3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls aus Beerfelden

Nr. 5 (c) Johannes Simon by Pfarrbriefservice.de
Nr. 5
Datum:
Do. 1. Sept. 2022
Von:
Gabriele Maurer

Liebe Leser*innen,   

Jesus hat immer wieder an die Zehn Gebote erinnert, auch an das vierte: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Er selbst hat die Gebote sehr ernst genommen. Das vierte Gebot meint, die Eltern zu ehren und zu achten, und für sie da sein, wenn sie alt und hilfsbedürftig sind. Und es schließt auch ein, für die Kinder zu sorgen bis sie erwachsen sind: Auf manches zu verzichten, um der Kinder willen und für sie bereit zu sein, etwas aufzugeben. All das hat Jesu volle Zustimmung.

Doch heute lesen wir im Evangelium, dass Jesus sagt: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben geringachtet, dann kann er nicht mein Jünger sein“.  Ich frage mich: „Wie passt das zusammen?“

Evangelium aus Lk 14,25-33

In jener Zeit
   begleiteten viele Menschen Jesus;
da wandte er sich an sie

und sagte: Wenn jemand zu mir kommt
   und nicht Vater und Mutter,
   Frau und Kinder, Brüder und Schwestern,
   ja sogar sein Leben gering achtet,
   dann kann er nicht mein Jünger sein.

Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht,
   der kann nicht mein Jünger sein.

Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will,
   setzt er sich dann nicht zuerst hin
   und berechnet die Kosten,
   ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?

Sonst könnte es geschehen,
   dass er das Fundament gelegt hat,
   dann aber den Bau nicht fertigstellen kann.
Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten

und sagen: Der da hat einen Bau begonnen
   und konnte ihn nicht zu Ende führen.

Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht,
   setzt er sich dann nicht zuerst hin
   und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann
   dem entgegenstellen kann,
   der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?

Kann er es nicht,
   dann schickt er eine Gesandtschaft,
   solange der andere noch weit weg ist,
   und bittet um Frieden.

Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein,
   wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Woran hängt unser Herz? Sind wir frei, zu lieben? Sind wir frei, unsere individuelle, persönliche Aufgabe als Christen zu erfüllen?

Jesus warnt vor halbherzigem Tun. Wer Christ sein will, soll sich gut überlegen, ob er/sie bereit ist, dafür alles einzusetzen und damit wirklich ernst zu machen. Sonst sei er/sie wie ein Turmbauer, dem auf halbem Weg das Geld ausgeht, oder wie jemand, der unbedacht einen Krieg riskiert. 

Das, was wir als Christen sagen, und wie wir als Christen leben, passt leider oft nicht zusammen. Und das erregt Spott. Davon spricht Jesus in dem Gleichnis.

Wie aber werden wir "ganzherzige", freie Christen und glaubwürdige Menschen? Jesu Anweisung ist klar: Wo in unserem Leben Gott wirklich an erster Stelle steht, bekommt das ganze Leben Halt und Orientierung. Halbherzig geht das aber nicht.

Die eigene Familie „gering achten“, das klingt schlimm. Wörtlich steht da sogar „hassen.“ Die Übersetzer waren wohl selbst von Jesu Worten erschrocken und haben sie daher abgeschwächt. Sie bleiben trotzdem noch hart genug.

Unsere Familie, „unsere Lieben“- wie wir sie gerne nennen, sollen wir hassen? Oder will Jesus damit provozieren? Will er uns etwas zeigen, was sich bei näherem Hinsehen als Hilfe erweist? Könnte es nicht sein, dass Jesus uns hier einen Weg in die Freiheit zeigt?

Denn Familie kann auch einengen. Es gibt einen schlimmen Familienegoismus, einen unguten Familienstolz, der unfrei macht. Und auch unsere eigenen Pläne und Vorstellungen vom Leben lassen bisweilen wenig Raum für Gottes Pläne.

Die eigene Familie „hassen“?

Es geht um unsere Freiheit. Jesus will uns befreien:

  • frei machen von zu engen Abhängigkeiten
  • frei machen von Vorurteilen
  • frei machen von all dem was uns hindert, im anderen den Menschen zu sehen - und so die Spirale von Hass, Ablehnung und Gewalt zu durchbrechen
  • frei machen, um in der Familie - und auch darüber hinaus - die Menschen zu sehen, die ich besonders lieben soll und darf, aber deren Wünsche ich nicht über den Willen Gottes stellen darf
  • frei und offen dafür machen, für das, was Gott mit mir vor hat.

Jesus nachzufolgen, das bedeutet täglich neu, frei zu werden.  Das schließt aber auch ein, unser Kreuz auf uns zu nehmen – welches unser individuelles/eigenes ist.

So gesehen kann ich meine Frage vom Anfang beantworten: Es passt zusammen!

Eine gesegnete neue Woche wünscht uns

Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin