Beerfelden. Liebe Leser*innen,
der Text des heutigen Evangeliums zum 12. Sonntag im Jahreskreis klingt vertraut – und ist doch erschreckend. Hier ist tatsächlich von „Selbstverleugnung“ die Rede. Und Jesus spricht dabei von „allen“ und nicht nur zu einigen besonders Berufenen, die zu ihm gehören wollen.
In jener Zeit |
Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, |
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, |
Doch er befahl ihnen und wies sie an, |
Und er sagte: |
Zu allen sagte er: |
Denn wer sein Leben retten will, |
Jesus ist mehr als ein großer Prophet. Zu Beginn der Szene hatte er seine Jünger gefragt, was man im Volk über ihn sage. Er möchte, dass seine Jünger ihn besser verstehen.
Das ganze Gespräch findet statt, nachdem Jesus einsam gebetet hatte- wie immer vor wichtigen, entscheidenden Ereignissen.
Was nun kommt, ist also nicht nebenbei gesagt. Jesus kündigt an, wie es ihm- dem „Menschensohn“- ergehen wird, ja ergehen „muss“.
Er korrigiert Petrus Antwort nicht, als dieser antwortet, er sei der „Christus Gottes“. Vielmehr fügt er hinzu, was diese Rolle, Aufgabe, Person einschließt: Leid, Spott, Verfolgung, Tod. Er verschweigt auch nicht, dass er auferstehen wird. Aber die Jünger können es noch nicht verstehen – da wäre es uns wohl auch nicht anders ergangen.
Lukas erzählt nicht, wie die Jünger darauf reagiert haben. Ich denke, sie werden schockiert gewesen sein und verstanden haben, dass sie darüber zunächst nicht reden sollten.
Wenn wir uns zu Jesus Christus bekennen – dem Gekreuzigten aber auch dem Auferstandenen - dann schließt das ein, dass wir uns nicht so wichtig nehmen und täglich unser Kreuz annehmen und es tragen. Wir müssen uns auch kein Kreuz suchen, das Leben hält für jeden von uns genug Mühe und Leid bereit.
Das kleine Wort „täglich“ weist uns darauf hin, dass viele unserer Entscheidungen jeden Tag fallen, die manchmal unseren ganzen Mut erfordern: Wir wollen nicht gern Spielverderber sein, wir wollen unsere Ruhe, einen guten Ruf und uns nirgends einmischen, nicht belächelt oder verschrien werden… Aber was bleibt, wenn man aus Anpassung alles verleugnet, was wirklich wichtig ist? Wir sollten uns immer wieder fragen:
Unser Glaubensbekenntnis ist keine Theorie. Deshalb kann ich die beiden letzten Sätze des Evangeliums als Hilfe und nicht als Drohung lesen:
Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
In diesem Sinne wünsche ich uns eine gute neue Woche
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin