Liebe Leser*innen,
das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ oder besser vom „barmherzigen Vater“ ist uns allen gut bekannt. Es lohnt sich, die bekannte Geschichte Jesu wieder einmal genau zu lesen. Jesus erzählt sie, weil sich die Leute darüber empörten, mit welchen Menschen er Zeit verbrachte und für wen er sich einsetzte. Durch das Gleichnis zeigt er den Menschen damals und uns heute einen Spiegel. Möglicherweise erkennen wir uns darin selbst.
Dein Bruder war tot und lebt wieder
|
In jener Zeit |
|
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber |
|
Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: |
|
Ein Mann hatte zwei Söhne. |
|
Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: |
|
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen |
|
Als er alles durchgebracht hatte, |
|
Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; |
|
Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, |
|
Da ging er in sich und sagte: |
|
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen |
|
Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; |
|
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. |
|
Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, |
|
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: |
|
Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; |
|
Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; |
|
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. |
|
Da rief er einen der Knechte |
|
Der Knecht antwortete ihm: |
|
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. |
|
Doch er erwiderte seinem Vater: |
|
Kaum aber ist der hier gekommen, |
|
Der Vater antwortete ihm: |
|
Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; |
Lk 15,1-3.11-32
Erstkommunionkinder staunen oft über die Reaktion des Vaters. Sie freuen sich mit dem Sohn über die große Barmherzigkeit und Liebe des Vaters, der ihm mit offenen Armen entgegenkommt und ihn wieder mit allen Ehren aufnimmt. Im Spiel vollziehen sie das „in-sich-Gehen“, die innere Umkehr des jüngeren Sohnes nach. Sie äußern die Erleichterung, Freude und Dankbarkeit des Sohnes und können sich darüber freuen, dass Gott dieser Vater für uns alle sein will.
Ebenso können sie sich aber auch in den älteren Sohn hineinversetzen, der diese Art von Gerechtigkeit seines Vaters nicht verstehen und nachvollziehen kann.
Der ältere Sohn vergleicht sich mit dem Bruder und fühlt sich ungerecht behandelt und übergangen.
Für den Vater ist es ganz einfach: „Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“
Wir können uns fragen:
Angesichts der Sorgen, die uns derzeit belasten: Vertrauen wir auf die Kraft des Gebets und verbinden wir uns mit den vielen Betenden auf der Welt zu einer großen Gemeinschaft und bitten um Frieden und Freiheit für die Menschen in den Kriegsgebieten und überall dort, wo Terror, Unrecht und Unfriede herrscht.
Wir glauben schließlich, dass Gott immer bei uns ist. Auch im Leid und durch das Leid hindurch. Wir wissen, dass Gott mit uns geht.
Gott ist allmächtig, ewig - einfach unvorstellbar für uns – größer als unser Verstand. Gott kennt uns, unsere Gedanken und unsere Zukunft. Gott hält uns, auch wenn wir noch nicht sehen, wie es weitergehen soll. Gott verursacht nicht das Leid und will kein Leid für uns Menschen. Im Gegenteil: Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!“ Ich denke, er hat damit auch schon das unvollkommene Leben hier auf Erden gemeint.
Eine gute neue Woche wünscht
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin