Viele Menschen kaufen im Weltladen ein, weil sie mit ihrem Geld zu einer besseren Welt beitragen wollen. Dort finden sie Waren, die unter fairen Arbeitsbedingungen und unter Schonung von Umwelt und Klima hergestellt wurden. Doch was ist mit dem Geld, das wir auf die hohe Kante legen, für schlechte Zeiten, für einen schönen Lebensabend, für eine neue Anschaffung, für Kinder und Enkel? Immer mehr Menschen fragen, ob auch ihre Ersparnisse zu einer besseren Welt beitragen können. Die Antwort lautet: Ja, wenn sie danach fragen und dafür sorgen.
Die gute Botschaft lautet: Wer sein Geld für mehr Gerechtigkeit, für Frieden oder für Klimaschutz investieren will, hat inzwischen viele Alternativen. Mit der GLS-Bank, der Umweltbank, der Ethikbank in Thüringen, der Triodos-Bank und mehreren kirchlichen Instituten haben Sparer gleich mehrere Anlaufstellen, die Gelder unter fairen und nachhaltigen Bedingungen anlegen. Bei diesen Kreditinstituten sind Ersparnisse per Gesetz genau so sicher wie bei anderen Banken.
Doch auch jede Hausbank hat inzwischen Zugang zu mehr als 260 nachhaltigen Aktienfonds und mehr als hundert Rentenfonds, die nur Wertpapiere ausgewählter Unternehmen oder öffentlicher Institutionen führen. Die Auswahl ist von Fonds zu Fonds unterschiedlich, doch bestimmte Kriterien gibt es bei fast allen: Wertpapiere von Waffenproduzenten werden ebenso wenig gekauft wie jene von Billigproduzenten oder auch von Unternehmen, die den Klimaschutz vernachlässigen.
Entgegen mancher Befürchtungen rentieren nachhaltige Geldanlagen nicht schlechter als konventionelle Anlagen. Da es sich ebenfalls um Aktienfonds handelt gilt in punkto Sicherheit das gleiche wie für konventionelle Fonds: Ihre Kurse variieren, doch die Verluste der einen werden durch Gewinne anderer ausgeglichen.
Auch wer sich auf das Auf und Ab an der Börse nicht einlassen möchte, kann sein Geld für faire und nachhaltige Ziele arbeiten lassen. Zum Beispiel bei der kirchlichen Initiative Oicocredit, die 1975 gegründet wurde. Bei dieser Genossenschaft können alle Bürger Anteile für 200 Euro erwerben. Sie erbringen eine Dividende von einem Prozent. In Zeiten von Niedrigzinsen ist dies gar nicht so wenig. Das Geld fließt in Genossenschaften in den armen Regionen der Welt oder an Organisationen, die das Leben der ärmeren Bevölkerungsgruppen verbessern, ohne die Natur zu schädigen. Die Kredite werden so breit gestreut, dass die Verluste in den vergangenen Jahrzehnten gering waren. Hier schließt sich denn auch der Kreis zum Weltladen Bad Nauheim. Zahlreiche Produkte – von fairem Bio-Kaffee aus Mexiko bis zu handgefertigten Taschen aus Kambodscha – stammen von Kooperativen, die auch von Oicocredit Darlehen erhalten haben.
Das zeigt: Geld kann viel anrichten. Aber kann man mit Geld auch viel Gutes ausrichten.
Das Grundproblem liegt darin, dass die meisten Sparerinnen und Sparer gar nicht wissen, wo sich ihr Spargeld gerade herumtreibt. Vielleicht finanzieren sie damit Gutes, vielleicht finanzieren sie aber auch Dinge, die sie nicht finanzieren würden, wenn sie davon wüssten. So ermittelten zum Beispiel Finanzexperten der unabhängigen niederländischen Friedensorganisation Pax in einer Studie, dass die Deutsche Bank seit 2014 rund 6,6 Milliarden Dollar in die Herstellung von Atomwaffen durch US-Konzerne investiert hat. Bei der Commerzbank waren es 1,05 Milliarden. Darunter sind auch Gelder einfacher Sparer, die davon nichts wissen.
Umstritten können auch Anlagen sein, die immer wieder angepriesen werden. Das Zauberwort vieler Finanzberater lautet derzeit Indexfonds (ETFs). In diesen Fonds sind die Gelder relativ sicher, weil sie sich an der Wertentwicklung großer Firmen, zum Beispiel an dem der Dax-Konzerne, orientiert. Durch die breite Streuung werden Verluste der einen durch Gewinne der anderen ausgeglichen. Deshalb ist die Wertsteigerung über die Jahre beachtlich. Wer allerdings genau fragt, was die Sparer auf diese Weise in den vergangenen Jahren mit ihrem Geld gefördert haben, wird überrascht sein: zum Beispiel die Dieselbetrüger von VW, ein korruptes Finanzunternehmen namens Wirecard oder auch die Kohlewirtschaft.
Wolfgang Kessler ist Ökonom und Mitarbeiter des Weltladens Bad Nauheim. Er war 20 Jahre lang Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum.