175 Jahre Kath. Kirche St. Karl Borromäus

Teil 1

Altarraum Anno 1920 (c) PG Breuberg-Höchst
Altarraum Anno 1920
Datum:
Sa. 19. Okt. 2024
Von:
Alexander Kiefer

Anfang November 1849 wurde unsere Pfarrkirche geweiht, also vor 175 Jahren. Grund genug, einmal dankbar auf die vergangene Zeit zurückzublicken und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.

Nachdem im Dezember 1821 die Gründung der Pfarrei Neustadt erfolgt war, wurde ab 1836 Geld für den Bau einer Kirche gesammelt, das in den Kirchenbaufonds mündete.

Zur Einweihung der Kirche am 6. November 1849 wurde per Inserat im Erbacher Kreisblatt vom Kirchenvorstand eingeladen. Unsere Kirche erhielt den Namen St. Karl Borromäus in Erinnerung an ihren Wohltäter, Karl Thomas Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und seine Gattin Fürstin Sophie (1784-1848), nach deren Namenspatronin bereits die katholische Kirche zu Erbach benannt worden war.

Es brauchte drei Entwürfe, darunter ein einfacher Saalbau von Lorenz Ostner um 1830, der an die Seitenfront der ev. Kirche zu Neustadt erinnerte, einen Vorwurf in neogotischem Stil vom Kreisbaumeister Georg Philipp Rasor aus Bingen von 1847, der sich als zu teuer in seiner Ausführung erwies. Geschlossen wurde der Architektenvertrag mit dem Bautechniker Sylvester Stockh aus Erbach, der bereits einige Jahre zuvor St. Sophia in Erbach entworfen hatte.

Die Steine für den Kirchenbau wurden auf der Wüstung oberhalb der Neustädter Ziegelhütte gebrochen. Nach dem Brechen musste der Platz wieder eingeebnet werden Die Grundsteinlegung erfolgte am 15. Mai 1849. Dass der Bau so zügig voranging, lag auch an der Gesamtplanung der verschiedenen Gewerke durch den Bautechniker Stockh.

Bereits im Februar 1849 waren die ersten Steinlieferungen gekommen. Wie aus der Ausschreibung hervorgeht, wurden die Gewerke dazu angehalten, die ihnen vorgegebenen Zeiträume einzuhalten, da sie bei Nichteinhaltung der Termine für den Schaden, der dadurch der Gesamtplanung bzw. den anderen Gewerken entstand, aufkommen mussten.

Das Kirchengebäude ist im Rundbogenstil gehalten. Der Glockenturm mit quadratischem Grundriss ist dem Langhaus mittig vorgelagert, das sich durch ein Flachsatteldach auszeichnet, während die halbrunde Apsis ein halbes flaches Kegeldach aufweist. Das Langhaus mit seinen fünf Rundbogenfenstern ist mittels eines Rundbogenfrieses gegliedert. Die schlichte bzw. „einfachste“ Bauweise und klare Gliederung hatte den Vorteil, dass das Gebäude in einer kurzen Zeit – von Mitte Mai bis Ende Oktober 1849 – errichtet werden konnte.

Einige Handwerker waren vor Ort, andere kamen aus der näheren Umgebung: Leonhardt Friedrich Maurer aus Sandbach, Leonhard Lutz Steinhauer aus Hainstadt, Georg Ernst Meyer Zimmermann aus Michelstadt, Dachdecker Thomas Nessel aus Seligenstadt, Schreiner Adam Berle aus König und Jacob Vetter aus Erbach, Schlosser Franz Schmucker aus Michelstadt, Glaser Georg Hainbüchner aus Neustadt, Tüncher Wilhelm Dosch aus Erbach, Altar/Kanzel und Gusseisen von Adam Stockh aus Erbach, Spengler Friedrich Kaufmann aus Neustadt.

Am Ende war eine Summe von 8.102 Gulden und 21 Kreuzer (mehr als 2 Mio. Euro heute) zu zahlen.

Die Inneneinrichtung bestand zunächst aus einem Hauptaltar, einer Kanzel und Kirchenbänken sowie einer kleinen gebrauchten Orgel des Orgelbauers Bernhard Dreymann (1788-1857) aus Mainz, die nur über fünf Register verfügte. Die Fenster waren mit einfachem Glas versehen. (Fortsetzung folgt).