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In der Klosterkapelle

Die Klosterkapelle St. Klara - von Herrn Prälat Dr. Peter Hilger

 

Im Zentrum von Mainz - das Gutenberg-Denkmal im Rücken, das Staatstheater vor Augen - findet man etwa 200 Meter links hinter dem Theater unauffällig an einer Hauswand in der Gymnasiumstrasse 7 das Hinweisschild: "Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen" . In der darüber befindlichen Nische grüßt eine Statue der HI. Klara. Daneben lugt ein kleiner Glockenturm hervor.

Hier leben seit nun 150 Jahren - mit kurzen Unterbrechungen - Klarissen-Kapuzinerinnen die Nachfolge Christi im Geiste der HI. Klara und des HI. Franz von Assisi. Den Mittelpunkt ihres geweihten Lebens sehen die Schwestern in der Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Ganz davon geprägt ist die 1860 unter Bischof Ketteler errichtete, im Krieg zerstörte, danach wieder aufgebaute und 1996 völlig neu gestaltete Kapelle.

Im Eingangsbereich der Kapelle begegnet man auf erschütternde Weise der dunkelsten Zeit des Klosters. Erinnert wird an den Bombenangriff am 27. Februar 1945, bei dem 41 Schwestern im Kellergewölbe unter der Kapelle den Tod fanden. Auf der Gedenktafel sind die Namen der Opfer eingeschrieben. Da heißt es:

„Komm Braut Christ - Am 27. Febr. 1945 vernichtete ein Bombenangriff die Stadt Mainz. Im Keller des Klosters der Ewigen Anbetung vollendete sich das Sühneopfer der 41 Schwestern. Den Klugen Jungfrauen gleich wurden sie in betender Haltung gefunden.“

Jedes Jahr am 27. Februar findet in der Kapelle eine Eucharistiefeier statt, die im (sonst nur nach Absprache zugänglichen) Keller mit einem Gedenken und mit Gebeten ihren Anfang nimmt. Die Ordensfrauen, die damals den Tod fanden, wurden im Klausur-Bereich des Klosters bestattet.

Der im franziskanischen Geist einfach gestaltete Kirchenraum bietet dem Besucher Wärme und Geborgenheit und lädt zum Verweilen ein. In der Kapelle ist alles auf den Tabernakelbereich ausgerichtet. Nach der morgendlichen Eucharistiefeier wird die Monstranz mit dem Allerheiligsten zur Anbetung auf dem Tabernakel-Sockel ausgesetzt. Den ganzen Tag über wechseln sich die Schwestern in der Anbetung ab. Neben den Ordensfrauen finden sich stets weitere Gläubige ein, die diesen Ort der Stille zur Besinnung und zum Gebet aufsuchen. Täglich um 17.45h beten die Schwestern mit allen Anwesenden die Vesper, an deren Ende der Sakramentale Segen erteilt wird.

Der rechteckige Raum, der ca. 40 Personen Platz bietet, ist durch eine flexible Glaswand zweigeteilt. Die halbrunde Apsis an der Längsseite bildet den Altarraum, der von der Kommunionbank eingefasst wird. Durch das in einem frischen Blauton gehaltene Apsis-Fenster wird die Monstranz auf natürliche Weise angestrahlt. Eine laternenartige Deckenöffnung lässt Licht auf den Altarraum fallen.

Als Geschenk des Bistums Mainz zum 150-jährigen Jubiläum des Klosters konnte Ende 2009 ein Klara-Bildnis installiert werden. Seit langem hatten sich die Schwestern im Innern der Kapelle eine Darstellung ihrer charismatischen Ordensgründerin gewünscht. Über dem Eingangsbereich der Kapelle – in einem freigebliebenen Hohlraum – befindet sich nun die photo-technische, in warmen Farben leuchtende Reproduktion eines Freskos der Heiligen Klara aus dem Oratorium der Kirche San Damiano zu Assisi. Gestaltet und installiert wurde das Bildnis von Frau Ulrike Rinn, der Architektin der Kapelle, mit Herrn Christoph Grüneberg.

Ein zeitgenössischer holzgeschnitzter Ambo und ein Osterleuchter ergänzen die Ausstattung des gottesdienstlichen Raums. Die 1998 eingebaute zweimanualige Orgel begleitet mit ihren 11 Registern den Gesang der Gläubigen.

Die Kapelle der Ewigen Anbetung atmet jene Spiritualität, die den täglich dort betenden Schwestern zu Eigen ist: "Wir leben in der Klausur nicht, um uns von der Welt abzuschließen, sondern um mitten im Herzen einer Großstadt ganz auf Christus ausgerichtet zu sein. Wir stellen uns ausschließlich in seinen Dienst und tragen die Nöte der Menschen stellvertretend vor sein Angesicht".