Schmuckband Kreuzgang

Andreas Izquierdo: Kein guter Mann

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (120)

Andreas Izquierdo: Kein guter Mann (c) DUMONT
Andreas Izquierdo: Kein guter Mann
Datum:
Mi. 22. Nov. 2023
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Izquierdo, Andreas (Verfasser): Kein guter Mann : Roman / Andreas Izquierdo. – 1. Auflage. –  
Köln : DuMont, 2023. – 400 Seiten ; 19 cm. – 978-3-8321-6817-9 : EUR 23.00 (DE)

Walter, die Hauptfigur, ist ein verbitterter eigenbrötlerischer Postbote und ziemlich gut darin, sich unbeliebt zu machen. Mit knapp 60 wird er deshalb strafversetzt und zwar ausgerechnet in die Christkindfiliale nach Engelskirchen, die jedes Jahr im Winter von der Post extra eingerichtet wird, um die an das Christkind und den Weihnachtsmann adressierten Wunschzettel der Kinder zu beantworten. Eine Aufgabe, für die er natürlich völlig ungeeignet ist. Eines Tages landet ein Brief auf seinem Schreibtisch, der an den lieben Gott adressiert ist und in dem der 10-jährige Ben darum bittet, ihm zu helfen einen Klempner zu organisieren. Und so kommt es, dass Walter in der Rolle des lieben Gottes einen Briefwechsel mit dem Jungen beginnt. 

Der Klappentext erinnerte mich ein wenig an den Roman „Ein Mann namens Ove“ und weckte in mir natürlich bestimmte Erwartungen. Aber dann entwickelte sich diese Geschichte doch ganz anders als angenommen. 

In verschiedenen Rückblenden erfahren wir mehr über Walter,  der von Kindesbeinen an immer nur alles richtig und es allen recht machen wollte, aber dann durch eine Verkettung tragischer Umstände unschuldig zum Sündenbock wird. Daran zerbricht nicht nur seine Familie. Er steht vor den Trümmern seiner bisherigen Existenz und der Vorwurf, kein guter Mann gewesen zu sein, trifft ihn tief. 

Jetzt aber, 30 Jahre später, treibt ihn die Sorge um den Jungen dazu, etwas für dieses Kind tun zu wollen und  er gibt damit auch seinem Leben eine neue Perspektive, obwohl er den Schatten der Vergangenheit nicht entrinnen kann.

Fazit: 

Ein berührender Roman mit Tiefgang, der mich sowohl zum Schmunzeln als auch zum Weinen gebracht hat, der bei aller Tragik aber nie rührselig  oder gar kitschig wird, was sicher daran liegt, dass er auch sprachlich sehr gut geschrieben ist und damit mein Lesevergnügen noch gesteigert hat.


Christina Kretschmann, Bücherei am Dom Mainz

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