Gröschner, Annett (Verfasser): Schwebende Lasten : Roman / Annett Gröschner. – 2. Auflage. – München : C.H. Beck, 2025. – 279 Seiten ; 23 cm, 453 g. – 978-3-406-82973-4 Festeinband : circa EUR 26.00 (DE)
Der Titel sagt schon alles: „Schwebende Lasten“ – ein Widerspruch in sich! Und doch steht er für das ständige Jonglieren mit der Schwere des Lebens sowie den Momenten von Glück und Leichtigkeit.
In diesem Roman der aktuellen Mainzer Stadtschreiberin läuft ein ganzes Leben an einem vorbei. Hanna, Blumenverkäuferin und Kranführerin aus Magdeburg, erzählt ihre Geschichte. Ihr Leben erstreckt sich über die späten 1920er Jahre, die Zeit des Nationalsozialismus, die Kriegsjahre und die DDR-Zeit.
Es ist kein außergewöhnliches Leben, sondern repräsentativ für viele normale, doch durch schwere Schicksalsschläge geprägte Lebensläufe einer früheren Generation. Hanna bringt sechs Kinder zur Welt, von denen zwei vor ihr sterben. Ihr Talent liegt im Blumenbinden, und sie findet Arbeit als Kranführerin – eine Tätigkeit, die für DDR-Frauen nicht ungewöhnlich war.
Jedes Kapitel ist einer Blume gewidmet: Alpenveilchen, Tagetes, Vergissmeinnicht. Blumen bleiben Hanna zeitlebens ein Trost und bilden den Ruhepol der Handlung.
Ich war tief beeindruckt von dieser einfachen, aber zupackenden Frau, die versucht, ihr Leben und das ihrer Familie zusammenzuhalten. Ihr Lebensmotto lautet: „Anständig bleiben.“ Manche Beschreibungen gehen unter die Haut, und Annett Gröschner schafft es, das im Krieg zerstörte Magdeburg vor dem geistigen Auge wieder auferstehen zu lassen. Ich vermute stark, dass biografische Familienverweise in diesem sprachlich wunderbaren, schmalen Roman eine Rolle spielen.
Daphne Neu, Fachstelle für kath. Büchereiarbeit Mainz