg Dehio, „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz und Saarland", Auflage 1964, kann die Entstehung des Gemäldes in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts angenommen werden. Bei der Restauration und Reinigung des Gemäldes in den Jahren 1994 bis 1996 und 2005 wurde nach einer Signierung geforscht. Man hat nichts gefunden.
Man kennt also weder den Maler, noch den genauen Zeitpunkt der Entstehung. Fest steht nur, dass sich der Maler an italienische Vorbilder gehalten hat. Diese Komposition, die das Bild wie eine Pyramide aufbaut, ist ein typisches Zeichen italienischer Renaissance. Bei Dehio wird es auch als aus den Niederlanden entstanden bezeichnet.

St. Jakobus Kümmernis

Im Innern der Pfarrkirche befinden sich interessante Heiligenstatuen und Fenster.

Im Eingangsbereich der Kirche befindet sich die Figur der heiligen Kümmernis. Die in unserer Gegend eher seltene Darstellung einer gekreuzigten Frau stammt vermutlich aus der 1806 abgebrochenen Hospitalkapelle. Verbürgt ist die historische Existenz durch keinerlei Quellen. Das, was bei uns als "Kümmernis" bezeichnet wird, heißt ursprünglich eigentlich "Wilgefortis". Wahrscheinlich vom lateinischen "Virgo fortis", also "starke Frau".
Im Deutschen legte man die Bedeutung mehr auf das Leid und so wird sie dort als "Kümmernis" verehrt. In ganz Europa entstand im 14. Jahrhundert ihre Verehrung als Heilige. Sie wurde besonders angerufen von Frauen, die Erlösung von schlimmen häuslichen Zuständen erbaten, ganz besonders die Erlösung von Männern, die gewalttätig gegen sie waren. Die Geschichte der Kümmernis: Als sehr junges Mädchen wurde Wilgefortis von ihrem Vater einem heidnischen König als Frau versprochen. Wilgefortis aber machte ein Keuschheitsgelübde, um dieser unheiligen Allianz zu entgehen.
Sie betete zu Gott, dass Er sie hässlich machen sollte. Dieses Gebet wurde erhört und ihr wuchs ein großer Bart im Gesicht. Das war das Ende der Verlobung. Ihr Vater, erzürnt wegen ihres Verhaltens, veranlasste im Zorn ihre Kreuzigung. Der Kult wird heute nicht mehr praktiziert; dennoch ist die Statue in Hessloch eine Rarität.


Im Bereich des Hochaltares ist links das Fenster des hl. Jakobus zu sehen, rechts das Fenster des hl. Sebastian. Außerdem sind vorn links eine Skulptur von Jesus und rechts des hl. Josef angeordnet. Um den Zelebrationsaltar sind die Skulpturen der heiligen Jakobus, Sebastianus, des hl. Wendelin und des hl. Paulus angesiedelt. Der hl. Petrus ist auf der Emporenseite angeordnet.

Im Eingangsbereich steht die spätgotische Muttergottes, sie stand früher in der Hospitalkapelle. Sie wurde 1947 restauriert. Ihre Entstehung wurde auf ca. 1450 datiert.

St. Jakobus Marienbild

Im Eingangsbereich steht die spätgotische Muttergottes, sie stand früher in der Hospitalkapelle. Sie wurde 1947 restauriert. Ihre Entstehung wurde auf ca. 1450 datiert.

Glasfenster im Altarraum, links

St. Jakobus Fensterbild Altarraum links

Die Szene stellt die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor dar. Bei Matthäus lesen wir: “Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und Er wurde vor ihren Augen verwandelt; Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und Seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschien plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. (Mt 17, 1-3).”


Oben in der Mitte ist also Jesus, der Herr, und die Hand darüber ist die Hand des Vaters, der sagt: Das ist mein Geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf Ihn sollt ihr hören. (Mt 17, 5). Die Jünger, die Jesus mitgenommen hat, sehen Ihn in der Verklärung im Gespräch mit Mose und Elija. Deswegen schlägt Petrus vor, drei Hütten zu bauen. Wörtlich sagt Petrus: Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für Dich, eine für Mose und eine für Elija. (Mt 17, 4) Die dargestellten Personen sind entweder an ihren Attributen oder an Zeichen erkennbar, die aus dem Leben der Heiligen entnommen sind. Dabei ist Christus im Zentrum und verbindet das Himmlische, dargestellt durch die Hand Gottes, des allmächtigen Vaters und das Irdische, dargestellt durch die Vertreter aus dem Alten Testament, Mose und Elija, und die Vertreter des Neuen Testaments, Petrus und die beiden Donnersöhne Johannes und Jakobus. Mose ist erkennbar an den Gesetzestafeln, eine Anspielung auf die Szene auf dem Berg Sinai, niedergeschrieben im Buch Exodus, als Mose die Zehn Gebote von Gott entgegennahm. Elija ist erkennbar an dem Mehltopf und dem Ölkrug. Dies geht auf eine Begegnung Elijas mit der armen Witwe zurück, beschrieben im 1. Buch der Könige, wo Elija der Witwe verheißt: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder regen auf den Erdboden sendet. (1 Kon 17, 14). In der unteren Reihe sind die drei Apostel dargestellt, die Jesus begleiteten.
Petrus ist erkennbar am Schlüssel, Johannes an dem Buch mit dem Adler, und Jakobus an der Märtyrerkrone. Es handelt sich hierbei um Jakobus den Älteren, Bruder des Johannes und erster der Apostel, der den Märtyrertod erlitt.

Turmbau

St. Jakobus Turm

Weil der hölzerne Dachreiter die Mauern der Kirche auseinander drückte, wurde seine Entfernung nötig. Er sollte durch den Bau eines steinernen Turms ersetzt werden.
Am 23. August 1860 wurde der Grundstein des Turmes gelegt und 1862 wurde er fertig gestellt. Zu dieser Zeit war Wilhelm-Emmanuel Ketteler Bischof von Mainz.
In Hessloch lebten damals 791 Katholiken, 66 Protestanten und 78 Juden. Seit 1868 gehören die Gemeinden Dittelsheim, Frettenheim, Dorn-Dürkheim und Hillesheim als Filialgemeinden zur Pfarrei Hessloch. Dies bestätigt Pfarrer G. H. Schlink in der Pfarrchronik. Am 3. Mai 1869 wurde ein Mutter Gottes-Altar errichtet. Der Hochaltar und der Josefsaltar wurden 1887 aufgestellt. Am 8. Dezember 1903 fand die Weihe vier neuer Glocken statt. Sie waren auf die Töne D, F, G und A gestimmt. Die alten Glocken wurden nach Bechtheim verkauft. 1910 wurde die Kirche erneut renoviert, der Speicher bekam einen neuen Fußboden, zur besseren Lüftung wurden Dachfenster eingebaut, das Dach wurde ausgebessert und ein Blitzableiter installiert. Das Innere der Kirche wurde neu gestrichen. Der Kreuzweg, der sich noch heute in der Kirche befindet, wurde angeschafft. Die fast 100 Jahre alte Stumm-Orgel musste einer modernen Orgel mit insgesamt 20 Registern Platz machen. Sie ist, nach einigen Umbauten, bis heute erhalten.
Im Laufe des Jahres 1912 wurde in der Kirche St. Jakobus die Beleuchtung elektrifiziert. Die Folgen des Weltkrieges 1914-18 zeigten sich auch in Heßloch. Im August 1917 mussten die drei grössten der vier neuen Glocken und die Prospektpfeifen der neuen Orgel an der Metall-Sammelstelle des Bahnhofs Monzernheim abgeliefert werden. Bereits kurz nach Ende des Krieges konnten zwei neue Glocken durch die Opferfreudigkeit der Gemeinde angeschafft werden. Sie wurden am 25 September 1920 geweiht.

Im November 1921 kam die Gemeinde wieder in Besitz neuer Prospektpfeifen. Aus Kostengründen waren diese Pfeifen allerdings aus minderwertigem Zink. Bei der Orgelrenovierung 1998 wurden sie durch neue Zinnpfeifen ersetzt. Bei der Renovierung 1936 wurde der 1878 eingebaute Bogen wieder entfernt. Der Hochaltar wurde etwas erhöht, die Trennung zwischen Altarraum und Kirchenschiff geöffnet.

Im Zweiten Weltkrieg fielen einige Bomben auf Felder rings um Heßloch. Die Fenster der Kirche gingen teilweise zu Bruch, aber Menschen kamen Gott sei Dank nicht zu Schaden. 1942 wiederholte sich, was die Gemeinde bereits aus dem Ersten Weltkrieg kannte: Zwei von drei Glocken mussten vom Turm geholt werden. 1948 konnte man durch Spenden die zerbrochenen Fenster wieder ersetzen. Am 11. Februar 1953 wurden vier neue Glocken von Bischof Albert Stohr geweiht, die bis heute im Hesslocher Kirchturm hängen. Immer wieder wurden einige grössere Umbau - und Renovierungsarbeiten an der Kirche, der Sakristei und der Orgel nötig: 1930, 1963 und 2006 wurde die Kirche neu gestaltet.

Der jetzige Hochaltar wurde 1963 durch Bischof Hermann Volk geweiht. Der neue, in die Mitte der Gemeinde gerückte Zelebrationsaltar wurde am 28. Januar 2007 von Bischof Karl Kardinal Lehmann geweiht.

Umgestaltung und Renovierung 1962

St. Jakobus vor der Renovierung 1962

Die Kirche wurde öfter renoviert und ist dabei jeweils dem Geschmack der Zeit angepasst worden. So steht in der Pfarrchronik: „Am 1. Mai 1962 begann in unserer Pfarrkirche eine grössere Renovierung. Alle drei (Altäre), aus vielen Stilelementen zusammengebaut, stellen keinen grossen Wert dar und werden nicht mehr aufgestellt.  

Der Hauptaltar ohne festes Sepulcrum, so nennt man die im Altarstein für Reliquien vorgesehene Stelle, ist sowieso nicht mehr zu verwenden. Unter dem Holzaltar kommt eine ausgebeulte Sandsteinmensa ohne Reliquien aus dem Jahre 1630 zum Vorschein. Der Kern des Altares ist primitiv aus Backsteinen gemauert, zwischen Mensa und Kern ein ganz einfaches Sepulcrum mit vier Reliquiengefäßen: ein Glas, ein Lederetui und zwei Bleigefäße, nur eins ist noch einwandfrei versiegelt. Ausgewiesen Bischof Joseph Ludwig Colmar, wohl 25. Juli 1813. Die Eröffnung des Sepulcrum geschieht am 7. Juni durch Probst Adams aus Worms.“  Der Hochaltar wurde durch einen massiven Altar aus grauem Marmor ersetzt. Die Sakristei wurde umgebaut. Neue Bänke, ein neuer Fussboden und eine elektrische Heizungsanlage wurden eingebaut. Die Beichtstühle, das Altarbild und die Kanzel wurden renoviert. Der Außenputz der Kirche wurde komplett erneuert, das Dach des Längsschiffes komplett saniert. Auch der Turm wurde neu eingedeckt. Das Gotteshaus wurde in einem grauen Farbton gehalten, die Decke in einem lichten gelb. Die Renovierung kostete damals 135.430,65 DM. Am 28. Juli 1966 wurde ein elektrisches Geläut für die vier Glocken montiert. 1968 und 1998 wurde die Orgel renoviert. Am 14. April 1980 wurde die Kirche mit neuen Farben versehen, die 1962 entfernten Skulpturen wurden an den Seitenwänden wieder angebracht. Die Renovierung dauerte acht Wochen und wurde ausschliesslich aus Mitteln und Spenden der Pfarrgemeinde finanziert.

Seitenaltar aus 1740

St. Jakobus Seitenaltar

Die Pfarrchronik berichtet weiter: Der Altar war in der alten Mölsheimer Kirche von 1740 bis 1933 als Barockaltar der Jungfrau Maria geweiht. Nach dem Bau der neuen Mölsheimer Kirche 1936 stand er als Seitenaltar im Gotteshaus. Durch Umgestaltung der Mölsheimer Kirche wurde dieser Altar frei und konnte 1962 in Hessloch aufgestellt werden.
Die Barockmadonna, die früher neben dem Heßlocher Hochaltar stand, wurde auf dem Seitenaltar aufgestellt. Dieser steht heute noch an der linken Seite, gegenüber der Kanzel aus der Bauzeit.

Die Renovierung 2006

St. Jakobus Renovierung 2006

Zwischen 20. Mai 2006 und 26. Januar 2007 wurde unsere Kirche renoviert und umgestaltet. Es waren folgende Aufgaben zu bewältigen: Beseitigung der Bauschäden, die zum Teil auch durch die großen Schwankungen des Turms (beseitigt 17. September 2001) und Schäden der Fundamente verursacht wurden, man stellte fest, dass die Kirche keine eigentlichen Fundamente hat. Demontage der Elektroheizung, die unter den Kniebänken installiert war. Sie erreichte eine Oberflächentemperatur von 120°C und stellte eine Gefährdung der Gottesdienstbesucher dar. Zudem kam es auf der Empore im Bereich der Orgel durch die daneben installierte Rohrheizung während der kurzen Aufheizphasen zu starken Temperaturspannungen in der Orgel. Die jetzige Heizung wird mit Gas betrieben und besitzt drei Wärmestationen. 


Die liturgischen Orte wurden neu gestaltet mit Neuerwerb eines Altars, Ambos und Tabernakels, Schaffung einer Nische mit Marienverehrung, Teilerneuerung des Putzes, Neuverlegung des Fußbodens etc. Für das an der Chorrückwand befestigte Altarbild wurde eine neue Retabelwand über dem Altar errichtet, die einerseits die Tiefe des großen Altares reduziert und andererseits dem mächtigen Gemälde eine gebührende Rahmung verleiht. Dieses Ensemble aus Altar, Retabelwand, Tabernakel und Gemälde erinnern an einen Hochaltar wie er vor 1963 vorhanden war. Zudem ist auf dem ehemaligen Hochaltar nun der Tabernakel aufgestellt. Auf diese Weise ist die „historische Achse“ des Kirchenraums gewahrt, während gleichzeitig die neuen liturgischen Funktionsorte ausgewogen integriert sind. Das zunächst kritisch aufgenommene neue Raumkonzept hat sich bewährt. Der Altar in der Mitte der Kirche wird als Bereicherung empfunden, der gewonnene Freiraum im Chor bei einem Requiem zur Aufstellung des Sargs oder an Festtagen z.B. durch Sänger genutzt. Trotz einer erweiterten Funktionalität ist der Kirchenraum übersichtlich und „aufgeräumt“, was als angemessen und wohltuend empfunden wird.

Resümee

Das II. Vaticanum hat eine Erneuerungsbewegung – besonders in der Liturgie – angeschoben, die viele Riten und Symbole wieder mit ihrem biblischen und spirituellen Kern zusammengebracht und verstehbar gemacht hat. Auch wenn besonders in der Euphorie der ersten Jahre nach dem Konzil manche Riten und Räume durch einen übermässigen Purifizierungswillen verloren gingen, so besteht die wohl grösste Leistung darin, die Liturgie als bewusstes Tun aller wiederzubeleben. Damit einher ging eine neue Sensibilität im Umgang mit den Gläubigen, die Mitfeiernde sind, und den Riten und Symbolen, die der Fassungskraft der Gemeinde angepasst sein sollen. Im Zuge dessen wurde der Zentralraum, der ein gemeinsames Wahrnehmen und Handeln besonders gut ermöglicht, ein wichtiges Raumkonzept Prüfstein ist dabei immer die Frage, helfen Raum und Liturgie Gottes Gegenwart erfahrbar zu machen.
Ganz im Sinne des Psalmisten, der Gott dankt (Ps 18,36 f.): „Du gabst mir deine Hilfe zum Schild, deine Rechte stützt mich; du neigst dich mir zu und machst mich gross. Du schaffst meinen Schritten weiten Raum."

Neuer Altar

St. Jakobus Urkunde

Am 28. Januar 2007 feierte die Gemeinde Dittelsheim-Hessloch gemeinsam mit dem Bischof Karl Kardinal Lehmann die Wiedereröffnung und die Weihe des neuen Altares. Der Altar, den der Künstler Hans Rams geschaffen hat, steht fast genau im Zentrum der Kirche,die Bänke sind seitlich und zum Eingang hin angeordnet. Als zentraler Ort in der Mitte der Kirche, in der Mitte der Gemeinde, in der Mitte jeglichen christlichen Lebens, sei der Altar, so Kardinal Lehmann, als Zeichen der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu verstehen.

Zwischen den zwei übereinander liegenden Steinplatten des Altars ist ein Hohlraum in Form eines Kreuzes eingearbeitet, in dessen Mitte eine Einbuchtung für die Reliquien geschaffen wurde. Es liegt eine Urkunde bei, die auf die Namen der Heiligen hinweisen.

Es sind Reliquien der heiligen Märtyrer St. Innocenz, St. Severus, St. Tranquillius und eine Reliquie aus der Gemeinschaft der heiligen Ursula, die früher zur katholischen Kirche St. Josef in Dittelsheim gehörte.

Die Orgel

St. Jakobus Orgel heute

Die Orgel ist zweifelsohne die Königin der Musikinstrumente. Kein zweites Instrument, erreicht nur ansatzweise die räumlichen Ausmaße, die Kompliziertheit des technischen Aufbaus, die klangliche Pracht und Vielfalt und nicht zuletzt den monumentalen „Sound“ einer modernen Kirchenorgel. Seit jeher sind die Menschen fasziniert von dem wunderbaren „Monstrum“ der Klangerzeugung. Die Geschichte der Orgel ist eng verknüpft mit der Geschichte der Kirche. Welcher Mensch assoziiert nicht sofort mit dem Begriff „Orgel“ den sakralen Bau einer großen Kirche? Einen überdimensionalen großen Raum mit riesiger Kuppel, an der die Klangwogen reflektiert werden und quasi jenen „heiligen Hall“ erzeugen, der viele in die Kirchen strömen lässt. Die Orgel als Instrument Gottes?

Die ursprüngliche Orgel der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere stammte aus der Werkstatt Stumm und wurde 1811 als Brüstungsorgel erbaut. Von diesem Instrument existiert leider nur noch das Prospektgehäuse mit seinen Schnitzereien.

Das Instrument wurde 1910 durch die Firma Körfer umgebaut, bekam neue Laden und neues Pfeifenwerk. Das Prospektgehäuse wurde als Oberteil des neuen Instrumentes wiederverwendet. Die Orgel mit 20 Registern steht nun selbstständig in der Mitte der Empore. Der Spieltisch stand mittig vor der Orgel. 1968 wurde die Orgel schliesslich von der Fa. Breitmann nochmals erheblich umgebaut. Eine elektropneumatische Spielanlage wurde eingebaut. Der neue Spieltisch befindet sich jetzt auf der rechten Emporenseite, die Gebläseanlage unter einem Chorpodest auf der linken Seite. Eine Veränderung der Disposition und des Pfeifenwerkes inkl. der Windladen (Pfeifenstöcke) wurde ebenfalls vorgenommen.

Im Gehäuse liegt auf Prospekthöhe die Lade des Hauptwerks, darunter das Oberwerk, dahinter das Pedal. Die Laden und ein Großteil der Pfeifen stammen von der Firma Körfer aus dem Jahre 1910. Die Metallpfeifen, die Prospektpfeifen und drei Glocken mussten in der Kriegszeit abgegeben werden. Nach dem Krieg wurden aus Kostengründen minderwertige Zinkpfeifen eingebaut.
1998 musste unsere Orgel renoviert werden nachdem sie nur noch schwer spielbar war, viele Register waren ausgefallen oder total verstimmt. Seit dem Patronatsfest St. Jakobus der Ältere am 26. Juli 1998 klingt unsere Orgel wieder mit allen 20 Registern.
Seit Pfingsten 1998 arbeitete Herr Orgelbaumeister Börner aus Rodenbach an unserer Orgel. Er hat mit viel Können und Fingerspitzengefühl dieses Instrument renoviert so dass wir in unserer Kirche wieder Musik erklingen lassen können, wie es in einem Gotteshaus üblich ist. Auch in Zeiten elektronischer Instrumente wird eine Orgel dieser Art ihre Bedeutung haben und es ist zu hoffen, dass dieses Instrument auch künftigen Generationen einen wunderbaren Klang vermittelt.
Die Kosten der Arbeiten betrugen etwa 53.000 DM. Von den ca. 1.300 Pfeifen wurden 41 Prospektpfeifen (Prinzipal 8) ausgetauscht die 1920 als Ersatz für die im Krieg abgegebenen Originalpfeifen eingebaut wurden.

 

Erstes Manual:
Gedackt     16
Principal    8
Flöte          8
Oktave       4
Salicional   4
Rohrflöte   4
Quinte       2 2/3
Oktave       2
Mixtur        4f
Trompete   8

Zweites Manual
Quintadena       8
Gedeckt             8
Principal            4
Kleingedackt     4
Waldflöte          2
Scharffzimpel   4f

Pedal
Principalbass   16
Subbaß            16
Oktavbaß          8
Choralbaß         4

Außenrenovierung 2015 bis 2016

2010 wurden Schäden am Turm festgestellt. Anfangs waren nur kleinere Notreparaturen geplant, aber schnell wurde klar, dass das nicht reicht. "Für 2020 waren ohnehin Arbeiten am Dach geplant, und so haben wir uns entschieden, jetzt die komplette Aussenrenovierung zu machen", erklärt Thomas Mahrwald, Mitglied des Verwaltungsrats. Dies war vor allem sinnvoll, da die Gemeinde so nur einmal für die Einrüstung der Kirche bezahlen muss. "Wir hätten das selbst nicht gedacht, aber das alleine hat schon 130.000€ gekostet. Und damit diese Kosten nicht in fünf Jahren wieder anfallen, entschied sich die Gemeinde gleich zur Komplettsanierung. Gekostet haben die Baumaßnahmen etwas mehr als eine halbe Millionen Euro, davon finanziert Gemeinde. selber über Ersparnisse. "Wir wussten ja, was auf uns zukommt. Dadurch konnten wir über mehrere Jahre etwas zurücklegen und hatten so die Finanzierung frühzeitig in trockenen Tüchern", sagt Thoms Mahrwald. Auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem Bistum, das die restlichen Kosten übernimmt, sei die Finanzierung gesichert

Wie sie hier sehen können sind die Balken in sehr schlechtem Zustand.

Folgendes wurde renoviert oder erneuert:

  • Reinigung des Dachraumes
  • Neuer Anstrich nach vorheriger Farbuntersuchung der Ursprungsfarbe
  • Erneuerung des Geländers um den Turm
  • Renovierung der Fenster des Kirchenschiffes
  • Steinmetzarbeiten am Turm und Kirchenschiff
  • Dacherneuerung des Kirchenschiffes mit Zimmerarbeiten
  • Neueindeckung des Schieferdachs vom Turmhelm
  • Erneuerung des Turmkreuzes, da das alte stark verrostet und irreparabel ist
  • Das Kreuz wurde wieder auf den Turm gesetzt
  • Im Gebälk des Turmes waren die Schäden erheblich größer als gedacht, deshalb verzögert sich die Bauphase und die Kosten werden um 17.000€ höher ausfallen als geplant

Neues Fenster über Eingangstür

St. Jakobus Fensterbild Eingangstür

Das neue Fensterbild über der Eingangstür baute Firma Münch auf Grund des siebzigsten Geburtstages unseres Bischofs Karl Kardinal Lehmann als Geschenk an ihn ein.

Wir danken der Firma Münch aus Gross-Umstadt und unserem Bischof Karl Kardinal Lehmann für dieses Fenster in unserer Kirche.
Erklärung zum Fenster: „Die Grundlage ist Christus im Zentrum des Bildes, der für uns gestorben ist zur Vergebung unserer Sünden. Das Bild weist die Trinität - Vater - Sohn - Heiliger Geist - auf, sowie die Wege des Lebens in der Gemeinschaft der Menschen im Zelt der Kirche.“

200 Jahre Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere

Am Sonntag, den 2. Mai 2010 feierte die Pfarrgemeinde St. Jakobus in Hessloch den 200. Jahrestag der katholischen Pfarrkirche. Die Liturgie des festlichen Pontifikalamtes zelebrierte Weihbischof Dr. Werner Guballa mit den Pfarrern Michael Roos und Alfons Blumenfeld. Die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes übernahmen die Kirchenchöre der Gemeinden Hessloch, Herrnsheim und Westhofen unter Leitung von Stephan Wernersbach, Christian Bonath spielte die Orgel.
In seiner Predigt erinnerte Dr. Guballa an die Geschichte der Kirche, die mit bescheidenen Mitteln am 16. September 1810 benediziert wurde und an die widrigen Zeitumstaände um 1800. Mit dem Weihetag feiern wir auch den Geburtstag der jetzigen Kirche. Wir wissen von den Vorgängerinnen, die urkundlich erwähnt sind, und kommen aber auf dem Weg der Geschichte zu der Erkenntnis, dass nicht für das Bauwerk allein diese Gemeinde dankt.
Sie dankt vielmehr für ein Haus aus lebendigen Steinen, für Menschen aus der Geschichte dieser Gemeinde und für Menschen, die in der Gegenwart das Leben von St. Jakobus und St. Sebastian prägen, führte der Weihbischof aus. In den Mittelpunk seiner Predigt stellte Dr. Guballa die Weisung Jesu „Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe!“ So haben wir gerade im Evangelium gehört so der Weihbischof. Ist das nicht auch eine Botschaft für unsere Welt und für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft? Denn die Liebe von der Christus spricht, umfasst nicht nur die eigenen Glaubensgenossen, sondern umfasst einen jeden Menschen, wo immer er lebt, weil wir in ihm ein Ebenbild Gottes, den Bruder und die Schwester erkennen, die in Gott ihren Ursprung haben. Hass, Intoleranz und Gewalt erfahren wir in unserer Welt weiß Gott genug. Die blutigen Kriege sprechen eine deutliche Sprache.
Nach dem Festgottesdienst gab es einen Empfang, bei dem alle Besucher die Möglichkeit hatten mit dem Bischof ins Gespräch zu kommen.

200 Jahre, eine Zusammenfassung (Stand: Ostern 2010)

Anlass zur Freude gab es aber innerhalb des Gebäudes, in dem Sonntag für Sonntag nicht nur Gottesdienste zelebriert, sondern auch Taufen und Hochzeiten gefeiert wurden, die jährlich von den 35 Seelsorgern seit 1810 chronologisch verzeichnet wurden. Insgesamt 4966 mal wurde das weise Taufkleid den Täuflingen übergezogen, d.h. dass durchschnittlich 25 Taufen jährlich durchgeführt wurden Im Jahr 1810 waren dies 22 und im Zuge des starken Bevölkerungszuwachs' im 19. Jahrhundert stieg diese Zahl auf bis zu 47, die in den Jahren 1872 und 1901 erreicht wurden. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts pendelte sich die jährliche Taufzahl auf +/- 20 ein, während ab der Zeit des so genannten „Pillenknicks" nur noch 10 Kinder im Schnitt getauft wurden. Den traurigen Rekord von einer Taufe hält übrigens das vergangene Jahr. Bevor Mutter und Vater mit dem Neugeborenen zur Taufe schreiten, sollte natürlich geheiratet werden. In den letzten zweihundert Jahren gaben sich insgesamt 1364 Paare das Jawort, was einem Jahresdurchschnitt von ca. 7 Trauungen entspricht Rekordjahr ist 1972 mit 17 Eheschliessungen, während in den Jahren 2006, 2008 und 2009 in Heßloch nicht kirchlich geheiratet wurde.
In den Jahren der beiden Weltkriege kam es natürlich ebenfalls zu wenigen Hochzeiten, aber jeweils 1919 und 1946 kam es zu starken Anstiegen Letztlich bleibt zu hoffen, dass der negative Trend der letzten Jahre sich wieder wendet und sich mehr junge Paare (auch ältere) trauen, bewusst in der Kirche „Ja" zu sagen und irgendwann dann mindestens einmal, besser zwei- oder mehrmals ein Neugeborenes durch die Taufe in unserer schönen Pfarrkirche der Liebe und Fürsorge Gottes anvertrauen.

Glocken in Geschichte und Gegenwart

Seit alters her begleiten Glocken die Menschheit. Die ältesten Exemplare existierten in China. Im sechsten Jahrhundert nach Christus tauchen sie auch in nordafrikanischen Klöstern auf. Im achten Jahrhundert hielten sie ihren Einzug im Abendland. Glockengeläute kündigen schon immer wichtige Ereignisse im menschlichen Leben an, so etwa Geburt, Taufe, Hochzeit, und Tod.

Nachdem die Glocken unserer Pfarrkirche von 1914 bis 1945 zweimal für kriegerische Zwecke missbraucht wurden blieb nur noch eine kleine Glocke übrig, die zu allen Anlässen läutete. 1951 bildete eine Gruppe aktiver Christen einen Glockenausschuß, der sich um Beschaffung neuer Glocken bemühte, und alles organisierte. Es wurden Haussammlungen durchgeführt, gestifteter Wein verkauft, kulturelle Veranstaltungen zu Gunsten der Glocken wurden durchgeführt und viele kleine Veranstaltungen, die zum Kauf neuer Glocken beitrugen.

Die alte Glocke auf den Ton A gestimmt, wurde an die Glockengießerei Schilling in Heidelberg zurückgegeben, da sie nicht zum neuen Klangbild passte. Die vier Glocken sind auf die Töne DES, F, AS, und B gestimmt, zusammen wiegen sie etwa 3,5 Tonnen.

 
Am 11. Februar 1953 war es soweit vier neue Glocken und eine kleine Glocke für Frettenheim wurden von Bischof Albert Stohr geweiht. Sie kosteten ca. 22.000 DM. Es war ein großes Ereignis für die Pfarrei. Erstaunlich, wie schnell selbst in schweren Zeiten und nach den verheerenden Kriegen, die Bevölkerung um ein neues Geläut bemüht war.

 

  • Die Michaelsglocke ist die größte Glocke. Sie trägt die Aufschrift: "GELEITE DIE SEELEN ZUM EWIGEN LICHT RUFER BEIM LETZTEN GERICHT."
  • Die zweite Glocke, die Angelusglocke, der Gottesmutter geweiht, trägt folgende Aufschrift: "HILFE DER CHRISTEN WIRST DU GENANNT, BESCHÜTZE VOR ÜBEL LEUTE UND VATERLAND."
  • Die dritte Glocke ist den Kirchenpatronen St. Gallus, St. Jakobus und dem Ortspatron St. Sebastianus, gewidmet. Die Aufschrift lautet: "KRIEGSDIENST IST DIE LEBENSZEIT DRUM LEHRT UNS: NEHMT AUF UNS IN DAS GROSSE HEER, DAS MIT EUCH KÄMPFT FÜR GOTTES EHR."
  • Die vierte Glocke, dem hl. Martinus geweiht, mahnt mit folgenden Zeilen: "MARTINUS IST VOR GOTTES TROHN UNSERES BISTUMS SCHUTZPATRON. BITTE, DASS IN DIESEM LEBEN ALLE NACH DER TUGEND STREBEN"

 

Seit dem Bau der Kirche bis zum 28. Juli 1966 wurden die Glocken mit Seilen von Hand geläutet. Am 28. Juli 1966 wurde ein elektrisches Geläut für unsere 4 Glocken montiert, Kosten etwa 6.300 DM. Jetzt kann man alle Glocken per Knopfdruck bedienen. Die werktäglichen- und sonntäglichen Tageszeiten werden automatisch geläutet. 

Nach einigen Jahren zeigte sich bei Inspektionen das die vier Glocken zusammen große Schwankungen des Turmes erzeugten. Um den Läutewinkel stufenlos einstellen zu können und größere Bauschäden zu vermeiden, musste als erster Schritt eine neue Leutewerksteuerung installiert werden . Nach dieser Maßnahme wurde die Turmbewegung um 10% reduziert. Die Kosten betrugen ca. 8.500 DM. Nach einer erneuten Messung am 31. Juli 2000 wurden immer noch Schwingungen bei Glocke 1 und 2 von 0,2 mm/m festgestellt. Unbedenklich sind 0,1 mm/m. Im zweiten Schritt, 26. Mai 2001 wurden 4 neue Revisionsklöppel und Obergewichtsmassen eingebaut damit die Läutewinkel der Glocken noch weiter reduziert und die Schwingungen des Turmes minimiert werden. Dies verschluckte nochmals 10.500 DM. Die 3,5 Tonnen schweren Glocken schwingen bei ca. 30m mit dem Winkel von ca. 40-48 Grad. Vor dem Umbau betrug der Läutewinkel über 53 Grad. Die Schwingungen konnten jetzt auf normale Werte eingestellt werden. Durch Sammlungen und Zuschüsse konnte der größte Teil der Kosten abgedeckt werden.
Abschlussergebnis: Bei der am 17. Septamber 2001 erfolgten Inspektion wurde folgendes festgestellt. Die nunmehr durchgeführten Maßnahmen zur Turmberuhigung haben in jeder Hinsicht zum Erfolg geführt. Das angestrebte Ziel der Halbierung der Turmbewegung ist voll erreicht worden. Am Läuteergebnis hat sich im Vergleich zu vorher nichts verändert, so dass sich die Gemeinde Ihres wahrhaft schönen Geläutes erfreuen kann.