Schmuckband Kreuzgang

Wallfahrtsort Liebfrauenkirche

Valentinus – Wallfahrt am 14. Februar

Der Hl. Valentinus ein Wormser? Wie es dazu kam …

Die Geschichte der Heiligenverehrung beginnt mit der Märtyrer-Verehrung (Märtyrer-Kult). Als frühestes Zeugnis wird das Martyrium des Bischofs Polykarp von Smyrna (heutiges Izmir in der Türkei) um 160 n.Chr. genannt. Der ursprüngliche Ort für die Verehrung eines Märtyrers ist dessen Grab, über dem eine Kapelle oder Grabkirche errichtet wurde. - Auch die Apostel galten von Anfang an als Märtyrer (außer Johannes).

Kennzeichen der Heiligen: Das Schwert galt als das allgemeine Marterwerkzeug der Märtyrer. Warum aber wird der Krüppel als Kennzeichen genannt?  Der Legende nach soll Valentinus den verkrüppelten Fuß des Sohnes eines römischen Rhetors (Redner) geheilt haben. In der deutschen Sprache hat man wohl „Valentin“ mit „fallen“ assoziiert, so dass man ihn vor allem für die „fallende Krankheit“ (= Epilepsie) in Anspruch nahm. Und schließlich steht der Hahn in der christlichen Symbolik für „Auferstehung“, „Wiederkunft Christi“ und „Sieg des Lichtes über die Macht der Finsternis“; alles Elemente, die man mit einem „Mann Gottes“ in Verbindung zu bringen pflegt.

Zur Person des Valentinus gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Er lebte im 3. Jh. n. Chr. und war Bischof von Terni in Umbrien (Mittelitalien). Er hatte wohl viele Bekehrungserfolge. Als er zur Heilung eines Gelähmten nach Rom gerufen wurde, verweigerte er die von ihm geforderten Opfer an die Götter Roms und ist daraufhin enthauptet worden. Als Märtyrer starb er um das Jahr 268 n. Chr. und wird so auch in Rom verehrt. Valentin gilt als Patron für viele Kranke und wird von diesen angerufen (insb. der Epileptiker).

Quellen: Zur Frühgeschichte der Verehrung gibt es keine sicheren Infos. Die älteste Quelle ist die „Liberianische Bischofsliste“ des sogenannten „Chronographen“ von 354 n. Chr. In ihr wird eine Basilika erwähnt, die zur Zeit von Papst Julius I. (337-352) an der Via Flaminia erbaut wurde. Auch das „Martyriologium Hieronymianum“ (5. Jh.) führt Valentinus als Märtyrer von Interamma (=Terni) an. Ebenso erwähnt die Vita von Papst Zacharias (742-752) eine Basilika in Terni. Und aus der Mitte des 8. Jhs. ist auf einem Friedhof aus dem 4. Jh. eine St. Valentinus geweihte Basilika nachweisbar.

Die Valentinus-Verehrung war in Worms wohl ursprünglich am St. Andreasstift angesiedelt (Valentinus-Kapelle). 1311 wird dort z. B. ein Doppelpatrozinium „Silvester und Valentinus“ ausgewiesen. – Aber gab es ein Valentinus-Gedenken in Worms nicht auch schon früher? Vor 1000 n.Chr.? Hinweise lassen sich benennen: Seit dem 8. Jh. ist klar, dass es einen umfangreichen Reliquien-Transfer von Westeuropa nach Mitteleuropa gab, um so die Bindung der fränkischen Kirchen an Rom zu festigen. Auch der Hl. Bonifatius hat seit dem 8. Jh. viele Reliquien aus Rom mitgebracht.

Ereignisse in Worms: Ein großer Einschnitt erfolgte 1689 durch den Stadtbrand, denn bei diesem sind die vorhandenen Reliquien untergegangen. Und noch schlimmer: In der napoleonischen Umbruchszeit wurde 1802 das Andreasstift aufgelöst.

Da ist es schließlich dem letzten Dekan von St. Andreas, Franz Kilber, ist es zu verdanken, dass die Valentinus-Verehrung in der Liebfrauenkirche weitergeführt werden konnte. Dekan Kilber übergab an den damaligen Pfarrer Nutz eine Valentinus-Skulptur aus den 17. Jh., welche heute noch in Liebfrauen zu sehen ist. Er regte zugleich an die Valentinus-Verehrung weiter zu pflegen. Und der Mainzer Bischof Colmar stellt am 12. Februar 1805 eine Genehmigung darüber aus, dass alljährlich das Votiv-Fest (Patronatsfest, Weihefest) des hl. Valentin (14.Februar) in der Liebfrauenkirche feierlich begangen und zugleich von den Gläubigen ein „Vollkommener Ablass“ gewonnen werden könne.

Valentinus in heutiger Zeit: In Frankreich, Belgien und England fällt der Todestag Valentins (14. Februar) mit dem sogenannten „Tag der Vogelhochzeit“ zusammen. Das ist der Zeitpunkt, wo sich die Vögel zu paaren begannen. Daraus hat sich der „Tag der Liebenden bzw. der Verlobten“ mit Valentin als Patron entwickelt.

Späterhin hat sich dieser Valentins-Brauch im gesamten angloamerikanischen Raum ausgebreitet und er hat nach dem Zweiten Weltkrieg auch Deutschland erreicht. Valentin als „Beschützer der Liebenden“ tritt somit als neue Qualität neben den traditionellen „Patron der Kranken“.

1875 schenkte die Kiedricher Pfarrei (Südhessen) einen Teil der 1454 aus Worms erhaltenen Reliquien wieder zurück. Am 1. August 1898 wurde Liebfrauen Pfarrkuratie (Quasipfarrei) und widmete sich seitdem der Pflege der alten Wallfahrtstraditionen. Der alte Brauch des Auflegens der Valentins-Tücher wird noch heute in etwas abgeänderter Form fortgeführt: Am Valentinstag wird im Rahmen des Wallfahrtsgottesdienstes ein in einer Kapsel gefasstes echtes Reliquienpartikel den Gläubigen zur Verehrung auf die Stirn aufgelegt.

Thomas Heilig

Anmerkungen:

  • Die zugrundeliegenden Textquellen wurden von Josef Schork, Worms, recherchiert. Sein 2005/6 dazu erschienener Artikel wird heute im hessischen Staatsarchiv aufbewahrt.
  • Die Fotographien stammen von Jürgen Franzky, Mittenwald in Bayern.
  • Eine Power-Point-Präsentation zum Thema gibt es von Thomas Heilig, Worms.

 

 

 

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Maria mit Kind

Maria mit Kind

Valentinus

Valentinusstatue
Seit dem 14. Jahrhundert pilgern Menschen in die Liebfrauenkirche, um bei der Gottesmutter (Gnadenbild aus dem Jahr 1260) Schutz, Trost und Fürsprache zu finden. Im Mittelalter wurde die Wormser Wallfahrt in einem Atemzug mit den großen Walfahrten des Abendlandes nach Aachen, Rom und Santiago genannt. Heute ist der Pilgerweg nach Santiago, an dem auch die Liebfrauenkirche liegt, wieder ausgeschildert und nachvollziehbar.
 

Seit 200 Jahren wird in der Liebfrauenkirche der heilige Valentinus von Terni verehrt als Schutzpatron der Kranken. Die Jahrhunderte alte Verehrung des populären Heiligen fand 1805 ihre Wormser Heimat in der Liebfrauenkirche. Jedes Jahr am 14. Februar findet unter dem Motto "Höre jedes Herzens Bitte" die Wallfahrt in der Liebfrauenkirche statt. Hier ist eine Schädelreliquie und eine Barrockfigur des Heiligen zu sehen.

 

Wenn sie mit einer Gruppe unsere Kirche besichtigen möchten oder einen Wallfahrtsgottesdienst feiern möchten, nehmen sie bitte Kontakt mit dem Pfarrbüro auf. Gerne zeigen wir ihnen unseren beeindruckenden Fensterzyklus des Mainzer Künstlers Alois Plum und laden Sie zu einer Kirchenführung ein, die die Spiritualität des Raumes erschließt.  Im Umgang sind die Fenster als prächtige Farbenspiele gestaltet, die die Kirche in mystisches Licht tauchen. Im Schiff erzählen sie in leuchtenden Farben nach dem Vorbild der Bliblia Pauperum die Geschichte Gottes mit den Menschen.