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„Zeichen der Versöhnung“:Begegnungsreise nach Taizé - Eindrücke von Nina Zeitler

Taizé 2024 KJB-Fahrt
Datum:
3. Sept. 2024
Von:
Tamara Schreck

Taizé. 

Als ich dieses Wort das erste Mal auf einem Plakat gelesen habe, wusste ich nicht, welch wunderschöne Dinge sich hinter diesem Wort verstecken. Blicke ich heute zurück, mag ich mir gar nicht ausmalen, wie meine Leben heute aussähe oder welcher Mensch ich heute wäre, wenn ich mich nicht vor 2 Jahren nichts ahnend dazu entschieden hätte, an einer Taizé Fahrt teilzunehmen. Ich hatte damals keine großen Vorstellungen und Erwartungen, aber einmal von daheim rauskommen mit ein paar Freundinnen, kann doch gar nicht so schlecht sein, dachte ich mir, und das Plakat mit den ganz vielen Lichtern darauf hat mir auch gefallen. Doch dann wurde ich völlig überrascht…. Und nun, was soll ich sagen? Diesen Sommer sollte es das vierte Mal für mich nach Taizé gehen. Und diesmal durfte ich dankenswerterweise ein Teil der KJB Fahrt der Katholischen Jugendbüros Mainlinie und Rheinhessen sein. 

Da ich und ein paar Freundinnen von weiter weg herkommen, sind wir schon am Vorabend nach Offenbach angereist. Wir wurden herzlich am Bahnhof empfangen und durften mit zwei jungen und sehr netten Betreuerinnen in einem Raum neben der Kirche übernachten. Bevor am nächsten Morgen die anderen Teilnehmer*innen und Betreuer*innen eintrafen, hatten wir schon mal Zeit uns kennenzulernen und schöne, lustige Stunden miteinander zu verbringen. Da habe ich mich direkt wohl gefühlt und umso mehr auf die vor uns liegende Woche gefreut!

Einen kurzen Impuls, ein kleines Kennenlernen und ein Croissant zur Stärkung - dann ging es auch schon los mit drei Kleinbussen in Richtung Taizé.

Dort angekommen, bekam unsere Reisegruppe eine Einführung in das Leben in Taizé und anschließend ging es auch schon in die Unterkünfte. Ich habe mir eine große Baracke mit anderen Mädels in meinem Alter geteilt. 

Nach ein bisschen einleben und sich umschauen ging es am Abend zum ersten Gottesdienst in dieser Woche.

Als ich dort auf dem Boden in der Kirche saß, so viele junge und alte Menschen um mich herum, alle von anderen Orten dieser Welt, alle singen die Taizé Lieder in unterschiedlichen Sprachen und es ergibt sich diese beinahe magische Vierstimmigkeit… es hat sich einfach angefühlt wie nach Hause kommen. An den Ort, für den es nicht die perfekten Worte gibt um ihn zu beschreiben. Doch den besten Versuch dazu, habe ich tatsächlich auf einer der Toiletten Türen geschrieben stehen sehen:

„Taizé is heaven on earth“ - und wenn ich darüber nachdenke, dann ist es genau das.

Dieser Ort kann dir so viel schenken, dir helfen, dich heilen und dich wachsen lassen, wenn du es zulassen möchtest. 
Es ist die Stille die du hier findest. In den 7 Minuten Stille in den Tagesgebeten in der Kirche, im Silent Garden, oder immer dann, wenn du es möchtest. 

Es sind die Gespräche und der Austausch, Diskussion in den Kleingruppen zu bestimmten Themen, die beispielsweise den Alltag und unser Handeln betreffen. 

Es ist die tägliche Bibeleinführung mit einem Bruder oder den Volunteers dort. Mir persönlich fällt es oft nicht leicht biblische Texte zu verstehen. Daher finde ich sie oft nicht hilfreich oder interessant. Doch den Blickwinkel, den man dort erfährt, der Bezug dieser Texte zu meinem Alltag, die Lehre, die man daraus ziehen kann, das war etwas Neues, das ich dort erfahren durfte. 

Es ist das gemeinsame Tanzen, Musizieren und Singen abends am Oyak, dem Kiosk. Dort treffen sich abends viele, um miteinander zu Quatschen und sich Kennenzulernen. 

Doch vor allem sind es die Menschen, die dort sind, die diesen Ort so besonders machen. Taizé ist wie eine große Bubble, in der die sozialen Barrieren, die man von zuhause gewohnt ist, nicht zu existieren scheinen. Es ist so viel Freude, Lächeln und Sonnenschein dort. Man lernt sooo viele neue und sehr inspirierende Menschen aus aller Welt kennen, die die Woche sehr bereichern. Jeder ist so offen und man fühlt sich manchmal wie in den Kindergarten zurückversetzt als Freundschaften noch mit: „Hallo, willst du mit mir befreundet sein? - Ja, voll gerne! - Wie toll, dann sind wir jetzt die besten Freunde!“ begannen. Denn so einfach ist das dort. Ein Lächeln, ein „Hi“, ein Kompliment, ein „möchtest du mitspielen?“ oder einfach nur hintereinander in der Essensschlange stehen, sind oft der Anfang von Gesprächen und Kennenlernen. Und ab da begrüßt man sich jedes Mal herzlich, wenn man sich sieht. Und wenn man sich am Ende der Woche von den Menschen verabschieden muss, kann man gar nicht glauben, dass man sie erst eine Woche oder sogar weniger kennt.
Man fühlt sich, als wäre es schon viel länger. Ich finde man lernt hier die Menschen auf einer ganz anderen Ebene als zuhause kennen. Und so lernen Menschen dort auch mich kennen. Und ich möchte behaupten, dass meine Freunde zuhause mich nie so kennen werden wie Leute aus Taizé es getan haben.
Die Zeit, die Gespräche und deren Art, das gemeinsame in die Kirche gehen und manchmal bis spät in die Nacht zusammen in der Kirche sein und zusammen singen, schweißt auf eine ganz einzigartige Art und Weise zusammen, die unvergleichlich ist. Und am Ende hat man ganz viele Marmeladenglasmomente zusammen. 

Umso öfters ich an diesen Ort komme, desto mehr kann ich mich auf die Dinge dort einlassen. Und jedes Mal entdecke ich neue Dinge oder probiere diese aus. Und am Ende jeder Woche habe ich wie eine Lektion gelernt, die mir in meiner derzeitigen Lebenslage weiterhilft.
Der Weg dorthin ist nicht immer einfach und auch das Nachdenkliche, Zweifel, Fragen, das Ungewisse, und starke Emotionen gehören zu Taizé dazu.
Doch das ist Nichts, vor dem man Angst haben braucht. Denn es werden dich tolle Menschen auf diesem Weg begleiten und dich unterstützen. Auch ein Gespräch mit einem Bruder oder einer Schwester kann helfen. Das habe ich persönlich noch nicht ausprobiert, doch ich habe ganz viel Positives von Freund*innen gehört… es steht auf jeden Fall noch auf meiner To-Do Liste!
Auch die regelmäßigen Treffen, Impulse und Ausflüge mit unserer Reisegruppe haben sichergestellt, dass sich alle wohl fühlten und es ihnen gut ging. Falls das nicht so war, oder man generell Fragen hatte, über etwas reden wollte, stand einem die Tür bei den Betreuer*innen immer offen. 

Wenn man möchte, ist man also nie alleine damit. Und das Schöne ist, ganz alleine man selbst kann bestimmen, wie sehr und intensiv man sich auf all das einlassen und damit beschäftigen möchte. Die eine Person verbringt gerne die Woche und lernt viele neue Leute kennen, knüpft Freundschaften und verbringt viel Zeit mit ihnen. Die andere denkt viel nach und ist gern auch mal für sich. Manch andere setzten sich mit ihrem Glauben mehr auseinander, andere wiederum sind eher im Kreis ihrer bereits Bekannten oder ihrer Reisegruppe unterwegs und genießen die viele gemeinsame Zeit. Alles dieser Optionen und viele mehr, stehen dir offen und jede davon ist wundervoll. 

Taizé hat es bei mir jedenfalls immer geschafft, Dinge, die mich beschäftigten oder Probleme, die sich lange Zeit nicht lösen lassen wollten, innerhalb dieser einen Woche ins Positive zu wenden. Und das bekomme ich auch viel von anderen dort mit, dass sie herkommen, es ihnen nicht so gut geht, sie traurig sind oder ähnliches, und zurückkehren nach Hause mit neuer Zuversicht und Lebensfreude. 

Ich durfte ein paar Jungs kennenlernen, die nach Taizé gekommen sind, weil sie von ihrem schulischen Kurs dazu verpflichtet wurden. Nach dem ersten Tag, wollten sie alle nach Hause, weil sie fanden das ganze hier überhaupt nicht toll und hatten wenig Verständnis dafür, wie man sich das hier freiwillig „antut“. Sie waren in meiner Bibelgruppe, und am Ende der Woche traf ich sie kurz vor der Gruppenstunde und sie riefen mir und meiner Freundin zu: „Kommt, geht ihr mit zur Bibel Gruppe? Wir sind schon spät dran!“ und beeilten sich voller Vorfreude mit einem Lächeln auf dem Gesicht zum Treffpunkt zu kommen.
Wir zwei Mädels standen wie vom Blitz getroffen da und haben uns ganz verdattert angeschaut, denn das hätten wir beim besten Willen nicht geglaubt. 

Es ist so wundervoll was dieser Ort mit Menschen macht. Wie er verbindet, inspiriert und für den Glauben begeistert. Ich kenne keinen anderen Ort, an dem Leute auf diese Art und Weise zusammenkommen und begeistert glauben oder diesen für sich entdecken.
Das ist etwas Einzigartiges.

Und auch wenn du nicht viel mit Glauben am Hut hast, oder denkst es ist nicht so wirklich was für dich… Ich habe hier schon so vieles diesbezüglich erlebt. Und ich kenne selbst Menschen die aus der Kirche ausgetreten sind und dennoch mehrmals jährlich herkommen. Denn diese Freiheit im Glauben, und die Art wie man glaubt, hier zu haben, ist etwas, das ich zuhause nicht so sehr finden kann.
In Taizé hat man das Gefühl, das Glauben nicht nur gesprochen wird, sondern gelebt wird. 

Zum Ende hin möchte ich noch ein Zitat eines Mädchens einbringen. Sie sagte:

„I don‘t believe in god, but I believe in Taizé.”

Dieser Satz ist so unendlich schön und so wahr in meinen Augen.
In diesem Sinne… es lohnt sich Taizé eine Chance zu geben. 

Und ich hoffe, ich kann dich mit diesem kleinen Einblick in meine diesjährige Taizé Woche mit dem KJB Mainlinie und Rheinhessen ebenfalls dazu ermutigen. Dabei ist es übrigens egal, ob du Jugendliche*r oder älter bist. Alle sind herzlich willkommen und genau richtig hier. Und es war genau diese bunte Mischung des Alters und der verschiedenen Erfahrungen, die unsere Reisegruppe 2024 so schön gemacht hat. 

In diesem Sinne, trau dich !

~Nina Zeitler, 17 Jahre.