Heinz Strunk: Es ist immer so schön mit dir

Der Protagonist dieses Romans ist ein Mann ohne Namen in den mittleren Jahren. Früher war er in seinen jungen Jahren Musiker in einer Band und als diese auseinander ging, machte er sich mit einem Tonstudio selbstständig. Er produziert nun Hörspiele.

Inzwischen wissen wir, dass auch Männer in die Wechseljahre kommen. Etwas später als die Frauen, aber oft um so heftiger und vor allem mit ganz unterschiedlichen Problemen. Der Protagonist des Romans ist wohl in diesem Lebensabschnitt. Er ist voller Wehleidigkeit und Übellaunigkeit, ein Mann der sich selbst nicht so richtig mag, aber noch einmal die ganz große Liebe erfahren möchte.

Die Frau an seiner Seite ist schon seit vielen Jahren Julia. Inzwischen – so meint er – sei sie "auseinander gegangen und nur noch fürs Kuscheln geeignet". Da sie in getrennten Wohnungen leben, ist er kreativ genug, sich für jede Lebenssituation eine passende Alltagslüge auszudenken.

Er schätzt seine "Marktchancen" gut ein: Er fühlt sich ohne Bierbauch und Geheimratecken noch sehr anschaulich und auch im Bett glaubt er, ein Held zu sein. So geht er wieder auf die Pirsch.

In einem Club lernt er Vanessa kennen. Sie ist Schauspielerin, jung, wunderschön und dünn. Aber ist sie auch die ersehnte Sex-Göttin? In seinen Augen ist sie für ihn unerreichbar, aber sie verliebt sich doch in ihn.

Vanessa hat durch eine schlimme Vorgeschichte einen Knax davon getragen. Selbst nach dem dritten Date hat sie noch nicht einmal gelacht oder etwas gegessen.

Vanessa wird immer dünner. Die Magersucht seiner neuen Freundin erkennt selbst er und nennt sie "Leichtköstlerin". Hätte er doch nur den Mut, näher hin zuschauen - aber die Liebe macht ihn blind. Seine Unkenntnis über weibliche Verhaltensweisen versucht er mit übertriebener Sexualität wett zu machen.

Er kann an nichts anderes mehr denken, es bringt ihn fast um den Verstand. Das Glück und das Chaos nehmen seinen Lauf: Vanessa erleidet einen Zusammenbruch und die abservierte Exfreundin wird zur Rachegöttin und lockt ihn in eine Falle. Das erfährt dann auch Vanessa und so scheint es in einem Meer von Tränen auf beiden Seiten zu einem Schlusspunkt zu kommen. Aber Beide können nicht voneinander lassen. So bleibt für Vanessa zunächst nur die Flucht zu ihrem Vater nach Wien...

Es ist eine Geschichte aus der Mitte der Gesellschaft, so wie es sie sicherlich tausendfach gibt. Man kann auch sagen: Ein trauriger Roman! Aber wie der Autor die Geschichte erzählt und Tragisches mit Komischem und Komisches mit Tragischem miteinander verwickelt, das ist schon bewundernswert und hat diesen Roman auf die Longlist des Deutschen Buchpreises rutschen lassen.

Luzia Heer, Literatur-AG der Bücherei am Dom Mainz