3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls zum 4. Fastensonntag im Jahreskreis

Sich anschauen (c) Jürgen Damen In: Pfarrbriefservice.de
Sich anschauen
Datum:
Di. 22. März 2022
Von:
Gabriele Maurer

Liebe Leser*innen,  

das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ oder besser vom „barmherzigen Vater“ ist uns allen gut bekannt. Es lohnt sich, die bekannte Geschichte Jesu wieder einmal genau zu lesen. Jesus erzählt sie, weil sich die Leute darüber empörten, mit welchen Menschen er Zeit verbrachte und für wen er sich einsetzte. Durch das Gleichnis zeigt er den Menschen damals und uns heute einen Spiegel. Möglicherweise erkennen wir uns darin selbst.

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Dein Bruder war tot und lebt wieder

 

In jener Zeit
   kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus,
   um ihn zu hören.

 

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber
und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.

 

Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:

 

Ein Mann hatte zwei Söhne.

 

Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater:
   Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht!
Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf.

 

Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen
   und zog in ein fernes Land.
Dort führte er ein zügelloses Leben
   und verschleuderte sein Vermögen.

 

Als er alles durchgebracht hatte,
   kam eine große Hungersnot über jenes Land
und er begann Not zu leiden.

 

Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf;
der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.

 

Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt,
   die die Schweine fraßen;
aber niemand gab ihm davon.

 

Da ging er in sich und sagte:
   Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss,
   ich aber komme hier vor Hunger um.

 

Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen
und zu ihm sagen: Vater,
ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.

 

Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein;
mach mich zu einem deiner Tagelöhner!

 

Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.
Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen
und er hatte Mitleid mit ihm.
Er lief dem Sohn entgegen,
   fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

 

Da sagte der Sohn zu ihm: Vater,
ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt;
ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.

 

Der Vater aber sagte zu seinen Knechten:
   Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an,
steckt einen Ring an seine Hand
   und gebt ihm Sandalen an die Füße!

 

Bringt das Mastkalb her und schlachtet es;
wir wollen essen und fröhlich sein.

 

Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder;
er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Und sie begannen, ein Fest zu feiern.

 

Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld.
Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam,
   hörte er Musik und Tanz.

 

Da rief er einen der Knechte
   und fragte, was das bedeuten solle.

 

Der Knecht antwortete ihm:
   Dein Bruder ist gekommen
   und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen,
   weil er ihn gesund wiederbekommen hat.

 

Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber kam heraus
   und redete ihm gut zu.

 

Doch er erwiderte seinem Vater:
   Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir
   und nie habe ich dein Gebot übertreten;
mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt,
   damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.

 

Kaum aber ist der hier gekommen,
   dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat,
   da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.

 

Der Vater antwortete ihm:
   Mein Kind, du bist immer bei mir
und alles, was mein ist, ist auch dein.

 

Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen;
denn dieser, dein Bruder, war tot
   und lebt wieder;
er war verloren
   und ist wiedergefunden worden.

Lk 15,1-3.11-32

Unser spiritueller Impuls für den Alltag

Erstkommunionkinder staunen oft über die Reaktion des Vaters. Sie freuen sich mit dem Sohn über die große Barmherzigkeit und Liebe des Vaters, der ihm mit offenen Armen entgegenkommt und ihn wieder mit allen Ehren aufnimmt. Im Spiel vollziehen sie das „in-sich-Gehen“, die innere Umkehr des jüngeren Sohnes nach. Sie äußern die Erleichterung, Freude und Dankbarkeit des Sohnes und können sich darüber freuen, dass Gott dieser Vater für uns alle sein will.

Ebenso können sie sich aber auch in den älteren Sohn hineinversetzen, der diese Art von Gerechtigkeit seines Vaters nicht verstehen und nachvollziehen kann.

Der ältere Sohn vergleicht sich mit dem Bruder und fühlt sich ungerecht behandelt und übergangen.

Für den Vater ist es ganz einfach: „Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“

Wir können uns fragen:

  • Staunen wir noch über die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu uns?
  • Spüren wir noch die Dankbarkeit und Freude, dass wir immer wieder neu beginnen dürfen?
  • Vergleichen wir uns mit anderen und sind neidisch?
  • Können wir uns mit anderen freuen?

Angesichts der Sorgen, die uns derzeit belasten: Vertrauen wir auf die Kraft des Gebets und verbinden wir uns mit den vielen Betenden auf der Welt zu einer großen Gemeinschaft und bitten um Frieden und Freiheit für die Menschen in den Kriegsgebieten und überall dort, wo Terror, Unrecht und Unfriede herrscht.

Wir glauben schließlich, dass Gott immer bei uns ist. Auch im Leid und durch das Leid hindurch. Wir wissen, dass Gott mit uns geht. 

Gott ist allmächtig, ewig - einfach unvorstellbar für uns – größer als unser Verstand. Gott kennt uns, unsere Gedanken und unsere Zukunft. Gott hält uns, auch wenn wir noch nicht sehen, wie es weitergehen soll. Gott verursacht nicht das Leid und will kein Leid für uns Menschen. Im Gegenteil: Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!“ Ich denke, er hat damit auch schon das unvollkommene Leben hier auf Erden gemeint.

Eine gute neue Woche wünscht

Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin