Schmuckband Kreuzgang

Emma Hooper - Etta und Otto und Russel und James

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (67)

Etta und Otto und Russell und James (c) Droemer-Verlag
Etta und Otto und Russell und James
Datum:
Mo. 23. Mai 2016
Von:
Marcel Schneider (Red.)
Emma Hooper: Etta und Otto und Russell und James : Roman / Emma Hooper. Aus dem Engl. von Michaela Grabinger. - München : Droemer, 2015. - 333 S. ISBN 978-3-426-28108-6, 19,99 €

Das Buch spielt in Kanada, wo die 83-jährige Etta sich noch vor Sonnenaufgang auf den Weg macht. Sie will sich ihren großen Traum, das Meer zu sehen, erfüllen. Mit der Zeit wird dem Leser klar, dass Etta an beginnender Demenz leidet. Sie hat in ihrer Tasche Zettel, damit sie sich an ihren eigenen und die Namen ihrer Familie erinnern kann. Auf ihrer Reise vermischen sich Erinnerung und Erlebnisse aus der Gegenwart.

Otto Vogel ist auf einer Farm mit 14 Geschwistern aufgewachsen. Nachbarsjunge Russell, der bei seiner kinderlosen Tante und seinem Onkel aufgewachsen ist, wurde ebenfalls mit bei den Vogels groß. Otto und Russel leben auch heute noch in der gleichen Gegend und sind Farm-Nachbarn. Während der Kindheit fühlte sich Otto immer dazu verpflichtet, sich um Russell zu kümmern und sich, wie er sagt, für ihn zu behaupten. Da Russell durch einen Unfall eine Beinverletzung erlitt, konnte er nicht in den Krieg ziehen und kümmerte sich in dieser Zeit stattdessen um Etta.

Etta kam ursprünglich als Lehrerin in das kleine Örtchen in Kanada und ist ungefähr im gleichen Alter wie Otto und Russell. Als Otto sich freiwillig zum Kriegsdienst meldet, fangen Etta und Otto an, sich zu schreiben. Als Otto auf Heimaturlaub nach Hause kommt, verlieben sich die beiden endgültig ineinander. Dann jedoch kommt die Zeit, dass Otto wieder in den Krieg zurück muss. Er wird verwundet und als Totgeglaubter mit schlimmen Träumen und vielen erlittenen Verlusten nach Hause zurückkehrt...

In der Gegenwart:
Etta hat sich also zu Fuß aufgemacht, um das Meer zu sehen, begleitet von Kojote "James". Ihr Mann Otto lässt sie ziehen und schreibt ihr während ihrer Abwesenheit Briefe, genau wie damals, als er im Krieg war. Diese Briefe kann er allerdings nicht abschicken, da Etta im Freien übernachtet und während ihrer Reise nicht erreichbar ist.

Russell macht sich Sorgen und kritisiert, dass Otto Etta ziehen gelassen hat und beschließt, ihr hinterher zu fahren. Als er sie findet, will sie seine Hilfe nicht und möchte weiterhin unabhängig ihrem Ziel entgegen gehen. Stattdessen entschließt sich Russell, wo er sich schon das erste Mal in seinem Leben auf den Weg gemacht hat, nun selbst weiter zu reisen und etwas von der Welt zu sehen...

Ein Roman, in dem viele wichtige Themen angesprochen werden: Krieg, Frieden, Demenz, doch auch Einsamkeit, Respekt und Freundschaft. Es ist eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art, so wie das ganze Buch ein besonderes ist. Emma Hooper versteht es, eine ganz besondere Sprache zu sprechen. Ein Buch mit vielen klugen, doch vor allem menschlichen Botschaften - ein weises Buch, ein warmherziges Buch, eines, das ohne kitschig oder wehmütig zu sein, düstere Themen anspricht und dennoch während und vor allem nach dem Lesen ein wohliges Gefühl im Bauch und auch im Herzen des Lesers zurücklässt.


Ihre Viktoria Saamen