Odenwaldkreis. Gemeinsam auf dem Weg: Ein Blick zurück, der uns nach vorne weist… Unter diesem hoffnungsvollen Motto trafen sich am 12. des Monats Mitglieder der Pastoralraumkonferenz, der Projektgruppen und des Verwaltungsteams in der Remise der katholischen Pfarrei Erbach. Das Treffen war ein würdiger Abschluss einer intensiven Vorbereitungszeit und zugleich ein hoffnungsvoller Ausblick auf die Neugründung der Pfarrei Guter Hirte im Odenwaldkreis am 1. Januar 2026.
Seit dem Beginn der 2. Phase des Pastoralen Weges im September 2022 haben viele Engagierte daran gearbeitet, aus zwölf eigenständigen Pfarreien im Dekanat Erbach eine gemeinsame, zukunftsfähige Struktur zu formen. Die Grundlagen dafür wurden bereits seit April 2019 gelegt – getragen von Herzblut, Kreativität und dem Ziel, die Kirche im Odenwaldkreis für kommende Generationen zu stärken.
Auch die Corona-Zeit konnte den Prozess nicht stoppen. Ein wichtiger Schritt war die Online-Dekanatsversammlung am 24. April 2021, in der nach intensiven Diskussionen der Zuschnitt der neuen Pfarrei festgelegt wurde. Der klare Wunsch: eine gemeinsame Pfarrei für den gesamten Odenwaldkreis – ein starkes Zeichen des Zusammenhalts.
Mit der Auflösung des Dekanats Erbach im Sommer 2022 und der Überführung in den Pastoralraum Odenwaldkreis wurde der Übergang eingeleitet. Nun blicken alle mit Zuversicht auf den 1. Januar 2026: den Start eines neuen Kapitels kirchlichen Lebens im Odenwaldkreis.
Warum die Veränderungen notwendig sind, erläuterte Pfarrer Harald Poggel, der 2022 als Leitender Pfarrer in den Odenwald kam: „Das Motto des Pastoralen Wegs ist, dass wir eine Kirche des Teilens werden. Die Gesellschaft verändert sich – und damit auch die Kirche.“
Ein Grund ist der Rückgang aktiver Mitglieder im Haupt- und Ehrenamt. Derzeit leben rund 13.500 Katholiken im Odenwaldkreis, bis 2030 rechnet man mit nur noch etwa 12.000. „Ältere Mitglieder versterben, und es kommt weniger Nachwuchs nach“, so Poggel.
In sechs Projektgruppen, dem Arbeitskreis Institutionelles Schutzkonzept, dem Team Öffentlichkeitsarbeit und der Arbeitsgruppe Ehrenamt haben sich rund 100 engagierte Christinnen und Christen auf den Weg gemacht, um eine lebendige, zukunftsfähige Pfarrei zu gestalten.
Zu Beginn stand die Bestandsaufnahme: Wo stehen wir? Was brauchen wir? Wie kann Neues gelingen? Mit viel Hingabe entstand in allen Gruppen ein tragfähiges Konzept – für Strukturen und für ein echtes Miteinander.
In der Katechese ging es um mehr als Unterricht: Die Einführung in den christlichen Glauben bei Erstkommunion und Firmung soll weiterhin lebensnah, inspirierend und gemeinschaftlich gestaltet werden. Auch die Gottesdienstplanung wurde neu gedacht – angesichts sinkender Priesterzahlen und dem Wunsch, in möglichst vielen Gemeinden am Wochenende Gottesdienste zu feiern. Die Zeiten sind so abgestimmt, dass gegenseitige Vertretung möglich ist. So entsteht ein verlässliches Netz, das trotz weniger Priestern regelmäßige Gottesdienste sichert – ein Modell, das auf Zusammenarbeit und Gemeinschaft setzt.
In der Sozialpastoral entstand die Aktion „Hast du mal 4 Stunden Zeit?“ – eine Einladung, sich zeitlich begrenzt sozial zu engagieren. Ein niedrigschwelliger Einstieg, der Lust aufs Mitmachen macht.
Auch die Ökumene wurde gestärkt: Evangelische Christinnen und Christen engagierten sich aktiv, um gemeinsam Kirche zu gestalten – offen und konfessionsübergreifend, mit offenem Herzen und klarem Blick auf das Gemeinsame. Die Projektgruppen Vermögen und Gebäude schufen die finanziellen Grundlagen für die Zusammenführung von zwölf Wirtschaftsplänen. Das Gebäudekonzept steht. In Michelstadt entsteht ein zentrales Verwaltungsbüro; die Planungen sind abgeschlossen, die Genehmigungen laufen.
Die neue Verwaltung hat ihre Arbeit bereits aufgenommen – noch dezentral, aber nach neuen Vorgaben und digital vernetzt. Sobald die neuen Räumlichkeiten in Michelstadt bezugsfertig sind, wird sie dort einziehen und als zentrale Anlaufstelle für die Pfarrei dienen. „Sie will ermöglichen, begleiten und entlasten – damit das kirchliche Leben vor Ort weiterhin blühen kann,“ so Matthias Kusch, Verwaltungsleiter.
Pfarrer Harald Poggel und Verwaltungsleiter Matthias Kusch verabschiedeten zwei geschätzte Kolleginnen mit herzlichem Dank: Christel Keller und Anja Encarnacao scheiden zum Jahresende aus dem Team aus. Ihr langjähriges Engagement wurde mit großer Anerkennung gewürdigt.
Gleichzeitig wurde der Blick nach vorn gerichtet: Mit Kerstin Trumpfheller und Kirsten Molitor wurden zwei neue Verwaltungskräfte willkommen geheißen, die sich mit viel Elan in der Einarbeitung befinden. Ihre Motivation und frischen Impulse lassen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit hoffen.
Doch der Abend war mehr als ein Rückblick – er war ein lebendiger Auftakt in die gemeinsame Zukunft der neuen Pfarrei. An sechs thematischen Stationen kamen die Teilnehmenden ins Gespräch: Welche Erwartungen haben wir an die Gremien? Welche Gebäude brauchen wir künftig? Welche Aufgaben übernehmen Pfarreirat und Verwaltungsrat? In offener Atmosphäre wurden Ideen ausgetauscht, Fragen gestellt und Perspektiven entwickelt.
Zum Abschluss konnten alle ihre persönlichen Interessen und Vorstellungen einbringen – wie sie sich künftig ins Leben der neuen Pfarrei einbringen möchten. So wurde aus einem Abend des Dankes und der Anerkennung auch ein Abend des Aufbruchs und der Zuversicht – ein starkes Zeichen für das Miteinander in der neuen Pfarrei Guter Hirte im Odenwaldkreis.