Percival Everett: James

Als der Sklave James (genannt Jim) erfährt, dass er verkauft werden soll und damit von Frau und Kind getrennt wird, beschließt er zu fliehen. Er hofft, seine Familie eines Tages befreien zu können. Bei seiner Flucht trifft er auf Huck(leburry) Finn, der sich ebenfalls befreien will und zwar von seinem brutalen Vater.

Beide begeben sich auf die Reise entlang des Mississippi. Auf ihrem stürmischen Weg begegnen sie Betrügern, Blackface-Sängern und stecken in zahlreichen heiklen Situationen. Zu guter Letzt erfährt die geneigte Leserin auch was die beiden wirklich verbindet.

Kommt Ihnen diese Geschichte nicht sehr bekannt vor? Percival Everett bürstet den Klassiker von Mark Twain kräftig gegen den Strich. James, der sehr belesen ist und im Fieberwahn mit Voltaire diskutiert, kann sich immer im richtigen Moment dumm stellen. Denn nichts wäre schlimmer, als vor den Weißen als intelligent und gebildet erkannt zu werden. Seinen Kindern gibt er Unterricht in „Sklavisch“, denn nichts anderes erwarten Weiße von ihnen.

Aus Sicht des Sklaven Jim wird die Geschichte der Sklaverei und deren menschenverachtende Grausamkeit neu erzählt. Das versöhnliche Ende des Romans kann man als Parabel lesen oder auch als Everetts Resignation, wie tief der Rassismus tatsächlich noch in der amerikanischen Gesellschaft wurzelt. 

Insgesamt ein tolles Buch mit einer phantastischen Übersetzungsleistung von Nikolaus Stingl, der es schafft, das „Sklaven-Englisch“ als artifizielles Idiom ins Deutsche zu übertragen, ohne es ins Lächerliche zu ziehen. Außerdem macht das Buch große Lust, mal wieder das Original zu lesen! 

Daphne Neu, Fachstelle für kath. Büchereiarbeit Mainz