Erbach. Wie geht es Ihnen, wenn Sie bei einer Hochzeit oder einem anderen größeren Fest eingeladen sind und keine Platzkarten oder ähnliches vergeben wurden? Setzen Sie sich einfach hin wo es ihnen gefällt? Wie ist das mit dem „Platz im Leben“ generell?
Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau.
Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen:
Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen.
Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen.
Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten.
Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein.
Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.
Lk 14,1.7-14
Wie geht es Ihnen, wenn Sie bei einer Hochzeit oder einem anderen größeren Fest eingeladen sind und keine Platzkarten oder ähnliches vergeben wurden? Setzen Sie sich einfach hin wo es ihnen gefällt, suchen sie sich gemeinsam mit Freunden, der Familie einen ihnen angenehmen Platz aus oder warten Sie – vielleicht etwas unsicher - darauf, bis der Gastgeber/die Gastgeberin zum Sitzen auffordert und überhaupt, wie ist das mit meinem „Platz im Leben“ generell?
Mit den „Ehrenplätzen“ ist das ja eh so eine Sache. Jesus jedenfalls ruft dazu auf, sich nicht selbst den besten Platz auszusuchen, sich nicht immer selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Er fordert dazu auf, sich zurückzuhalten und bescheiden zu bleiben. Das bedeutet nicht, dass ein angemessenes, gesundes Selbstbewusstsein falsch wäre - aber das ist nicht mit Hochmut oder Eitelkeit zu verwechseln. Ich verstehe diese Passage jedenfalls als eine Aufforderung zur persönlichen Bescheidenheit, die uns allen gut tut, gerade auch im Hinblick auf die vielen Unzulänglichkeiten in unserer eigenen Lebensführung. Jesus fordert uns auf zu einem realistischen Blick auf uns selbst.
Im zweiten Teil des Evangeliums geht der Augenmerk auf die Eingeladenen selbst. Wer sitzt mit am Tisch? Jesus ruft dazu auf, nicht (nur) Freunde und Verwandte einzuladen, sondern Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde. Da sehe ich bei mir großen Nachholbedarf. Setze ich mich immer zu den Gleichen, mit denen ich mich gut unterhalten kann? Suche ich auch das Gespräch mit anderen, mit Ausgegrenzten, mir vielleicht sogar unangenehmen Personen? Jesus jedenfalls setzt sich mit Armen, Zöllnern, Sündern, Blinden, Lahmen und Kranken zusammen, geht auf sie zu und hört ihnen zu, ohne Vorbedingungen. Nehmen wir uns an ihm ein Beispiel.
Ihr
Peter Heiligenthal, Gemeindereferent