Schmuckband Kreuzgang

Wolf Haas: Wackelkontakt“

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Wolf Haas: Wackelkontakt (c) Hanser-Verlag
Wolf Haas: Wackelkontakt
Datum:
Mi. 2. Juli 2025
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Haas, Wolf (Verfasser): Wackelkontakt : Roman / Wolf Haas. – 1. Auflage. – München : Hanser, 2025. – 238 Seiten ; 21 cm, 326 g. – 978-3-446-28272-8 Festeinband : EUR 25.00 (DE)

Ein Wackelkontakt im wirklichen Leben ist ärgerlich, vielleicht sogar gefährlich. Ein literarischer Wackelkontakt ist dagegen ein großer Spaß, jedenfalls der Roman von Wolf Haas.

Da sitzt einer - der mäßig nachgefragte Trauerredner Franz Escher - und wartet auf einen Elektriker. Eine Steckdose in seiner Küche hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den ausgestiegenen Mafia-Killer Elio Russo, der in einem italienischen Gefängnis im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms auf seine Überstellung nach Deutschland wartet.

Um sich die Zeit zu vertreiben, liest Russo in einem Buch in dem es um einen gewissen Franz Escher geht, der auf einen Elektriker wartet. Und so geht’s hin und her, Ping-Pong. Escher liest über Russo, Russo über Escher, ein Spiel auf zwei verschiedenen Fiktionsebenen beginnt.

Wolf Haas erzählt zwei Geschichten gleichzeitig und was beginnt wie zwei halbwegs
übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zunehmend - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen Geheimnissen. Man könnte sagen, Wolf Haas verschaltet zwei erzählerische Stromkreise zu einem und es wird weder langweilig noch konventionell.

Hauptsächlich sei es Wolf Haas nach eigener Aussage um seinen Spaß an der naiven Grundidee gegangen, zwei Geschichten gleichzeitig zu schreiben, die sich quasi gegenseitig lesen. Und dieser Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte, ist auf jeder Seite des Buches zu spüren. So war auch für mich die Lektüre von „Wackelkontakt“ höchst vergnüglich und unterhaltsam.

Dieses Buch hat meine Lesewelt „auf den Kopf“ gestellt. Man rätselt, versucht einzuordnen und fragt sich, wie der Autor dies alles aufgelöst bekommen will. Und er schafft es letztendlich mit Leichtigkeit. Ich kann den Roman jedem empfehlen, der sich auf eine ungewöhnliche, etwas skurrile und abwechslungsreiche Geschichte einlassen möchte in der nichts ist, wie es scheint.

Hilde Zwick, Bücherei am Dom Mainz

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