Sampson, Freya (Verfasser): Die letzte Bibliothek der Welt : Roman / Freya Sampson ; aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. - Erste Auflage. - Köln : DuMont, 2021. - 365 Seiten. - ISBN 978-3-8321-6567-3. - Festeinband : EUR 20,00.
"Die letzte Bibliothek der Welt" hält auf alle Fälle, was Cover und Titel versprechen: Es geht um Bücher, Bücher und noch mehr Bücher. Hier kann keine Leseratte widerstehen.
Die schüchterne und sympathische June Jones lebt in dem britischen Dorf Chalcot. Sie vermisst ihre Mutter, die vor einigen Jahren gestorben ist, noch immer sehr und die Wohnung ist voll mit den Dingen und Erinnerungen ihrer Mutter - sie kann sich nicht davon trennen. Statt loszulassen und ein Studium aufzunehmen, ist sie in ihrem Heimatort geblieben und hat den Job ihrer Mutter in der Bibliothek von Chalcot übernommen.
Die Bibliothek von Chalcot bildet den Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens. Ein Ort an dem man sich trifft, an dem einem geholfen wird und nicht zuletzt, wo man sich in viele Geschichten verlieren kann. Wie so viele Büchereien kämpft auch diese um ihre Daseinsberechtigung. Auf dramatische Weise erfährt der Leser vom Bibliothekssterben und wie die Nutzer dagegen ankämpfen.
Spannend sind all die wunderbar kauzigen und schrägen Figuren, die June durch die
Story begleiten. Man hat sie bildlich vor Augen und verabschiedet sich am Ende des
Buches nur ungern von ihnen.
Stanley zum Beispiel, ein älterer Mann. Er kommt täglich in die Bibliothek um dort
Zeitung zu lesen, das Kreuzworträtsel im „Telegraph“ zu lösen und Mails an seinen Sohn zu schreiben, die er allerdings nie versendet - June hilft ihm dabei am Computer.
Oder Chantal, eine Schülerin, die zu Hause keine Ruhe zum Lernen hat und deshalb ihre Hausaufgaben in der Bücherei erledigt. June hilft ihr, sich für ein Unistipendium vorzubereiten.
Oder Leila, die nach ihrer Flucht in Chalcot gelandet ist, die mit Kochen versucht,
die ihr neue fremde Kultur kennen zu lernen – June versorgt sie mit Kochbüchern.
Auch Mrs Bransworth gehört dazu, die an jedem Buch lauthals etwas auszusetzen hat; aber sie ist auch eine der Figuren, die einen unglaublich ans Herz wachsen, nicht zuletzt oder eben wegen ihres Temperaments.
Junes wohlgeordnetes Leben gerät aus den Fugen, als die Kreisverwaltung mit der Schließung der Bücherei droht. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter muss June über ihren Schatten springen und erkennen, dass sie raus muss aus ihrer Komfortzone!
Im Nu haben die treuesten Bibliotheksbesucher FEKL gegründet, den Freundeskreis für den Erhalt von Kunst und Literatur. Junes heimliche Unterstützung sorgt für besonderes Aufsehen und immer weiter wird sie, um ihre Welt aus Büchern zu retten, aus ihrer Reserve gelockt und lernt dabei viel über sich selbst – und darüber, wie wichtig Freundschaft und nicht zuletzt die Liebe sind.
„Die letzte Bibliothek der Welt“ ist ein Wohlfühl-Roman, ohne kitschig zu sein. Er ist die perfekte Lektüre für alle Buchliebhaber mit vielen Anspielungen auf alle möglichen Bücher - da bekommt man direkt Lust, durch die nächste Bibliothek zu schlendern.
Mein Fazit: Eine wunderschöne Geschichte über Zusammenhalt, Mut und ganz viel Liebe zum Buch.
Andrea Diehl, Literatur-AG der Bücherei am Dom Mainz